Steigen die Temperaturen, leidet der Stil. Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Welt auf mehr als 25 Grad erhitzen, schlurfen orthopädische Sandalen über die Büroflure, zu kurze Röcke zwängen sich auf Schreibtischstühle, Kurzarmhemden beugen sich über Tischkanten. Ganz zu schweigen von den zahlreichen luftigen Zweiteilern, die dann fröhlich umherwehen. Natürlich: Hitze stellt auch für die modischsten aller Menschen eine Herausforderung dar. In deutschen Büros jedoch gehen steigende Temperaturen häufig mit dem völligen Verlust der Selbstachtung einher. Das muss nicht sein. Dank der voranschreitenden Verfreizeitlichung ist es in den vergangenen Jahren sogar leichter geworden, Hitze und Büro miteinander zu verbinden.
Das bedeuten die verschiedenen Business-Dresscodes
Bedeutet gehobene Freizeitkleidung, also: Baumwollhose, Polohemd, Jackett. Beim Business Casual putzen sich die Leute mehr heraus: Frauen tragen Kostüm oder Hosenanzug, nicht zu hohe Schuhabsätze, unsichtbare Zehen. Männer tragen eine Kombination, die Krawatte kann im Schrank bleiben.
Meist bei Einladungen nach der Arbeit. Konservativ: Er trägt Anzug, aber keine Brauntöne. Sie: Kostüm oder Hosenanzug, aber keine großen Handtaschen mit Schulterriemen. Einzig richtig: Clutchbags – kleine Handtäschchen ohne Riemen. Rocklänge: nie kürzer als eine Handbreit über dem Knie.
Damen: halblange, elegante Kleider
Herren: dunkelgraue oder schwarze Anzüge.
Gerne zu Abendanlässen.
Er: Smoking, Hemd mit Doppelmanschetten, Kummerbund und Einstecktuch, schwarze Fliege, schwarze Schuhe.
Sie: schwarze lange Robe, Tasche (kleiner als der Kopf). Accessoires gerne farbig.
Er: Frack, weiße Weste mit tiefem Ausschnitt, Stehkragenhemd mit verdeckter Knopfleiste, weiße Fliege, Lackschuhe.
Sie: bodenlanges Abendkleid in Schwarz, Weiß oder Grau (Schultern bei Ankunft bedeckt). Zum Ballkleid geschlossene Schuhe mit Seidenstrümpfen. Findet der Ball im Hochsommer statt, auch hohe Sandaletten – dann ohne Strümpfe.
Zu eleganten Partys und Vernissagen ab 16 Uhr.
Er: dunkler Anzug, Hose mit Bügelfalte, einfarbiges Hemd, dunkle Krawatte, lässiger Schnürschuh.
Sie: das kleine Schwarze. Schultern, Dekolleté und Bein dürfen gezeigt werden.
Werden oft falsch zugeknöpft. So ist es richtig: Zweireiher immer geschlossen. Sakko mit zwei Knöpfen: ein Knopf geschlossen, wahlweise der untere oder der obere. Drei-Knopf-Sakko: beide oberen Knöpfe zu oder nur der mittlere. Vier-Knopf-Sakko: die beiden mittleren oder die drei oberen Knöpfe geschlossen. Fünf-Knopf-Sakko: alle Knöpfe bis auf den untersten bleiben zu. Frack: wird immer offen getragen. Weste: alle Knöpfe bis auf den untersten bleiben geschlossen.
Unter Sakkos tabu! Die Hemdmanschette muss unter dem Ärmel herausschauen. Richtig: Die Ärmel des Sakkos enden knapp über dem Handrücken, die Hemdmanschette schaut darunter einen Zentimeter heraus.
Klassisch aus weißer Baumwolle, modern aus farbiger Seide oder Kaschmir. Hat nie (!) dasselbe Muster wie die Krawatte, passt aber farblich dazu.
Sie reicht exakt bis zur Gürtelschnalle, nicht länger, nicht kürzer. Der Knoten darf nie so dick werden, dass er den Kragen vom Hemd abdrückt.
