Uni-Ranking 2011 Die besten Unis für die Karriere

Die RWTH Aachen und die TU Darmstadt sind die besten Hochschulen - vor allem Ingenieure und Informatiker erhalten hier eine erstklassige Ausbildung. Für angehende Ökonomen ist die Universität Mannheim die Top-Adresse. Zu diesem Ergebnis kommt das exklusive Uni-Ranking der WirtschaftsWoche.

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Blesinger, Christine Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

Angesichts der Auswahl fällt die Entscheidung wahrlich nicht leicht. Dabei hängt so viel von ihr ab: der spätere Beruf, der Einstieg und der Aufstieg. Eine Situation, an die sich Christine Blesinger noch allzu gut erinnert.

Die heute 25-Jährige interessierte sich schon während ihrer Schulzeit in Bonn am meisten für Naturwissenschaften und Technik, wählte deshalb Mathematik und Physik als Leistungskurse und entschied sich dazu, später Maschinenbau zu studieren. Bloß: An welcher Hochschule sollte sie sich einschreiben?

Eine Antwort auf diese Frage suchen Jahr für Jahr Tausende von Abiturienten. Und nicht wenige sind dabei völlig orientierungslos. Mehr als 400 Hochschulen gibt es in Deutschland, etwa 9000 Studiengänge bieten sie an.

Licht ins Hochschuldickicht

Als die Forscher des Hochschul-Informations-Systems (HIS) in Hannover im Februar 2010 knapp 30 000 Schüler kurz vor dem Abschluss befragten, stießen sie vor allem auf viel Unwissen. Nur jeder Vierte wusste ausreichend über mögliche Studienmöglichkeiten Bescheid, jeder Dritte fühlte sich „eher unzureichend“ informiert. 40 Prozent gestanden gar, mit den vielen Zukunftsoptionen komplett überfordert zu sein.

Welches Fach ist das richtige? Welche Uni die renommierteste? Und welche Qualifikationen spielen bei der Bewerbung um den Job die wichtigste Rolle? Diesen Fragen widmet sich das exklusive Uni-Ranking der WirtschaftsWoche in Zusammenarbeit mit der Beratungsgesellschaft Universum Communications.

Die Rangliste bringt Licht ins Hochschuldickicht – und zwar sowohl für angehende Ingenieure und Naturwissenschaftler als auch für zukünftige Betriebs- und Volkswirte, Juristen und Informatiker.

Welche Hochschulen bei Personalberatern vorne liegen.

Uni cum laude

516 Personalverantwortliche deutscher Unternehmen beteiligten sich an der größten Umfrage ihrer Art. Während andere Ranglisten sich vor allem auf die Forschung oder die Lehre konzentrieren, bewertet das WirtschaftsWoche-Ranking, an welchen Hochschulen die Studierenden am besten auf Job und Karriere vorbereitet werden.

Und das ganz bewusst. Zweifelsohne ist es wichtig, dass die Professoren einer Hochschule Beiträge in renommierten Journalen veröffentlichen; dass sich ihre Studenten mit den neuesten Forschungsergebnissen auseinandersetzen. Und dass das Leben auf dem Campus angenehm, das Essen in der Mensa mindestens akzeptabel ist. Für die meisten Studierenden sind diese Faktoren jedoch nebensächlich. Wer sein Hochschulzeugnis endlich in der Tasche hat, will vor allem gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Darüber entscheiden nicht zuletzt die zahlreichen Personalentscheider in den Unternehmen. Sie registrieren durchaus, von welcher Uni die besten Absolventen kommen und wo sie dann bevorzugt junge Talente rekrutieren.

Die meisten Unternehmen haben sogenannte Zielunis, denen sie am ehesten zutrauen, fähige und kompetente Mitarbeiter in spe auszubilden. Dabei legen die Personalentscheider vor allem Wert auf Praxisrelevanz, die Vernetzung mit der Wirtschaft und die persönliche Reife der Absolventen.

Genau diese Kriterien berücksichtigt auch das aktuelle Uni-Ranking der WirtschaftsWoche und zeigt, wo sich studieren wirklich lohnt und an welchen Hochschulen die Studiengebühren am besten investiert sind.

Christine Blesinger legte bei ihrer Suche nach einem Studienplatz ebenfalls Wert auf das Renommee ihrer Alma Mater. Deshalb entschied sie sich im Jahr 2005 für ein Maschinenbaustudium an der RWTH Aachen. Und das nicht nur deshalb, weil die Uni als eine der wenigen technischen Hochschulen in Deutschland noch einen Diplomstudiengang anbot statt eines Bachelors: „Ich kannte ihren guten Ruf“, sagt Blesinger.

