Das waren noch Zeiten: Darf man zu McDonald's gehen? Oder ist das zu ungesund, werden für das Rindfleisch zu viele Wälder gerodet oder wachsen dadurch die Müllberge zu schnell?
Alles egal. Wer heute noch zu McDonald's geht, ist in diesem Moment wahrscheinlich sowieso besoffen oder aus dramatischeren Gründen für Argumente nicht mehr zugänglich. McDonald's ist endgültig peinlich. Nur deshalb wurde das McCafé erfunden. Wenn man von Freunden beim Rausgehen auf der Straße angetroffen wird, kann man sagen: "Übrigens, nicht dass ihr denkt. Ich war nämlich nur auf'n Espresso und 'nen New York Cheesecake drin."
Alternative Ernährungsformen
Flexitarier sind Menschen, die gesundheitsbewusst leben und sich auch so ernähren. Für sie gibt es nicht unbedingt grundsätzliche Bedenken, Fleisch zu konsumieren. Das kommt bei Flexitariern nämlich durchaus auf den Teller - aber nur selten. Und wenn, dann stammt das Tier meist aus artgerechter Bio-Haltung, wenn möglich aus der näheren Umgebung. Flexitarier sind nämlich oft unter den sogenannten Lohas* zu finden. Neben dem Wissen, dass eine einseitig fleischlastige Ernährung für den modernen Stadtmenschen ungesund ist (und manchmal auch der zelebrierten Vorfreude auf den Sonntagsbraten als etwas Besonderem!) sind sich Flexitarier auch der Umweltschädlichkeit extensiven Fleischkonsums bewusst.
*Menschen, die einen gesundheitsbewussten und nachhaltigen Lebensstil pflegen (Lifestyle of Health and Sustainability)
Freeganer zeichnen sich weniger durch strenge Regeln der Form "Das darf ich essen - das darf ich nicht essen" aus, als durch den Willen, mit dem Ort ihres Nahrungsmittelbezugs ein Zeichen zu setzen. Freeganer gehen nicht in den Supermarkt, sondern dahinter. Sie holen sich ihr Essen aus dem Müll der Supermärkte und Discounter und setzen sich damit gegen die Wegwerfgesellschaft und Lebensmittelverschwendung ein.
Frutarier pflegen eine besonders strenge Form der pflanzenbasierten Ernährung. Die Ernte der von ihnen gewählten Pflanzen(-bestandteilen) darf den Gesamtorganismus der Pflanze weder beschädigen noch seinen Tod zur Folge haben. Manche Frutarier verzehren Äpfel beispielsweise nur als Fallobst. Knollen etwa (wie Kartoffeln) sind nicht erlaubt: Sie sind der Energiespeicher der Kartoffelpflanze und daher für sie auf Dauer lebenswichtig.
Lacto-Vegetarier nehmen keine Eier zu sich. Milchprodukte dürfen neben Lebensmitteln nicht-tierischen Ursprungs aber verzehrt werden.
Ovo-Lacto-Vegetarier praktizieren eine relativ weit verbreitete und im täglichen Leben eher unkomplizierte Form des Vegetarismus. Neben rein pflanzlichen Produkten wie Obst oder Gemüse nehmen Ovo-Lacto-Vegetarier auch Eier und Milchprodukte zu sich, also Lebensmittel, für deren Gewinnung keine Tiere geschlachtet werden müssen.
Keine Milchprodukte, aber Eier (und pflanzliche Speisen) dürfen Ovo-Vegetarier zu sich nehmen. Unter anderem eine Lösung etwa für Vegetarier, die kein moralisches Problem mit dem Verzehr von Eiern haben, aber an einer Lactose-Intoleranz leiden.
Pescetarier sind Menschen, deren Ernährungsplan Fisch (je nach Ausprägung auch Weichtiere, Milch und/oder Eier) und vegetarische Kost kombiniert. Pescetarismus ist oft, wie andere alternative Ernährungsformen auch, mit einem Unbehagen der Massentierhaltung gegenüber verbunden.
Vegane Ernährung bedeutet: Weder Fisch noch Fleisch, noch Eier oder Milchprodukte stehen auf dem Speiseplan. Stattdessen gibt es Obst und Gemüse. Für die Eiweißversorgung nutzen Veganer (wie viele andere Vegetarier übrigens auch) pflanzliche Proteine, enthalten etwa in Tofu (Sojaeiweiß) oder Seitan (Weizeneiweiß - Gluten). Strengen Veganern ist der Veganismus aber mehr als eine Ernährungsform: Sie lehnen die Nutzung von Tieren (und daher auch tierischer Produkte) ab. Das heißt für einen strengen Veganer: Neben den oben aufgezählten Produkten meidet er auch Honig und Wachsprodukte, Kosmetika mit tierischen Inhaltsstoffen sowie Leder. Wer streng vegan orientiert ist, kann im Supermarkt nicht einfach zu Fertig-Produkten greifen - oft verstecken sich in der langen Zutatenliste solcher Gerichte Milchpulver, Butterreinfett oder Hühnerei-Eiweißpulver. Ein strenger Veganer braucht daher ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen und Akribie.
