Werner knallhart

Umgerechnet: Was Ihr Sofa Sie täglich kostet

Unser Kolumnist hat wieder mal gerechnet. Und war erschüttert: Das, was wir bei großen Anschaffungen in einer Summe hinblättern, wirkt auf den Tag umgerechnet wie pure Geldverschwendung.

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Quelle: Fotolia

Ich habe mir ein neues Sofa gekauft. Dafür mussten die alte Couch und der Lesesessel raus. Das Frustrierende ist: Bei Ebay sind die Leute so geizig irgendwie.

Das schöne schwarze Sofa bin ich gar nicht losgeworden. Nach drei vergeblichen Versteigerungen mit zig Beobachtern und nicht einem einzigen Gebot habe ich es nun gespendet. Vor rund siebeneinhalb Jahren habe ich es mal für 899 Euro gekauft. Die sind weg.

899 Euro für rund 2700 Tage Sofa-Genuss. Das sind umgerechnet auf jeden einzelnen Tag 33 Cent. Jeden Tag habe ich umgerechnet den Wert eines Apfels für mein Sofa ausgegeben. Auch an den Tagen, an denen ich gar nicht drauf gesessen habe. Das bedrückt mich besonders. 33 Cent für nix!

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Der Sessel hat mal 1428 Euro gekostet. Das war vor fast exakt vier Jahren. Bei Ebay habe ich dafür aber nur 200 Euro bekommen. Toll! Warum bin ich all die Jahre so pfleglich mit dem guten Stück umgangen, wenn ich am Ende nur einen Flohmarkt-Preis dafür bekomme?

Okay, 1228 Euro sind also weg. Dafür habe ich den Sessel fast genau vier Jahre lang genutzt. Von Datum auf dem Kassenbon bis zum Tag des Verkaufs waren es 1476 Tage.

Mit anderen Worten - und jetzt geht bei mir die Stimmung richtig in den Keller: Ich habe umgerechnet jeden Tag 83 Cent für dieses verdammte Sitzmöbel geblecht. Dabei habe ich meistens auf dem Sofa für 33 Cent pro Tag gesessen!

Wenn mir das Möbelgeschäft damals angeboten hätte, den Sessel für täglich 83 Cent über vier Jahre zu mieten, ich hätte wohl wild abgewunken und gesagt: „Jajaja, einen knappen Euro pro Tag für einen Sessel. Und am Ende sind knapp anderthalbtausend Euro weg, Sie kriegen den Sessel gebraucht zurück und am Ende habe ich gar nichts. Ein absurdes Geschäftsmodell.“

Tja, unterm Strich stehe ich jetzt exakt so da.

Ich hätte doch einfach auch munter mit Rotwein darauf herum spritzen können. Oder angenommen, einem Gast ohne Haftpflichtversicherung wäre ein Glas Jägermeister darauf ausgekippt (es muss in dem Gedankenspiel ein Gast sein, denn Jägermeister trinke ich nicht so gerne und außerdem habe ich eine Haftpflicht) und der Sessel wäre ruiniert gewesen.

Dann wären die 1428 Euro komplett flöten gewesen. Dann hätte ich täglich umgerechnet 97 Cent bezahlt. Also 14 Cent mehr. Täglich 14 Cent extra für einen mobilaren Supergau. Das wiederum ist ein beruhigendes Gefühl.

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Ich trinke täglich im Schnitt Kaffee aus zwei Nespresso-Kapseln. Ich Depp kaufe noch die Originale, also kostet mich das täglich 72 Cent. Annähernd doppelt so viel wie mein altes Sofa.

Seit kurzem ist die Nespresso-Maschine mit angebautem Milchaufschäumer aber kaputt. Irgendwo läuft unten das Wasser raus. Und nein, der Tank sitzt nicht schief drauf. Danke für den Tipp. Das Wasser kommt unten aus dem Sockel geschossen.
Ich denke: „Wie? Jetzt schon kaputt?“ Aber der Blick auf den Kassenbon beweist mir mein schiefes Zeitgefühl. Das Ding ist auch schon zwischen vier und fünf Jahre alt.

Damals hat die Maschine mich 189 Euro gekostet. Für rund 1700 Tage. Das macht rund 11 Cent am Tag. Und das ist das Perfide. Man rechnet immer nur, was diese Kapseln einen kosten. Aber dass am Tag noch die Kosten einer Drittelkapsel für die Maschine oben drauf kommt, das berücksichtigt man nicht.

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