Werner knallhart

„Besser als vorher“: Die besten Corona-Errungenschaften (außer Homeoffice)

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Nimm das, Corona!

Wer sich Milch, Eier und Bier liefern lässt, hilft dabei mit, Kontakte an der Supermarktkasse zu reduzieren.

Und das geht jetzt mehr und mehr sogar in mittelgroßen Großstädten. In der Hochzeit der Coronakrise war etwa bei REWE online der Ansturm so hoch, da musste man gut planen: Auf welche Sorte Ritter Sport habe ich in zweieinhalb Wochen wohl Lust? Und wer sich drauf eingelassen hat, hat gemerkt: Nicht aus dem Haus zu gehen, kann die Lebensqualität auch steigern. Wohnungstür auf, Wohnungstür zu, Kühlschranktür auf und wieder zu. Alles in Puschen. Gut, fürs Trinkgeld an den Boten braucht man dann allerdings Bargeld.

5. Der „Sich blicken lassen“-Druck ist weg

Ich habe vor einigen Tagen in einem Podcast von einer Frau gehört, die hat sinngemäß gesagt: Ich bin Autistin und die Lockdown-Zeit ist jetzt meine Zeit. Ich bin jetzt Mainstream.

Aber wenn ich mich so umhöre: Nicht nur Menschen, die sich immer schon gerne zurückgezogen haben, genießen das Gefühl, dass der Druck weg ist, in der Masse mitzumischen, um dazuzugehören.
Ein Freund von mir ist PR-Berater und sagt jetzt: „Endlich ist der Kampf vorbei, auf Teufel komm raus auf die hippen Businesspartys eingeladen zu werden. Erst jetzt merke ich, wie mich das belastet hat: mein Name auf der Gästeliste als Messgröße für meinen Erfolg.“

Soll das nach der Krise wieder so werden? Auf Get-Togethers Häppchen stopfen mit Leuten, von denen wir gehofft hatten, sie nicht zu sehen („Oh Gott, shit, warte kurz, ich muss dahinter leider mal hallo sagen“). Partys als zeitaufwändiger Gruppenzwang. Ist die Sichtweise unprofessionell? Nun, es ist zumindest eine Erkenntnis: ohne ist für viele schöner.

6. Deutschland in schnell – bitte nicht nur, wenn es sein muss

Was sonst Jahre dauert, geht jetzt über Nacht. In Berlin etwa sind jetzt einige wichtige Verkehrsachsen um eine Autospur pro Fahrtrichtung verschlankt worden. Oder wie eingefleischte Autofahrer sagen würden: Die nehmen uns Land weg.

Denn dafür gibt es jetzt gelb markierte Radwege. Wegen Corona. Wegen Corona? Ja, wegen Corona. Damit die Radfahrer unterwegs die vorgeschriebenen 1 Meter 50 einhalten können. Öhöm. Die einen nennen es Fakten schaffen im Windschatten der Corona-Krise. Ich nenne es: erfrischend. Chinesisches Zack-bum-fertig funktioniert auch in der Demokratie.

Bald also sollen aus den gelben Fahrbahn-Markierungen weiße werden. Sie wissen, was das heißt: Diese Spuren gehen nie wieder weg. Die Popup-Radwege sollen überwiegend dort entstehen, wo ohnehin dauerhafte geplant seien, hat die grüne Verkehrssenatorin gesagt. Deutschland kann schnell. Diese Erkenntnis verdanken wir einem Virus.

Wir sollten all das nach dem Sieg über das Biest nicht vergessen. Nimm das, Corona!

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