




Da ist er nun, der Tag, der von den einen herbeigesehnt, von den anderen gefürchtet wird: Weihnachten. Je jünger wir sind, umso mehr Zauber, Geheimnis und Hoffnung umgibt ihn. Wir zählen die Stunden, bis der Weihnachtsmann, der hoffentlich nicht erfahren hat, dass wir heimlich unter der Bettdecke lesen, erscheint und unsere Wünsche erfüllt.
Je älter wir werden, umso mehr hält das, was wir Realität nennen, Einzug in unser Leben. Wir glauben zu wissen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, dass Wunder selten geschehen und dass das Glück der erfüllten Wünsche nur sehr kurz anhält. Vielmehr sammeln wir Enttäuschungen unserer zu Weihnachten unerfüllbar hoch gesteckten Erwartungen. Wissen, dass die falsche Bratensoße die gesamte Festtagsstimmung ruinieren kann oder wir spätestens am 2. Januar all die Völlerei wieder bedauern werden.
Ein bisschen Glanz bewahren wir uns.
Wir erlauben Weihnachten trotz aller Rationalität und Entzauberung unseres Lebens etwas Besonderes zu sein. Die Stress-Studie 2013 der TK zeigt, dass 72 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer Energie aus den Feiertagen mit der Familie ziehen. Wir wollen Freude bereiten und erleben. Für 60 Prozent ist das ruhigere Tempo besonders wichtig. Wir wollen einmal innehalten und verdienen uns mit Anstrengungen über das ganze Jahr ein schönes Weihnachtsfest. Umso schlimmer, wenn es dann nicht so kommt. An diesem Tag sind wir deshalb sensibler und verletzbarer als sonst, ich möchte fast sagen, selbst dem eigenen Geburtstag verleihen wir nicht diese Bedeutung.
Ich höre von vielen Menschen, dass sie Omas und Onkel einladen müssen, damit diese nicht allein sind. Ich höre von Kindern dass sie mit ihren Eltern feiern müssen, weil diese es erwarten. Und was sagen die, die allein sind? Da fällt mir der sehnsuchtsvolle Blick auf die anderen auf, die scheinbar so glücklich zusammen unter dem Weihnachtsbaum sind. Da ist sie wieder, die Hoffnung unserer Kinderzeit, wenn nur ein Partner (oder der richtige) da wäre, wenn man nur jünger, gesünder, materiell besser gestellt wäre, dann wäre alles anders, richtiger. Dies ist eine trügerische Hoffnung, weil wir immer dieselben Menschen sind, die das Beste aus einer Situation machen, das Potential an Liebe und Glück, das immer in uns ist, nutzen oder eben nicht.

Das Motto für Weihnachten: sich selbst glücklich machen,
egal wie und wo wir gerade leben. In der Glücksforschung gibt es einen schönen Satz: Ob wir Glück haben, können wir nicht beeinflussen, ob wir glücklich sind, schon.
Fangen Sie gleich morgens an, indem Sie sich vorstellen, dass es ein guter Tag für Sie wird. Das, was wir erwarten, nehmen wir später wahr. Wenn Sie schon früh wissen, wie allein, müde oder enttäuscht Sie sein werden, dann wird es genau so kommen. Weil unsere Gedanken wie ein Filter funktionieren und uns nur das wahrnehmen lassen, was dazu passt. Und wir verhalten uns erwartungskonform. Überlegen Sie sich lieber, was Ihnen heute richtig gut tun würde und tun Sie es. Egal ob ein Mittagsschlaf oder der Anruf bei einem lieben Menschen, ein tolles Essen oder ein Kerzenmeer. Schluss mit der Angst, wir könnten stören oder das Falsche tun.