Werner knallhart

Volle Fitnessstudios: Eroberungskrieg der Gym-Egozentriker

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Gebrüll und andere Gym-Sünden

3. „Ey, ich bin da noch dran!“

Die folgenden Gym-Egozentriker wären für mich der beste Grund aufzugeben und mich stattdessen mit einem Glas Rotwein vor Netflix zu werfen.

Ein Beispiel aus der vergangenen Woche: Gerade versuche ich, nach Leibeskräften per Zug am Seil meinem linken Trizeps mehr Volumen aufzuzwingen, da kommt von ganz hinten ein hochrot angelaufener klatschnasser Muskelklops angeschossen, dem ich unterstellen würde: Er schmeißt zum Zeitvertreib gerne mal kleine Eichhörnchenbabys in die Spree. Er blökt: „Ey, ich bin da noch dran!“

Dabei weist er mit seinem dicken, dicken Arm auf sein mickriges Handtuch, das er vor einiger Zeit offenbar an die Seite des Trainingsgeräts gepfeffert hatte. So als Reservierungszeichen.

Wir sind doch nicht am Hotelpool in Cala Ratjada.

4. Gebrüll als Reviermarke

Leute, die jeden Tag im Gym rumhängen, fühlen sich dort irgendwann wie zuhause. Und man fragt sich: Benehmen die sich daheim auch so?

Deren Vorsatz: Trainingsprogramm durchziehen und gleichzeitig Smalltalk mit den Kumpels, deren Trainingsprogramm diese allerdings an Geräte führt, die in der ganz anderen Ecke des Raumes stehen. Aber da gibt ja einen Trick: schreien.

Und so trainiert der eine gerade den Bauch, der andere die Oberschenkel: „HIER DINGS, DANN DIE BEIDEN EWIG HIN HER HIN HER UND SO VOLL AM RUMLABERN. UND WEISST DU, WAS DER DANN ZU DEM GESAGT HAT?“

„NÄÄÄ!“

„JA WARTE, ER VON WEGEN SO: DER SOLL SICH VERPISSEN.“

„ECHT? EY, DEN HÄTTICH VOLL GEBOXT!“

Aus den Deckenlautsprechern parallel Clubmusik. Das ist der Moment, in dem ich vorübergehend mein Hörbuch abschalte.

5. Verschwitzte Unterhosen halten den Platz frei

Gut, heutzutage lassen so manche Zeitgenossen ihre Unterhosen beim Duschen an. Wirkt seltsam verklemmt. Aber ist immer noch besser, als sie währenddessen durchgeschwitzt auf der Umkleidebank liegen zu lassen. Womöglich noch in der Form, wie sie von den Schenkeln gerutscht sind. Zwei runde Löcher für die Beine und die Mitte klatschnass.

Wer Platz auf der Bank benötigt, wird sich kaum überwinden, die miefigen Batzen des Fremden wegzuschieben. So bleibt die Bank schön bis nach der Dusche reserviert. Nicht selten werden einzelne verschwitzte Kleidungsstücke auch noch über den Fön gespannt, den andere sich an die Haare halten. Die anderen ja egal sind. Soll nur nicht müffeln in der Tasche. Und zum Schluss noch das männliche Deospray an der Achsel vorbei auf die Lungenbläschen der Nachbarn.

Sind wir mittlerweile so? Sind die, die sich da gerade aufpumpen, unsere Zukunft? Ein Haufen von rücksichtslosen Eigenbrötlern?

60 Millionen Europäer sind mittlerweile im Gym angemeldet. Hoffentlich sind die meisten davon Karteileichen.

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