Weiterbildung in der digitalen Volkshochschule So funktioniert das Lernen in Deutschlands größtem digitalen Hörsaal

Am Hasso-Plattner-Institut können sich Interessierte in vielen verschiedenen digitalen Wissensfeldern weiterbilden – von den Grundlagen des Internets bis zum Programmieren von Computerspielen.  Quelle: obs

Auf der Lernplattform OpenHPI frischen hunderttausende Deutsche ihr digitales Wissen auf. Damit das virtuelle Lernen auch funktioniert, ist ein Faktor besonders wichtig.

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Deutschlands größter digitaler Hörsaal entstand durch einen Anruf aus dem Silicon Valley. Im Jahr 2011 klingelte bei Christoph Meinel das Telefon. Meinel ist Professor für Informatik und Leiter des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), einem Forschungs- und Ausbildungsinstitut für Informationstechnologie an der Universität Potsdam. Am anderen Ende der Leitung war der Namensgeber und Förderer seines Instituts und Gründer des Softwarekonzerns SAP: Hasso Plattner. „Er fragte mich: Was machen wir eigentlich in Sachen Universität 3.0?“, erinnert sich Christoph Meinel, „Ich wusste zuerst nicht, was er damit überhaupt meint.“

Heute ist ihm das klarer, schließlich hat er in den vergangenen Jahren die Universität 3.0 maßgeblich mitgestaltet. Sie heißt nur anders. Wenige Wochen nach Plattners Anruf wurde die neue Lernplattform OpenHPI getauft. Heute verbessern auf ihr mehr als 850.000 Menschen in virtuellen Kursen und Seminaren ihre IT-Fähigkeiten. Eine Art Volkshochschule fürs Digitale.

Die erste Vorlesung hielt Hasso Plattner selbst, zu In-Memory-Datenbanken. Mittlerweile finden Lernwillige dort Kurse zu vielem mehr, angefangen bei den Grundlagen des Internets bis hin zu komplexen Programmiersprachen.

Christoph Meinel sieht für sein Institut einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag: „Bei der Vermittlung von IT-Wissen und digitalen Fähigkeiten gibt es nicht nur in Deutschland erhebliche Defizite. Das merkt man auch daran, dass zig Millionen Menschen als Passwort die Zahlenfolge 123456 wählen. Wir wollen deshalb mit unseren Kursen zur digitalen Aufklärung beitragen“, sagt er. Die überwiegende Zahl der Nutzer sei zwischen 30 und 65 Jahre alt, sie lernten neben Beruf und Familie. Das in Schule oder Studium erlangte Wissen reiche heutzutage nicht mehr für ein ganzes Berufsleben aus, so Meinel: „Wer dran bleiben will, muss sich permanent weiterzubilden.“

In ihren Ambitionen sind seine Schüler sehr unterschiedlich. Einige wollten sich langsam an die Themen der Digitalisierung herantasten oder verstehen, wie sie sich sicher in sozialen Medien bewegen. Andere kämen, um sich beruflich weiterzubilden. Und auch Unternehmen und Organisationen nutzen die Plattform des HPI: SAP bringt Kunden wie Mitarbeitern die neuesten Funktionen ihrer Software bei. Die Weltgesundheitsorganisation schult medizinisches Fachpersonal auf der ganzen Welt mit digitalen Kursen in Zusammenarbeit mit Meinels Institut.

„Lernen braucht Emotion“

Unabhängig von den Inhalten ist vor allem entscheidend, wie das digitale Lernen stattfindet. „Schon lange vor unserer Plattform wurde über E-Learning diskutiert und Lernangebote ins Netz gestellt, aber die haben den meisten Leuten allein vor dem Bildschirm keinen Spaß gemacht“, sagt Meinel, „Lernen ist eine soziale Tätigkeit, da braucht es Kommunikation, Emotion und Interaktionen." Doch das fehle noch heute in vielen digitalen Kursen. Die Macher von OpenHPI versuchen deshalb, den sozialen Faktor zu digitalisieren. Zu den Lernvideos und Selbsttests kommt eine moderierte Diskussionsplattform, auf der zum Teil tausende Lerner pro Kurs miteinander reden, Fragen stellen und beantworten können. 

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Wer bestimmte Voraussetzungen und Prüfungsleistungen erfüllt, bekommt nach dem Kurs ein offizielles Zertifikat. Eine Qualifikation, die auch bei Bewerbungen immer öfter nützlich sein kann. „Die Zertifikate geben den Hinweis, dass ein Bewerber sich für die richtigen Themen interessiert und da Zeit investiert hat, sich weiterzubilden“, sagt Christoph Meinel. So könne man sich nach und nach ein Portfolio an digitalen Fähigkeiten aufbauen, die vielleicht nicht alleine, aber in Summe bei einer Bewerbung den Ausschlag geben könnten. „Wenn man ehrgeizig ist und einen Job in einem digitalen Bereich anstrebt, sollte man sich nicht treiben lassen“, so Meinel, „sondern selbst dafür sorgen, dass man über die dafür erforderlichen Fähigkeiten verfügt.“

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