




Bargeld lacht, heißt es. Aber ich habe das Gefühl, es lacht uns aus. Weil wir immer noch so sehr verliebt sind in das Klimpergeld und die unhygienischen Scheine, auf denen sich nachgewiesenermaßen Krankheitserreger wochenlang halten können. So gesehen ist unser Bezahlverhalten einfach ekelerregend. Davon abgesehen wird Bargeld massenhaft gefälscht und es ist flöten, wenn uns das Portmonee geklaut wird.
Deutschland ist das Land der Barzahlung. Nur rund 40 Prozent der Zahlungen im Einzelhandel werden hierzulande per Karte abgewickelt. Ein vergleichsweise mickriger Anteil.
Es gehört zum Alltag in Berlin, dass Touristen aus dem Ausland peinlich berührt gestehen müssen, dass sie ihre Rechnung im Café nicht bezahlen können. Weil sie beim besten Willen nicht damit gerechnet haben, nur bar zahlen zu können. Dann setzt der Kellner seinen „Ich bin es von euch Touris nicht anders gewohnt“-Blick auf und weist dem blamierten Gast den Weg zum nächsten Geldautomaten: Hier left and then ungefähr two hundred meters geradeaus.“
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Wo die Deutschen gerne mit dem Smartphone zahlen würden
33 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um an Tankstellen zu bezahlen.
33 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um im Öffentlichen Personennahverkehr zu bezahlen.
30 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in Supermärkten und Drogerien zu bezahlen.
29 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in lokalen Geschäften wie Elektronik- oder Modehändlern zu bezahlen.
29 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in der Gastronomie zu bezahlen.
27 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in Online-Shops zu bezahlen.
25 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um im Taxi zu bezahlen.
23 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne für Rechnungszahlungen nutzen.
15 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um an Kiosken zu bezahlen.
Auswahl der Interviews: 1002 Interviews in Deutschland
Grundgesamtheit: Personen in Privathaushalten in Deutschland ab 14 Jahren
Erhebungsmethode: Befragungen durchgeführt als Telefoninterviews
Herausgeber: Yapital Financial AG
In Tokios S-Bahn-Stationen stehen überall Getränkeautomaten mit Touchscreen. Da tippt man auf die Limo-Sorte seiner Wahl und hält seine Fahrkarte zum Bezahlen dran. Fertig.
In Berlin hingegen muss man Münzen und Scheine in die Schlitze der Automaten fummeln. Und bei den Scheinen passiert meistens dies:
Sssssst - Klaklick - Klaklick - Ssssst. Und schwupp guckt der Schein wieder raus. Weil er entweder einen zu hohen Nennwert hat, weil er irgendwie einen Knick zu viel hat, weil der Automat noch nicht auf das neue Design des Scheins umgestellt ist oder weil der Lappen falsch herum eingeführt wurde. Man weiß es nicht. Und deshalb probiert mal es stets vier Mal.
Neulich habe ich nach einer Party auf dem Heimweg eine Flasche Wasser am Automaten erworben. Und kam mit dick ausgestopften Hosentaschen heim. Der Automat hatte die Zehn-Euro-Note zwar auf Anhieb gefressen, hat mir dann allerdings das Wechselgeld von rund acht Euro in Zwanzig- und Zehn-Cent-Stücken ausbezahlt.
Was schadet dem Image von Deutschland mehr? Alte Männer mit albernen Hüten am Alphorn, die Barack Obama in Elmau eins tröten, oder deutsche Getränke-Automaten? Es wirkt beides irgendwie beklemmend.
In Stockholm bezahlt man das Päckchen Kaugummi ganz selbstverständlich mit der Karte. Würde man in Berlin einem Kiosk-Besitzer eine Kreditkarte für einen Euro zwanzig hinhalten, er würde sich wohl verarscht fühlen. Es wird Zeit, dass wir Kunden uns verarscht fühlen.
Viele Gastronomen und Einzelhändler halten Kartenzahlung immer noch für eine Zumutung. Weil die Entgelte für die Händler so derartig hoch sind, die sie für die Transaktion an die Bank des Kunden bezahlen müssen, der die Karte einsetzt. Für Kreditkartenzahlungen in Deutschland sind das über 1,7 Prozent. In Frankreich sind es nur ein halbes Prozent.
Neulich in einem Einrichtungsladen in Berlin-Mitte - übrigens auch ein Touri-Muss. Da gehe ich an die Kasse, mit einem witzigen Set Kühlstäbe, die man an einem lauwarmen Sommerabend in ein Glas lauwarmen Weißwein tauchen kann, damit er wieder kalt wird. Egal. Kostenpunkt: 24 Euro und 90 Cent. Die Verkäuferin erklärte mir das Problem: „Kartenzahlung ist bei uns leider erst ab 25 Euro möglich.“
Ich erklärte der Verkäuferin mein Problem: „Ich habe aber nur knapp zehn Euro bar.“
Schweigen. Ich ging gnadenlos in die Offensive: „Vielleicht könnten Sie mir ja 25 Euro vom Konto abbuchen.“
„Das darf ich nicht.“