An diesem Image hat sich bis heute nichts geändert – ganz im Gegenteil: Die Personalchefs der größten deutschen Unternehmen haben die RWTH Aachen im aktuellen Uni-Ranking zur besten Hochschule des Landes gekürt. In der Gesamtauswertung landet die RWTH knapp vor der TU Darmstadt.

Wie schon im Vorjahr belegt Aachen als einzige deutsche Hochschule in vier Kategorien den ersten Platz: Elektrotechnik, Naturwissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau. Das Fach ist schon seit Langem das Steckenpferd der Aachener, mehr noch: Der Abstand zu den Konkurrenten wird immer größer.

Etwa 70 Prozent der Personaler bevorzugen bei der Einstellung Maschinenbauer der RWTH. Der Zweitplatzierte, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), kam auf knapp 47 Prozent der Stimmen.

Lediglich im Fach Informatik musste sich die RWTH mit dem dritten Platz begnügen – dort lag das KIT vorne, das im Jahr 2009 durch die Zusammenlegung der ehemaligen Universität mit dem örtlichen Forschungszentrum entstand.

Solche Spitzenplatzierungen sind kein Zufall. RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2008 viel dafür getan, dass die Studenten schon früh Kontakt zu Unternehmen bekommen – und davon nicht zuletzt auch der Ruf der Hochschule profitiert. So kooperieren die Aachener mit dem benachbarten Forschungszentrum Jülich, der Energiekonzern E.On finanziert der RWTH ein eigenes Institut und drei Lehrstühle.

Diese Fortschritte machen sich auch finanziell bemerkbar: Im Jahr 2010 verzeichnete Schmachtenberg bei den Drittmitteln einen Einnahmerekord: 258 Millionen Euro bekam die Hochschule genehmigt.

Lohn für Reformen

Doch nicht überall verläuft der Modernisierungsprozess so reibungslos wie in Aachen. Hans-Wolfgang Arndt kann davon das sprichwörtliche Lied singen. Der 66-Jährige ist seit 2001 Rektor der Universität Mannheim. In den vergangenen Jahren hat er viel Zeit, Energie und auch Kraft damit verbraucht, zahlreiche Reformen anzustoßen.

Ashbahr Karsten Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Arndt steht für den modernen Typ des Uni-Chefs. Die Präsidenten und Rektoren der besten Hochschulen Deutschlands klingen nicht mehr wie verkopfte Professoren, die sich am liebsten hinter staubigen Akten und dicken Büchern verschanzen; sondern wie Manager eines Wirtschaftsunternehmens, die die Öffentlichkeit gezielt suchen. Und die nicht davor zurückschrecken, sich notfalls erst einmal unbeliebt zu machen.

Arndt hat in den vergangenen Jahren viele Steine in Mannheim umgedreht und so manchen weggeworfen. Die Bereiche Jura und VWL wurden in einer Fakultät verschmolzen, ebenso die Fächer Informatik und Mathematik.

Aber Arndt hat auch eine Vision sowie das rhetorische Talent, diese zu kommunizieren. So gelang es ihm, Gegner und Skeptiker seiner Reformvorschläge zu begeistern – und zwar so gut, dass die „Zeit“ am Ende gar vom „Wunder von Mannheim“ schrieb.

Kreative Individualisten

Der Rektor selbst sieht das wesentlich nüchterner. Es sei „die einzige Überlebenschance, zu einer Marke zu werden“, sagt Arndt. Er leugnet gar nicht, dass deren Kern vor allem aus BWL und VWL besteht – mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Arndt legt Wert darauf, in Mannheim nicht nur ordentliche Controller, sorgfältige Bilanzprüfer oder raffinierte Strategen auszubilden. Sondern kreative und neugierige Individualisten, die über den viel zitierten Tellerrand hinausschauen können. Deshalb besteht das hiesige BWL-Bachelorstudium auch zu einem guten Teil aus Geisteswissenschaften.

Diese besondere Ausrichtung war einer der Gründe, warum Karsten Asbahr heute seinen BWL-Master in Mannheim macht. Den 24-Jährigen überzeugte das Konzept aus fachlicher Qualität einerseits und breiter Ausbildung andererseits.

Gute Noten alleine reichen nicht

Bereits im Bachelorstudium absolvieren die angehenden Betriebswirte nicht nur ein obligatorisches Auslandspraktikum, sondern belegen auch geisteswissenschaftliche Vorlesungen. Dort beschäftigen sich die zukünftigen Marketing- oder Controllingspezialisten mit lateinamerikanischer Geschichte, Texten des Philosophen Walter Benjamin oder Grundlagen der Soziologie.

