Wir leben in einer Zeit, in der durch die Diggitallisirung Unumstösliches ganz plözlich nicht mehr gilt. War es einem früer noch peinlich zuzugeben dass man seinen Schatz im Internet kennengelernt hat, ist es heute eha schon ein Gesprechstema, wenn es auf konwenzionelle Art auf einer Parti oder im Job passiert ist: „Gantz klassisch über Froinde. Ne, Mäuschen?“
Der stazionäre Einzelhandel kann sein Unglück nicht fassen. Die Leute kaufen onlein ein. Und in Berlin gibt es mitlerweile mehr Haushalte one eigenes Auto als solche mit. Denn Carschäring ist dank Smartfon viel kompfortabler.
Und Restorangs bieten per App zu viel Gekochtes lieber noch schnell zu Knallapreisen an anstatt das gute Essen wegzuschmeissen.
Wir erleben gemeinsam grade den Durchmarsch der Bequemlichkeit in Hochgeschwindichkeit. Alte Statussymbole purzeln (eigenes Auto und Rolex), neue werden errichtet (E-Skuhter und Smartwotsch). Kein Wunda dass nun die Ersten auch anfangen, bei der Auswahl der richtigen Buchstaben auf Effizienz zu setzen. Schreiben wie man spricht. Denn dann liest man ja auch wie man spricht.
Zur Zeit gilt das im Wesentlichen für die private Kurznachricht übers Hendi. Los ging es mit den Abkürzungn. Vom englischen Klassiker lol für „loughing out loud“ bis zum deutschen Kurzschreib „kp“ etwa auf die Frage „Wo wollen wir uns treffen?“ (Kp heißt „kein Plan“). Dann das Weglassen ganzer Wörter: „Weißt wann Boarding?“ Oder „Bin grad Alexanderplatz“ (Letzteres wird mitlerweile aber auch gerne so gesprochen). All dies dient der Efizienz. Und Efizienz beim schreiben ist keine Faulheit allein des 21. Jahrhunderts. Damals mussten Telegramme kurz gehalten werden, denn jedes Wort kostete extra. So hieß es dann: „Ankomme 21 Hbf“ - das war billiger als „komme an“.
Ich stelle aber fest dass mich immer mehr Nachrichten erreichen, die nicht nur umgangssprachlich, mit Abkürzungen und mit fehlenden Worten geschrieben sind sondern auch sämtliche Kommas einsparen. Viele fantasivoll neudiseinte Wörter hingegen werden meist von der Autokorektur ins Korsett der Konwentzionen zurückgepresst. Was nicht immer klappt:
„Einschulung. Komme später.“
„Einschulung? Hast du Kinder?“
„SCHEIS AUTOKOREKTUR. MEINTE EINSCHULUNG.“
„Hä?“
„ENTSCHULDIGUNG!!!!!“
Aber der Autokorektur unbekannte Worte (die es im Deutschen dank der Möglichkeit der Kettenwortbildung im warsten Sinne reienweise gibt) bleiben oft unangetastet und dann siet man wie die Loite wirklich schreibm. Einige stets akurat, ja, aber andere wie Kraut und Rüben.
Die häufigsten Schlagwörter in deutschen Bewerbungen
Sieht man sich die Selbstbeschreibungen Berufstätiger in Karrierenetzwerken an, liest man auf vielen Profilen dasselbe: die Menschen sind verantwortungsvoll. „Mir ist alles egal“ sollte allerdings auch niemand in eine Bewerbung oder eine Jobprofil schreiben. Im Bewerbungsfloskel-Ranking des Karriereportals LinkedIn landet das Adjektiv auf Platz zehn. Erstaunlich: In internationalen Stellenanzeigen und Profilen taucht das Wort unter den Top Ten gar nicht auf.
Quelle: LinkedIn
Kreativ ist man dagegen sowohl in Deutschland als auch international gleichermaßen: Bei den Bewerbungen nimmt „kreativ“ im Floskel-Ranking den neunten Platz ein.
Egal wie rückwärtsgewandt und veränderungsresistent jemand sein mag - online und in Bewerbungen bezeichnen sich eigentlich alle als innovativ. Entsprechend landet das Wörtchen auf Rang acht im deutschsprachigen Raum. International brüstet man sich nicht mit seiner Innovationsfähigkeit.
Ohne Leidenschaft geht nichts, glauben die deutschen Bewerber – und schreiben das Wort fleißig in ihre Bewerbungen.
Bevor Sie auf die Idee kommen, Ihr Alter zu verraten, schreiben Sie lieber, dass Sie erfahren sind. Das machen die anderen auch so. Im Bullshit-Bingo belegt "erfahren" im deutschsprachigen Raum entsprechend Platz sechs.
Und damit der Personaler nicht glaubt, hier bewirbt sich ein Idiot, heben die Bewerber fleißig ihr „Expertenwissen“ hervor. International belegt diese Phrase Platz sieben.
"Guck mal da, en Eichhörnchen!". Damit niemand glaubt, man lasse sich ständig ablenken, beschreiben sich natürlich alle als fokussiert. International belegt "focused" Rang sechs.
"Du machst erst das, dann tust du jenes und dann sage ich, dass das meine Idee gewesen ist." Schließlich handelt niemand planlos, deutsche Bewerber sind allesamt „strategisch“.
Will man in Erinnerung bleiben, sollte man sich von der Masse abheben. Da leider fast jeder Bewerber angibt, "Führungsqualitäten" zu haben, wird das schwierig.
Ein Königreich den Fachidioten: Sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international geht die Goldmedaille für die meistgenutzte Phrase an "spezialisiert."
Was währe wenn wir nun das was viele auch schon im Privaten tun uns auch bei Bewerbungen oder auch in Post für Kunden erlauben würden? Heute gelten Rechtschreibfehler in der geschäftlichen Komunikation als Ausdruck von Blötheit. Es gibt Chefinnen und Chefs die sagen „Bewerbungen mit mehr als einem Tippfeler werden sofort aussortiert.“ Und in der Tat ist es schade, wenn Bewerbungen an ein zwei falschen Zeichen schaitern. Das das passiert liegt daran dass korrekte Rechtschreibung in unserer Gesellschaft als Ausweis von Bildung gilt: Wer etwa in einer Tohk-Schow erzählt, dass er inner Schule immer schlecht in Matte war, ist cool. Wer vor laufender Kamera sagt „Ich kenne die Rechtschreibregeln nicht“ ist schlecht beraten.