Ungepflegte Galoschen enttarnen jedes stilvolle Outfit als Verkleidung. Das Minimum ist ein Paar schwarzer Schnürschuhe aus Leder. Etwa ein Oxford – glatt mit schlichter Kappe. In Braun passt er auch zu Sportjacketts oder Tweedanzügen. Der Semi-Brogue eignet sich zu gemusterten Anzügen und weichen Stoffen. Auch er hat eine Kappe, die weist aber dezente Lochmuster wie beim Brogue auf. Der wird auch Budapester genannt und passt mit seinem typischen Lochmuster auf der geschwungenen Kappe und den Seitenflügeln zu Anzügen aller Art. Wirkt aber stets etwas konservativ.
Frauen müssen sich zum Beispiel nicht mehr in hautfarbene Strumpfhosen zwängen – das ist schon mal sehr erfreulich. Vor allem, weil die Bezeichnung hautfarben nie mehr als ein Euphemismus war – treffen die handelsüblichen Töne „Make-up“, „Champagner“ oder „Elfenbein“ doch niemals die tatsächliche Farbe des Beins. Im Gegenzug sollte der Rock zumindest knapp über das Knie reichen – so viel Stoff muss sein. Des Weiteren sind Frauen heute relativ frei in ihrer Kleiderwahl. Bunte Sommerkleider von Dolce & Gabbana? Ja! Weitschwingende Hosenröcke? Unbedingt! Sandalen? Kommt auf den Fuß an.
Nur das kleine Wörtchen „zu“ limitiert die Damen noch im Berufsalltag – zu tief ausgeschnitten, zu eng, zu mädchenhaft, zu grell, zu durchsichtig.
Männer hingegen sind da mehr Regeln unterworfen. Kurze Hosen sind außerhalb von Start-ups immer noch tabu. Und das aus gutem Grund. Kompetenz in kurzen Hosen – das können nur die Wenigsten. Dafür kann der Blazer bei steigenden Temperaturen immer häufiger im Kleiderschrank hängen bleiben. Oder zumindest durch ein weniger förmliches Modell aus dünnem Canvas-Stoff ersetzt werden. Dafür sollte das Hemd aber bitte auf jeden Fall lange Ärmel besitzen.
Die besten Adressen für Vintagefriseure
Timi der Barbier, timi-der-barbier.de
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Brants Barber im Terminal 2 im Flughafen, brants-barber.de
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Barbershop Cologne, barbershop-cologne.de
Zur Locke, zur-locke.de
Queens and Fools, queensandfools.de
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Guido Bösherz, fb.com/GuidoBoesherzBarbier
Captain’s Barber Shop, captainsbarbershop.de
Cut Corner, cutcorner.de
Imagehair Barbershop, imagehairgroup-barbershop.de
Lang_Schmidt, langschmidt.eu
Barbiere da Roberto, barbiere-da-roberto.de
Zur Not lassen sich diese ja hochkrempeln. Weiter unten gilt: Sandalen sind ebenfalls verboten, Socken jedoch überflüssig. Ein weicher Lederslipper verträgt sich tatsächlich bestens mit nacktem Fuß. Vor allem, wenn die Hose nur knapp bis zu den Fesseln reicht. Das sorgt für zusätzliche Luftzirkulation und damit auch für Abkühlung. Unbedingt zu meiden sind auch müffel-anfällige Polyesterstoffe. Das gilt ebenfalls für die meisten Leinenstoffe, obwohl das Material von seinen Verfechtern immer als so herrlich luftig verteidigt wird. Das mag textiltechnologisch sogar stimmen. Doch haftet dem Stoff, vor allem in hellen Tönen, auch immer etwas filouhaftes an. Außerdem kommt die helle Leine äußerst selten blickdicht daher. Im Büro sollte das eher selten das Mittel der Wahl sein. Doch selbst wenn Ihre Kollegen sich unbedingt dafür entscheiden möchten, trösten Sie sich: Der Herbst kommt bestimmt. Und mit sinkenden Temperaturen gewinnt auch der gute Geschmack wieder dazu.