Der Wirtschaft gefällt das Mannheimer Ausbildungskonzept – was sich nicht nur in Millionenspenden von Unternehmen oder Mäzenen wie SAP-Mitgründer Hasso Plattner ausdrückt. Die Hochschule belegt im aktuellen Uni-Ranking sowohl im Bereich Betriebswirtschaft als auch in Volkswirtschaftslehre unangefochten den ersten Rang. In BWL hat sie sogar 50 Prozent mehr Stimmen als der Zweitplatzierte.

BWL-Student Asbahr würde in Zukunft gerne in einer Unternehmensberatung oder bei einem Wirtschaftsprüfer einsteigen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dort mit philosophischen Kenntnissen glänzen kann, gering. Dennoch steigert Asbahr durch dieses vermeintliche Exotikum seinen Marktwert.

Auch das ist ein Ergebnis des aktuellen Uni-Rankings: Gute Noten alleine reichen nicht. Stattdessen spielt die Persönlichkeit der Bewerber eine immer größere Rolle. Im Jahr 2007 legten darauf etwa 77 Prozent der Personaler Wert, in diesem Jahr sind es schon 87 Prozent.

Sachs Raissa

Ebenfalls zeichnet sich immer mehr ab, dass Bachelor-Absolventen zunehmend schlechtere Karten bei der Bewerbung haben. 66 Prozent der Befragten bemängeln deren fehlende praktische Erfahrung , 47 Prozent finden sie zu jung oder zu unreif, 41 Prozent attestieren ihnen zu wenig Fachwissen.

Dabei sollte gerade der Bachelor den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Theoretisch jedenfalls. Die Wirklichkeit ist eine andere – gerade beim ersten Job ist der Mangel an praktischen Erfahrungen eines der größten Hindernisse: 71 Prozent der Personalchefs ist sie enorm wichtig – vor vier Jahren sagten das nur 46 Prozent.

Zumindest Raissa Sachs dürfte bei der Jobsuche im Sommer 2012 keine Probleme haben. Die 25-Jährige absolviert derzeit ihr Masterstudium in Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt – die im aktuellen Uni-Ranking ebenfalls herausragt. In insgesamt sechs Fächern landet die Hochschule unter den Top fünf. So viele Spitzenplatzierungen ergattert keine andere Uni.

Optimale Vorbereitung

Sachs wird bei ihrer künftigen Bewerbung allerdings nicht nur mit ihrem Fachwissen oder dem Zeugnis einer renommierten Uni punkten können. Sie hat auch festgestellt, dass die TU Darmstadt sie „optimal auf das Berufsleben vorbereitet“. Seit sie nebenbei beim IT-Dienstleister des Fresenius-Konzerns in Bad Homburg jobbt, hat sie schon einige Male Kollegen mit Wissen aus dem Studium helfen können. Ein klarer Pluspunkt für ihre Bewerbung – und für die Uni.

Die Hochschulleitung um den TU-Präsidenten Hans-Jürgen Prömel, der seit 2007 im Amt ist, tut viel dafür, damit die Darmstädter Absolventen einen Wissensvorsprung haben. Schon im ersten Semester arbeiten die Studenten in Projektgruppen zusammen, die sich beispielsweise der Minimierung der Feinstaubbelastung oder der Entwicklung neuer Drucker widmen.

"Prozesslernfabrik"

Seit einigen Jahren gibt es zudem eine „Prozesslernfabrik“. In einer eigens gebauten Halle können die Studenten den gesamten Produktionsprozess nachvollziehen – von der Bestellung von Werkstoffen bis zur Auslieferung des fertigen Produkts.

Vor einigen Wochen eröffnete Prömel zudem das „House of IT“, das in Zusammenarbeit mit der hessischen Landesregierung und Softwareunternehmen entstanden ist. Dort sollen Informatiker, Ingenieure und Ökonomen zusammen forschen – ein weiterer Baustein in Prömels Zukunftsstrategie.

Zahlreiche Dax-Vorstände haben ebenfalls an Spitzenunis wie Aachen, Darmstadt oder Mannheim den Grundstein für ihre spätere Karriere gelegt (siehe Grafik Seite 90).

Doch auch wer keine dieser Hochschulen besucht, sollte sich davon nicht entmutigen lassen. Die Personalchefs sehen die aktuellen Jobaussichten so optimistisch wie lange nicht: Knapp 85 Prozent bewerten sie derzeit als gut. Im vergangenen Jahr sagten das nur 39 Prozent.

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