Gibt man in die Google-Bildersuche den Begriff "Glückliche Menschen" ein, haben viele Treffer eines gemeinsam: Freudestrahlende Menschen tollen in T-Shirts und Sommerkleidern auf sonnendurchfluteten Wiesen oder posieren in Badehose und Bikini am Strand.
In diesem Fall verschweigt Google aber die halbe Wahrheit. Denn wären Licht und Wärme die Voraussetzungen für ein gutes Leben, Norwegen hätte nicht den Hauch einer Chance. Es ist kalt und dunkel dort, besonders im Winter. Und trotzdem hat es das Land gerade auf den ersten Platz des World Happiness Report der Vereinten Nationen geschafft.
Aber wie?
Das Erfolgsrezept besteht aus Zusammenhalt, sozialer Absicherung, Mitbestimmung - und auch einer kleinen Prise Zufall.
Das muss auch Sverre Simen Hov zugeben, wenn man ihn nach der Glücksstrategie seiner Landsleute fragt. "Wir haben das Öl entdeckt, das brachte uns natürlich einige Vorteile", sagt der Kommunikationschef der norwegischen Managervereinigung Lederne. Dank der riesigen Erdöl-Reserven in der Nordsee liegt Norwegen auf Rang 13 der reichsten Länder der Erde, gemessen am kaufkraftbereinigten Brutto-Inlandsprodukt.
Reichtum alleine macht die Einwohner aber nicht glücklich. Die Emirate, Singapur oder Hong Kong, sind zwar ebenfalls vergleichsweise reich, doch auf dem Happiness-Index auch weit abgeschlagen.
Drei Tipps auf dem Weg zum Glück
Das Geheimnis von Erfolg und Glück liegt darin, gute Leistungen zu erzielen und zugleich auf sich zu achten. Dabei helfen konsequente Entscheidungen wie etwa. „Ich arbeite diesen Samstag von 9.00 bis 11.30 Uhr. Nicht länger“. Kommunizieren Sie das – und vor allem: Genießen Sie die wohlverdiente Freizeit.
Während sie das eine Projekt bearbeiten, schielen viele bereits nach der nächsten Herausforderung und stoßen neue Prozesse an. Sie sind immer mittendrin und genießen keinen Abschluss. Belohnungen werden auf später verschoben. Doch das Gehirn braucht den Moment des Innehaltens und die Anerkennung jetzt. Sonst kann es in Zukunft keine Höchstleistungen erbringen.
Wer gerade mittendrin in einem Projekt ist, tut sich oft schwer mit der Achtsamkeit. Doch jeder Mensch braucht kleine Erholungen. Schon eine halbe Stunde Pause, eine Tasse Kaffee, ein Small Talk wirken inspirierend. Gehen Sie mit Ihren Ressourcen respektvoll um. So verlieren Sie nicht wertvolle Zeit, sondern holen sich Power zurück.
Der Schlüssel zum Glück der Norweger: Ihr Reichtum ist sehr gleichmäßig verteilt, das zeigt beispielsweise der Gini-Koeffizient, ein Ungleichheitsmaß, bei dem die Norweger im OECD-Vergleich nur von Island geschlagen werden.
Doch wie bei jedem Erfolg kommt auch bei den Norwegern eine geschickte Umsetzung hinzu. Für Sverre Simen Hov hilft dabei insbesondere die norwegische Art zu führen. "Unser Management-Stil ist sehr tief in unserer Gesellschaft verwurzelt", sagt er, "uns ist wichtig, dass jeder das Gefühl hat, einen Anteil an den Geschäftsentscheidungen zu haben."
Das sind die glücklichsten Nationen der Welt
Für den Weltglücksbericht haben internationale Forscher 155 Länder untersucht. Der Bericht verbindet unter anderem Länderdaten mit Befragungen über die Selbstwahrnehmung ihrer Bewohner. Er berücksichtigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, die durchschnittliche Lebenserwartung, die gefühlte Unterstützung aus dem eigenen sozialen Umfeld oder Vertrauen in Regierung und Unternehmen mit Blick auf Korruption.
Es geht auch um die von den Befragten empfundene Freiheit, grundlegende Entscheidungen für das eigene Leben treffen zu können sowie die Großzügigkeit der Befragten bei Spenden. Negative Faktoren wie Sorgen, Trauer und Wut spielen auch eine Rolle. Der diesjährige Bericht stützt sich auf Daten aus den Jahren 2014 bis 2016.
Deutschland stagniert auf Platz 16 - hinter unter anderem den USA, den Israel und Costa Rica.
