Ich habe kürzlich das Abenteuer erlebt, auf einem dieser gar nicht mehr so hippen Foodmarkets in Berlin vor einem schwarzen mit Kreidetafeln behängten Foodtruck auf einem zu einem Stehtisch umfunktionierten Ölfass eine Portion Trüffelpasta zu essen. Mit Einweg-Holzbesteck. Sorry, aber das geht ja gar nicht, oder? Haben Sie das auch schon mal erleiden müssen? Dieses Holz saugt sich irgendwie an den Lippen fest und wenn man die Gabel herausziehen will, geht der Mund mit vor. Außerdem hatte ich die ganze Zeit die Befürchtung, mir Splitter einzufangen. So stumpf und störrisch fühlte sich diese ruppige Forke an.
Auch bei diesen Einweg-Essstäbchen, die man sich am Anfang auseinanderbricht, ist mir immer schon aufgefallen, dass die irgendwie so bremsen. Nur da sind es zwei kleine Stäbchen. Aber bei einer ganzen Gabel? Einfach unappetitlich. Am Ende habe ich das Essen mit den Zähnen von den Zinken abgezogen.
Aber ist wohl gut für die Umwelt. Nachhaltig. Besser als Plastik. Und ich will ja auch, dass das weniger wird mit dieser unfassbaren Verplastikung unserer Meere. Aber das muss schon gut gemacht sein - das traue ich der Menschheit zu.
Bei Starbucks stand neulich ein Schild mit sinngemäßem Text: „Wir geben Dir gerne einen Strohhalm. Sprich uns einfach an.“ Mit anderen Worten: Die Halme gab es dort nur auf Wunsch und nicht mehr aus Reflex. Das soll Plastik sparen.
Das Blöde daran: Für einen Filterkaffee mit einem Schuss Milch brauchte auch bislang keiner einen Strohhalm. Aber wie soll man irgend so eine Schoko-Toffee-Latte im Einwegbecher trinken ohne Halm? Da drückt man sich beim Nippen doch das Topping zusammen mit der Schlagsahne in die Augenbrauen. Starbucks braucht erstmal halmsparende Getränke.
Und wie viele Strohhalme kann man wohl aus einem einzigen Starbucks-Klarsichtplastikbecher mit Sahnehauben-Abdeckplastikkuppel herstellen?
Da scheint es nur vernünftig, der Umwelt zuliebe einen Service anzubieten, der Kunden zum Mitmachen animieren soll: Viele Cafés, auch Starbucks, geben ihre Heißgetränke billiger ab, wenn die Kunden einen eigenen Becher mitbringen. In vielen deutschen Städten gibt es mittlerweile sogar den offiziellen Stadt-Becher zum Spülen und Wiederbefüllen-Lassen. Wie den FreiburgCup oder den Bielefeld-to-go-Becher.
Was macht diese Projekte so spannend? Der Öko-Aspekt, ja, aber den meine ich jetzt nicht. Ich meine: der Ekel.





Die Bielefelder schreiben denn auch gleich im Internet einiges zur Hygiene: „Achten Sie bei den teilnehmenden Unternehmen auf ausgewiesene Bereiche zur Wiederbefüllung. Reinigen Sie bitte Ihren Becher vor jeder Befüllung — denn nur ein sauberer Becher darf neu befüllt werden. Übergeben Sie bitte den Becher zur Befüllung nur ohne Deckel.“ Das klingt wie ein vom Bundesverteidigungsministerium vorgeschriebenes Procedere beim Erstkontakt mit Außerirdischen.
Nun ist das schon spektakulär einzigartig: Der Kunde soll Mitverantwortung für die Hygiene in der Gastronomie übernehmen. Bitte spülen. Aber wer weiß schon, was für schädliche Darmbakterien oder sonstige widerlichen unsichtbaren Krankmacher sich auf dem mitgebrachten Becher tummeln? Man sieht es ihm nicht an. Selbst ein daheim in der Spülmaschine gereinigter Becher könnte im Rucksack mit gebrauchten Papiertaschentüchern in Kontakt gekommen sein. Da ist alles möglich. Keinem Kunden ist es zuzumuten, zuhause, im Becherhalter des Autos und in der Tasche industrielle Hygienestandards einzuhalten.
Und deshalb sollen die Baristas den mitgebrachten Kaffeebecher nach Möglichkeit auch nicht anfassen. Geschweige denn mit ihren Kännchen und Sirupfläschchen berühren. So wünschen sich das ihre Arbeitgeber. Aber ist das 24/7 sichergestellt?