Werner knallhart

Sinnlose Floskeln: Geht der Stuss nicht präziser?

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Deutsche Sprachverirrungen

Die deutsche Sprache hat sich aber mitunter in Gefilde verirrt, da kommt sie ohne Hilfe nicht mehr raus. 

"Wir sehen uns dann am nächsten Mittwoch."

"Hä, ich dachte diesen Mittwoch."

"Ja, dieser Mittwoch ist doch der nächste."

"Für mich ist der nächste der in der nächsten Woche."

"Aber der nächste kommt doch von nah. Und nah ist der Mittwoch jetzt. Der Mittwoch nächster Woche ist -"

"Also übermorgen."

Dieser Mittwoch ist der Mittwoch jetzt, oder auch der nächste, der nächste ist der kommende, der der kommenden Woche aber ist mitunter der übernächste. Nicht zu verwechseln mit Mittwoch übernächster Woche. Wie konnte uns das passieren? Wenn wir das nicht normen, wird dieses Durcheinander niemals enden.

Ich bin für: kommender Mittwoch für den Mittwoch in der Zukunft, der als erster Mittwoch bald Gegenwart werden wird. Und der danach ist dann der Mittwoch nächster Woche oder übernächster Woche. Bei noch weiter in der Zukunft liegenden Tagen sagt man sowieso das Datum dazu. Kommender Mittwoch ist regelrecht Bildsprache. Das versteht jeder. Kein Mittwoch jetzt mehr, kein nächster Mittwoch, kein diesen Mittwoch mehr. Bitte machen Sie mit. Sonst wird das nie was.

Was Gesten über Sie verraten
Ein Mann verschränkt die Hände hinter dem Kopf Quelle: Fotolia.com
Vermutlich Angela Merkel mit verschränkten Händen Quelle: dpa
Eine Frau mit verschränkten Armen Quelle: Fotolia.com
Eine Frau fasst sich an den Hals Quelle: Fotolia.com
Eine Hand berührt den Ärmel am Anzug der anderen Hand Quelle: Fotolia.com
Eine Frau zeigt mit "zur Pistole" geformten Fingern auf den Betrachter Quelle: Fotolia.com
Eine Frau fasst sich an die Nase Quelle: Fotolia.com

"Mein Freund kommt morgen."

"Ach, du hast einen Freund?"

"Keinen festen. Ein Freund kommt."

Wieso ist das so schwierig bei uns? Die Engländer sagen boyfriend und girlfriend, wenn sie Lebenspartner meinen. Wir hingegen sagen Lebenspartner. Das Land der Dichter und Denker sagt Lebenspartner. Oder Bärchen.

Es gibt also noch einige Baustellen. Die erledigen sich nicht von alleine.

Wie das geht mit neuer Sprachregelung per System, das beweist vorbildlich die Deutsche Bahn. "Sänkju for träweling" ist schon lange ausgelutscht und war nie richtig lustig, also musste was Neues her. Seit einiger Zeit heißt es daher fast einheitlich:

"Ladies and gentlemen, in a few minutes we will arrive Cologne."

To arrive + Städtename. Weil arrive ja fast so klingt wie erreichen. Knackig, kurz, ohne Schnörkel.

Die bei englischen Muttersprachlern hier umständlich verwursteten Füllwörter at oder in sind in Wirklichkeit nur plumper Ballast. Und so wurde die verblüffende Bahn-Idee konsequent bundesweit auf den Markt geprügelt, bis mittlerweile gar nicht mehr auffällt, was anfangs noch wie ein Fehler klang. Hier wurde eine alte Floskel effizient fortentwickelt.

Jetzt muss man das Ganze nur konsequent und mutig im Deutschen fortführen: Wir kommen Köln an.

So entwickelt sich Sprache.

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