Wie schon in den Vorjahren belegen die Schweden Rang zehn.
Sonne, Kängurus und eine schicke Oper: Australien belegt im aktuellen „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen Platz neun. Australien ist eines von drei nicht-europäischen Ländern in den Top Ten. Selbst die USA belegen nur Rang 15.
Mit 7.334 Glückspunkten belegt Neuseeland wie auch 2016 den achten Platz. Im Jahr 2015 belegten die Kiwis noch Platz neun. Ganz hinten liegt übrigens die Zentralafrikanische Republik.
Von Platz sechs runter auf Platz sieben ging es für Kanada. Im Jahr 2015 schaffte es das Land noch auf Platz fünf.
Der sechste Platz geht an die Niederlande. Damit haben unsere Nachbarn ihre Platzierung aus den beiden Vorjahren verteidigen können. 2014 belegten die Niederlande allerdings noch Platz vier.
Auch die Finnen sind äußerst zufrieden. Ihr Land hat es auf Platz fünf im Ranking geschafft.
Die Schweiz ist 2015 von den Forschern zum glücklichsten Land der Welt gekürt worden. Vergangenes Jahr reicht es "nur" noch für Platz zwei – mit 7.509 „Glückspunkten“. 2017 belegt die Schweiz Platz vier.
Noch ein bisschen glücklicher sind die Isländer. Mit 7.501 Punkten belegen sie den dritten Platz.
In der vergangenen drei Jahren belegte Dänemark jeweils den ersten Platz. 2017 wurde es von Norwegen an der Spitze abgelöst.
Norwegen ist einer Studie internationaler Experten zufolge das glücklichste Land der Welt. Das skandinavische Land eroberte den Spitzenplatz im Weltglücksbericht, den die Fachleute am Montag in New York zum fünften Mal vorlegten. Im vergangenen Jahr hatten die Norweger noch auf dem vierten Rang gelegen.
Ganz hinten liegt die Zentralafrikanische Republik. Mit Ausnahmen unter anderem von Syrien, Afghanistan, Haiti, der Ukraine und dem Jemen liegen auch die meisten anderen Länder der 30 hintersten Ränge in Afrika.
Das Zauberwort heißt Gemütlichkeit
Das war nicht immer so, wie die Forschung seiner Organisation Lederne gezeigt hätten. Nach dem Ersten Weltkrieg habe es viele Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen gegeben. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich das geändert. Graduell wäre es zu einer wachsenden Teilhabe der Mitarbeiter auf allen Ebenen gekommen. Außerdem würden flache Hierarchien dazu beitragen, dass sich jeder ins Unternehmen einbringen könne. "Das schafft Vertrauen und reduziert Konflikte", sagt Sverre Simen Hov.
Zu dem Gefühl von Sicherheit und Vertrauen tragen auch die sozialen Sicherheitssysteme bei. Wer zum Beispiel krank wird, bekommt vom ersten Tag an den vollen Arbeitslohn - und das bis zu ein Jahr lang. Problematisch ist dabei allerdings ein Fakt, auf den die OECD hinweist. Zu jeder Zeit sind etwa sieben Prozent der Arbeitnehmer krankgeschrieben. Dazu kommen weitere Sozialleistungen. Gesundheitsausgaben sind gedeckelt, Universitäten kostenfrei und auch, wer sein Leben lang Hausfrau war, bekommt mit 67 eine Rente.
Daraus entsteht ein Lebensgefühl, dass von den Dänen, den südlichen Nachbarn Norwegens, mit einem Wort beschrieben wird: "Hygge". Es tauchte im vergangenen Jahr sogar auf der Liste der Wörter des Jahres des britischen Collins Dictionary auf. An der Übersetzung des Wortes haben sich schon viele versucht. Es beschreibt gleichzeitig Geisteszustand und Atmosphäre in einer Situation, die gemütlich und angenehm ist.
All das klingt nicht besonders deutsch. Doch Sverre Simen Hov glaubt, dass auch die Deutschen eigentlich glücklicher sein müssten, als es ihr 16. Platz im UN-Ranking aussagt. Er hat gerade seinen MBA in Berlin beendet und bei den Menschen dort ähnliche Charakterzüge festgestellt wie bei seinen Landsleuten in Norwegen. "Das Vertrauen in Institutionen und der Glaube an Regeln - das sind die Dinge, die unsere Gesellschaften gemeinsam haben", sagt er. Es fehlt vielleicht noch die Gemütlichkeit.