Der New York Cheesecake. Ein Symbol für eine Epoche. Die Epoche, in der wir Europäer uns von den Amerikanern vormachen ließen, wie cool europäische Tradition ist, wenn man sie in Pappbechern füllt und Sirup drüber gießt.
Jetzt ist wieder alles anders
Denn: Der New York Cheesecake ist nichts anderes als ein Käsekuchen, wie wir ihn in Deutschland ähnlich schon seit Jahrhunderten essen.
Die Cinnamon Roll ist eine Zimtschnecke, wie sie die Schweden als Kanelbullar seit Urzeiten backen.
Ein Danish ist ein süßes Teilchen, Gingerbred ist Pfefferkuchen, Cookies Plätzchen. Alles von hier.
Einkommen der McDonald’s Kunden
16,1 Prozent der deutschen McDonald’s Kunden sind ohne eigenes Einkommen: Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,8 Prozent.
Quelle: Statista
Ein Nettoeinkommen von 500 Euro haben 8,4 Prozent der McDonald’s Kunden; im Bundesdurchschnitt sind es 7,7.
18,2 Prozent der McDonald’s Kunden haben ein Einkommen von 500 bis unter 1000 Euro; bei 20,4 Prozent der Deutschen ist das der Fall.
Zwischen 1000 und 1500 Euro verdienen 18,8 Prozent der McDonald’s Kunden. Im Bundesdurchschnitt sind es 24,1.
17,6 Prozent der McDonald’s Kunden verdienen 1500 bis 2000 Euro; bei 16,7 Prozent der Deutschen ist das der Fall.
Zwischen 2000 und 2500 Euro Nettoeinkommen erhalten 9,6 Prozent der McDonald’s Kunden und zehn Prozent der Deutschen.
5,8 Prozent der McDonald’s Kunden verdienen zwischen 2500 und 3000 Euro, im Bundesschnitt sind es nur 5,2 Prozent.
Zwischen 3000 und 3500 Euro verdienen 2,3 Prozent der McDonald’s Kunden. Im Bundesdurchschnitt sind es 2,5 Prozent.
1,6 Prozent der McDonald’s Kunden verdient zwischen 3500 und 4000 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1,5 Prozent in dieser Einkommensklasse.
Mehr als 4000 Euro verdienen 1,8 Prozent der McDonald’s Kunden. Im Bundesschnitt sind es 2,2 Prozent.
Von all den italienischen Kaffeedingern mal abgesehen. Jetzt, da es langsam langweilig wurde, kommen noch der Cortado und der portugiesische Galao dazu. Man hätte schon vor fünfzehn Jahren anfangen können, zu sagen: großer/kleiner Kaffee mit viel/wenig Milch mit/ohne Schaum. Aber Starbucks hatte uns allen unsere europäische Tradition um die Ohren gehauen. Und wir fanden, das war irgendwie eine neue Zeit.
Aber jetzt ist wieder alles anders: Statt Panini essen wir wieder Stullen, statt literweise Milch mit Kaffeegeschmack trinken wir wieder Kaffee mit nem Schüpsken Milch. Für die Älteren gute alte Zeiten, für die Jungen der Aufbruch in eine neue Ära.
Europa hat sich emanzipiert
Gehen Sie mal ins "Zeit für Brot" in der Alten Schönhauser Straße in Berlin-Mitte. Wenn Touristen dort eine Latte Macchiato mit fettarmer Milch bestellen, bekommen sie als Berliner Antwort: "Fettarm hamwa nicht, weil das schmeckt nicht. Wenn, dann richtig."
Europa hat sich emanzipiert. Und Starbucks guckt blöd. Und McDonald's und BurgerKing auch. Denn mit einem haben sie nicht gerechnet: Dass sich Europa den Hamburger zurückholt. Einer überzeugenden Theorie nach heißt der Hamburger ja, wie er heißt, weil er vom Hamburger "Rundstück warm" abstammt: dem restlichen Sonntagsbraten am Montag auf Brot. Und jetzt schmecken die Hamburger in europäischen Restaurants einfach viel, viel besser. Mit den Fingern zu essen war mal in den 80ern Avantgarde. Heute essen wir unseren Hamburger mit Messer und Gabel. Mit Schweizer Emmentaler, deutschem Blauschimmelkäse, Preiselbeeren aus Schweden, französischer Trüffelbutter, frischen Sprossen, roter Beete, spanischer Aioli, Oliventapenade, getrockneten Tomaten, Lammfrikadellen mit Apfel-Minz-Chutney.
