Thomas Hitzlsperger "Das Fußballgeld war wie ein Erbe"

Sein harter Schuss brachte ihm den Spitznamen „Hitz the hammer“ und jede Menge Geld. Nach seiner Karriere musste Fußballprofi Thomas Hitzlsperger erst einmal seine weiteren Talente finden.

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Thomas Hitzlsperger, 34, ist ehemaliger Profifußballspieler. Bis 2010 spielte er in der deutschen Nationalmannschaft. Heute arbeitet er als Vorstandsberater des VfB Stuttgart. Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Hitzlsperger, sind Sie ein eher großzügiger oder ein eher sparsamer Mensch?
Thomas Hitzlsperger: Für mich ist das kein Gegensatz. Ich kaufe mir nichts, was ich mir vor der Profikarriere nicht geleistet hätte. Ich komme aus einer großen Familie mit sechs älteren Geschwistern. Die würden mir direkt sagen, wenn ich verschwenderisch werden würde. Doch wenn ich etwas sinnvoll finde, dann habe ich den Luxus, nicht auf den einzelnen Cent schauen zu müssen.

Wo sind Sie spendabel?
Als ich letztes Jahr in den USA gearbeitet habe, habe ich es genossen, das Land zu entdecken. Außerdem habe ich in den letzten Jahren viel Geld in Fortbildungen investiert.

Hatten Sie denn einen beruflichen Plan für die Zeit nach der Profifußballkarriere?
Die wenigsten Fußballspieler sind darauf vorbereitet, wenn Schluss ist. Auch ich musste erst mal herausfinden, was mir außer Fußballspielen Spaß macht und welche anderen Talente und Fähigkeiten ich habe. Es herrscht das Vorurteil, nach einer erfolgreichen Fußballkarriere für den Rest seines Lebens ausgesorgt zu haben – als ob das erstrebenswert wäre.

Heute arbeiten Sie im Management des VfB Stuttgart. Verdienen Sie mehr oder weniger als früher?
Ich habe nie einen Kassensturz gemacht, denn das Geld aus der Fußballzeit habe ich nie als Gehalt betrachtet, sondern eher wie ein Erbe. Man kann das ja ohnehin nicht aufrechnen mit Arbeitsstunden.

Welche Rolle spielt das Thema Geld eigentlich vor dem Spiel in der Kabine?
Die Spieler sprechen schon über Geld, vor allem wenn es um Konsumgüter wie Autos, Uhren und Mode geht. Das Thema ist heute auch deutlich präsenter, wegen der großen Summen, die gezahlt werden. Aus meiner Sicht ist das eine gefährliche Entwicklung.

Inwiefern?
Viele Fans entfremden sich vom Fußball und ihren Vereinen. Die Geldsummen für Gehälter und Ablösungen sind zu weit von ihrem Leben weg. Natürlich sind das Prozesse des freien Marktes. Doch die Bundesliga sollte aus den Fehlern englischer Vereine lernen. Hier haben sich einige Vereine, wie Coventry City oder Charlton Athletic, selbst kaputt gemacht.

Wie kann die Bundesliga das verhindern?
Wir sollten die Märkte offen halten, doch bestimmte Leitplanken schaffen, damit kein zügelloser Kapitalismus entsteht. Es sollte aus meiner Sicht nicht möglich sein, dass ein Investor grenzenlos Geld in einen Verein pumpt und dann wieder verschwindet. Am Ende sind es die Fans, die alleingelassen werden oder sich den Stadionbesuch nicht mehr leisten können.

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