World Happiness Report Warum die Norweger so glücklich sind

Norweger sind das glücklichste Volk der Erde. Dafür verantwortlich: Ein Talent zur Gemütlichkeit, ein vertrauensfördernder Managementstil - und eine Portion Zufall.

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Norwegen ist das glücklichste Land 2017. Quelle: imago images

Gibt man in die Google-Bildersuche den Begriff "Glückliche Menschen" ein, haben viele Treffer eines gemeinsam: Freudestrahlende Menschen tollen in T-Shirts und Sommerkleidern auf sonnendurchfluteten Wiesen oder posieren in Badehose und Bikini am Strand.

In diesem Fall verschweigt Google aber die halbe Wahrheit. Denn wären Licht und Wärme die Voraussetzungen für ein gutes Leben, Norwegen hätte nicht den Hauch einer Chance. Es ist kalt und dunkel dort, besonders im Winter. Und trotzdem hat es das Land gerade auf den ersten Platz des World Happiness Report der Vereinten Nationen geschafft.

Aber wie?

Das Erfolgsrezept besteht aus Zusammenhalt, sozialer Absicherung, Mitbestimmung - und auch einer kleinen Prise Zufall.

Das muss auch Sverre Simen Hov zugeben, wenn man ihn nach der Glücksstrategie seiner Landsleute fragt. "Wir haben das Öl entdeckt, das brachte uns natürlich einige Vorteile", sagt der Kommunikationschef der norwegischen Managervereinigung Lederne. Dank der riesigen Erdöl-Reserven in der Nordsee liegt Norwegen auf Rang 13 der reichsten Länder der Erde, gemessen am kaufkraftbereinigten Brutto-Inlandsprodukt.

Reichtum alleine macht die Einwohner aber nicht glücklich. Die Emirate, Singapur oder Hong Kong, sind zwar ebenfalls vergleichsweise reich, doch auf dem Happiness-Index auch weit abgeschlagen. 

Drei Tipps auf dem Weg zum Glück

Der Schlüssel zum Glück der Norweger: Ihr Reichtum ist sehr gleichmäßig verteilt, das zeigt beispielsweise der Gini-Koeffizient, ein Ungleichheitsmaß, bei dem die Norweger im OECD-Vergleich nur von Island geschlagen werden.

Doch wie bei jedem Erfolg kommt auch bei den Norwegern eine geschickte Umsetzung hinzu. Für Sverre Simen Hov hilft dabei insbesondere die norwegische Art zu führen. "Unser Management-Stil ist sehr tief in unserer Gesellschaft verwurzelt", sagt er, "uns ist wichtig, dass jeder das Gefühl hat, einen Anteil an den Geschäftsentscheidungen zu haben."

Das sind die glücklichsten Nationen der Welt

Das Zauberwort heißt Gemütlichkeit

Das war nicht immer so, wie die Forschung seiner Organisation Lederne gezeigt hätten. Nach dem Ersten Weltkrieg habe es viele Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen gegeben. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich das geändert. Graduell wäre es zu einer wachsenden Teilhabe der Mitarbeiter auf allen Ebenen gekommen. Außerdem würden flache Hierarchien dazu beitragen, dass sich jeder ins Unternehmen einbringen könne. "Das schafft Vertrauen und reduziert Konflikte", sagt Sverre Simen Hov.

Zu dem Gefühl von Sicherheit und Vertrauen tragen auch die sozialen Sicherheitssysteme bei. Wer zum Beispiel krank wird, bekommt vom ersten Tag an den vollen Arbeitslohn - und das bis zu ein Jahr lang. Problematisch ist dabei allerdings ein Fakt, auf den die OECD hinweist. Zu jeder Zeit sind etwa sieben Prozent der Arbeitnehmer krankgeschrieben. Dazu kommen weitere Sozialleistungen. Gesundheitsausgaben sind gedeckelt, Universitäten kostenfrei und auch, wer sein Leben lang Hausfrau war, bekommt mit 67 eine Rente.

Daraus entsteht ein Lebensgefühl, dass von den Dänen, den südlichen Nachbarn Norwegens, mit einem Wort beschrieben wird: "Hygge". Es tauchte im vergangenen Jahr sogar auf der Liste der Wörter des Jahres des britischen Collins Dictionary auf. An der Übersetzung des Wortes haben sich schon viele versucht. Es beschreibt gleichzeitig Geisteszustand und Atmosphäre in einer Situation, die gemütlich und angenehm ist.

All das klingt nicht besonders deutsch. Doch Sverre Simen Hov glaubt, dass auch die Deutschen eigentlich glücklicher sein müssten, als es ihr 16. Platz im UN-Ranking aussagt. Er hat gerade seinen MBA in Berlin beendet und bei den Menschen dort ähnliche Charakterzüge festgestellt wie bei seinen Landsleuten in Norwegen. "Das Vertrauen in Institutionen und der Glaube an Regeln - das sind die Dinge, die unsere Gesellschaften gemeinsam haben", sagt er. Es fehlt vielleicht noch die Gemütlichkeit.

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