Verständigung Gute Kommunikation macht glücklich

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Humor ist wichtig

Das dritte Prinzip hat Schulz von Thun so formuliert: "Probiere dir den Humor zu bewahren, auch und gerade in schwierigen Situationen!" Dieser Satz soll Entscheider davor bewahren, sich zu verbeißen. Und ist wichtig in einer Arbeitswelt, in der die Chefsessel immer mehr zu Schleudersitzen werden.

Schulz von Thun und Pörksen belassen es nicht bloß bei der Theorie: Zwar stehen die Denkmodelle im Vordergrund, aber Pörksen führt mit seinen detaillierten Fragen den großen Denker Schulz von Thun immer auch zurück in die Praxis. Das ist unterhaltsam zu lesen.

Pörksen, der mit seiner Forschung über entfesselte Skandale im Netz und Medien bundesweit bekannt geworden war, wollte die Lehre von Schulz von Thun tiefer durchdringen. Also nahm er Kontakt zu ihm auf und traf sich mehrmals mit ihm. Immer dabei war ein Aufnahmegerät. Später transkribierte Pörksen die Gespräche. Die Dialoge sind leicht verständlich und teilweise sehr amüsant. Sie zeigen, wie viel Spaß die beiden am Diskutieren hatten. 

Kommunikationsstile

Dabei geben sie auch Persönliches preis. So erzählt Schulz von Thun, wie er jahrelang unter den Attacken einer marxistischen Gruppe an der Hamburger Universität litt. Ihre Mitglieder störten seine Vorlesungen und Vorträge und verhielten sich ganz ähnlich wie etwa heute Trolle im Internet.

Bloß nicht mitspielen

Versuchte er die Störer mit Schlagfertigkeit bloßzustellen, gelang ihm das nur teilweise. Schulz von Thuns Erkenntnis: "Reagiere ich dialogisch aufgeschlossen, bin ich der Dumme und gehe ihnen auf den Leim. Reagiere ich abweisend und repressiv, bin ich der Böse, dessen wahres Gesicht entlarvt werden soll." Was ist – übertragen auch auf die anonyme Kommunikation im Netz – sein Rat? Sich klar machen, wenn jemand nicht an einem Verständigungsprozess teilnehmen möchte und nicht mitspielen.

Pörksen erzählt in einem Kapitel, wie er bei der Bewerbung um eine Professur einen Vortrag für ein ganz großes Publikum vorbereitet hatte. Doch es waren nur sieben Zuhörer anwesend und überhaupt keine Studenten. Nichtsdestotrotz blieb er bei seinem Konzept und hielt den Vortrag wie vor einer Masse – sehr laut. Das Vortragsfiasko endete, wie es musste: Ein Professor der Kommission beschwerte sich im Nachhinein über die Lautstärke. Kommunikation muss eben eingebettet sein in die Umstände, und zwar so, dass es für alle Beteiligten passt. Dies ist häufig auch der Grund dafür, dass es zu interkulturellen Missverständnissen kommt.      

Es ist die Mischung aus alten und neuen Erkenntnissen und persönlichen Gedanken der Autoren, die das Buch so lesenswert machen.  

Kommunikation als Lebenskunst ist ein kluges, leicht verständliches und zugleich unterhaltsames Buch von zwei sehr klugen Köpfen, das anregt zum Nachdenken über die eigene Kommunikation. Man hat den Eindruck, man sei live bei der Diskussion dabei. Vor allem aber ist das Buch auch ein Beispiel für gelungene fruchtbare Kommunikation: Im Gespräch miteinander entstehen neue, wertvolle Erkenntnisse und das Wissen darum, dass Sprache, Existenz und Glück miteinander zusammenhängen.

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