
WirtschaftsWoche: Herr Jauch, Ihr Weingut von Othegraven an der Saar führt vom Jahrgang 2015 15 Weißweine und einen Sekt. Bei der mehr als 100 Jahre alten Versteigerung „Grosser Ring“ bieten Sie zwei Weine an, die derzeit ausschließlich dort zu erwerben sind. Nach welchen Kriterien suchen Sie die aus?
Günther Jauch: Wir haben im vergangenen Jahr gute Erfahrungen mit unseren restsüßen Weinen gemacht. Die sind auf der Versteigerung besonders begehrt. Das sind Weine, die die klassische Stärke der Mosel sind. In dieser ewig langen Tradition spielen diese Weine dort eine besondere Rolle. Deswegen haben wir einen Kabinett und eine Spätlese eingereicht, die diese typischen Merkmale besitzen. Sie stammen aus besonders guten Parzellen unserer Weinhänge an der Saar.
Ihre Weine beginnen bei Startpreisen von 15 und 25 Euro, die höchsten Einstiegspreise liegen dieses Jahr bei 2000 Euro pro Flasche. Geht es Ihnen dabei um den wirtschaftlichen Aspekt oder das Prestige der Auktion, die vergangenes Jahr den Rekord für einen Weißwein ab Weingut erzielte?
Wir haben uns über lange Jahre an der Versteigerung nicht beteiligt. Es spielt für uns allein von der Menge, die wir hier anbieten, keine entscheidende Rolle. Und so eine Versteigerung ist auch mit Einschränkungen verbunden. Wir bieten hier 420 Flaschen von dem Altenberg Kabinett und 360 Flaschen von der Altenberg Spätlese an. Sollten wir diese bei der Versteigerung nicht vollständig verkaufen, sind wir verpflichtet, diese Weine über eine Frist von fünf Jahren nicht unter dem Preis zu verkaufen, der bei der Auktion erzielt wurde.
Das heißt, sie können die gegebenenfalls nicht verkauften Flaschen besser selber öffnen, bevor sie darauf rumsitzen, weil sie den Preis nicht senken dürfen?
Nun, die Menge ist zu klein, als dass sie wirklich wahnsinnig etwas im Weingut bewirken würde. Sie ist aber sicher auch zu groß, sie bis zum nächsten Jahrgang selber zu trinken. Wir fühlen uns als Gründungsmitglied des Grossen Rings der Tradition verpflichtet, sind deswegen gerne wieder dabei und reichen Weine ein, für die die Saar seit mehr als 100 Jahren berühmt ist.
Mit welchem Erlös aus der Auktion wären Sie denn zufrieden für Weine, die ein weißes, historisches Etikett statt des jetzigen haben, das modern und rot
ist?
Vergangenes Jahr haben wir ebenfalls 15 Euro als Steigpreis angegeben und die Flasche kostete anschließend inklusive Mehrwertsteuer und fünf Prozent Kommissionskosten knapp 30 Euro. Da werden wir uns vermutlich wieder bewegen. Diese Weine liegen schon über dem Normalpreis für ihre Kategorie, da sie aus besonders guten Parzellen stammen. Alles, was darüber hinausgeht, ist willkommen. Und die langjährige Preisbindung finde ich auch gut, weil es uns zwingt, schöne Partien, die wir in die Veranstaltung geben, entweder zu einem schönen Preis zu verkaufen, oder aber sie eben zurückzuhalten. In fünf Jahren werden dann alle jubeln, die die Weine im Keller haben reifen lassen. Früher haben das die Gastronomen übernommen und Weine fünf, zehn, gar 20 Jahre hingelegt. Dieser Mühe unterzieht sich kaum noch einer. Diese Aufgabe obliegt jetzt den Winzern. Wir müssen uns als Winzer also überlegen, wie viel halten wir wovon ganz gezielt zurück, damit es gereifte Weine zu kaufen gibt.