Aber wir müssen aufpassen. Weil wir Europäer uns für kulinarisch kompetenter halten, treiben wir es im Übermut gerne auf die Spitze. Leider auch preislich. In Deutschland macht man sich da als Gastronom schnell lächerlich. Essen darf bei uns auch gerne billig sein. Aber in Skandinavien scheint ein gesalzner Preis per se Ausdruck von Qualität zu sein. Im Stockholmer "WienerCafeét" kostet ein Cheeseburger mit "kleinen französischen Gurken" und Pommes rund 20 Euro. Die Kellner führen sich zwar auf wie im VIP-Bereich einer Dorfdisko, aber es ist und bleibt eben ein Innenstadt-Café mit Hamburgern und Sandwiches auf der Karte. Zu teuer. Ein Krabben-Sandwich von der Größe einer Scheibe Pumpernickel (mit Majo, Zitrone, Dill und Salatblatt) am Flughafen Stockholm-Arlanda knapp 30 Euro.
Es werden Kalorien gezählt
Aber als halber Schwede weiß ich: Stockholm taugt gut als Glaskugel. Denn viele Trends werden dort direkt aus London und Berlin gleichzeitig übernommen. Und wenn etwas modern ist, dann machen es dort praktisch alle unter 50 Jahren mit. Hochwasserhosen mit langen Socken bei Männern diese Saison etwa. Trends sieht man sofort. Und es bahnt sich an:
1. Fastfood wird wie gesagt richtig edel und teuer.
2. Es werden Kalorien gezählt.
So will McDonald´s aus der Krise
In US-Filialen startet ein neuer Anlauf mit dem besonders großen „Third Pound Burger“. Spekuliert wird zudem, dass die Kette auf den Öko-Zug springt und das US-Trendgemüse Grünkohl anbietet.
Quelle: dpa
Verkauft McDonald's in den USA bislang nur von 7.00 bis 10.30 und am Wochenende bis 11.00 Uhr. Dabei entfällt ein Viertel des Umsatzes darauf. Kunden wünschen sich ein ganztägiges Angebot. Das soll es nun in einigen Filialen auch geben - testweise.
Wurde nach andauernden Protesten von Angestellten und hohem öffentlichen Druck für Zehntausende US-Mitarbeiter beschlossen. Kritikern geht das Gehaltsplus aber nicht weit genug.
Wird in den USA gestrichen - zumindest teilweise. Geflügel mit Medikamenten, die auch bei der Behandlung von Menschen verwendet werden, wird nicht mehr verkauft. So soll das Risiko sinken, dass die Antibiotika bei Menschen nicht mehr wirken.
Plant McDonald's in Deutschland. Wer es bequemer mag, kann sich von Kellnern bedienen lassen - möglich soll das aber zunächst nur in ausgewählten Bereichen einiger Filialen sein.
In einem Schickimicki-Einkaufszentrum in Stockholm heißen Einrichtungsläden "Posh Living", der Info-Schalter ("Wo sind die Klos bitte?" - "Da hinten") heißt wirklich und wahrhaftig Concierge. Und in der "Champagne Bar" werden heiße Getränke auf der Karte "Boissons chaudes" und Biere "les bieres" genannt. In einer Shopping-Mall. Über so etwas aufgesetzt Upperclassiges würde sich die Stadtpresse in Berlin höhnisch das Maul zerreißen. Aber da, meine Damen und Herren, gibt es eine Fastfood-Bar namens Ichaicha. Das Prinzip: Man isst Kalorien.
Man wählt die Basis von der Karte über dem Tresen:
Nudeln (420 kcal)
LowCarb Zucchini(50 kcal)
Reis (200 kcal)
Dann wählt man das "Protein":
Huhn (114 kcal)
Lachsfilet (250 kcal)
Schwein (353 kcal)
Rind (174 kcal)
Und die Soße:
Teriyaki (98 kcal)
Spicy Sour (100 kcal)
Red Curry (205 kcal)
Kein Wort von Bio oder regional. Vegetarisch gibt es nur auf Nachfrage. Aber wer schlau kombiniert, kommt auf gerade mal 262 Kalorien pro Mahlzeit. Weniger als in 100 Gramm Rosinen. Das ist nichts. Und das für rund 11 Euro. Das sind 24 Kalorien pro Euro. Das ist Wucher. Ein Big Mac kostet rund drei Euro und liefert laut McDonald's 509 Kalorien. 170 Kalorien pro Euro.
Wenn 24 Kalorien pro Euro die Zukunft ist, dann müssen wir versuchen, sie irgendwie durch Eingriff in den Zeitstrahl in der fünften Generation zu beeinflussen. Wir brauchen irgendwie die europäische Lösung: Stockholmer Visionen zu Berliner Preisen. Sonst kommen wieder die Amerikaner, nennen alles Italienisch, klatschen Soße drauf, und wir müssen mitziehen. Und das werden wir dann wieder 15 Jahre nicht los.