Überleben im Büro Wie Sie Job-Albträume vermeiden

Nun gibt es Menschen, die legen sich abends einfach in ihr Bett, murmeln vielleicht noch ein "Gute Nacht", drehen sich zur Seite und schlafen sofort ein. Kein nächtlicher Harndrang, kein schnarchgestörtes Erwachen, keine Albträume. Am nächsten Morgen wachen sie auf, sind ausgeruht, fröhlich, leistungsfähig und putzmunter. Ich bewundere und beneide diese Leute.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Nicht jeder schläft sofort Quelle: obs

Wie mir geht es vielen Deutschen. Einschlafen ist für sie Schwerstarbeit. Rund 42 Prozent der Deutschen haben Probleme damit, 15 Prozent sogar behandlungsbedürftige Schlafstörungen. Besonders betroffen: Frauen, Freiberufler und Arbeiter. Vor allem die 35- bis 55-Jährigen (65 Prozent) plagt die Insomnia – und damit ausgerechnet jene, die im Beruf täglich gefordert sind.

Solche Leute leiden an erhöhter Wachsamkeit. Bis eins laborieren sie an ihrer Bettunruhe und probieren alle möglichen Schlafpositionen durch. Um zwei sind sie bereits Großhirte und hüten eine 1367 Lämmer umfassende Schafherde. Kurze Rotweinverklappung um drei. Anschließendes Wälzen bis vier. Und morgens reicht es, dass der Nachbar seinen Lumpi in aller Herrgottsfrühe Gassi führt – schon fahren sie aus dem Schlaf hoch. Immerhin: Manche trösten sich über ihren nächtlichen Wachdienst mit einem unwiderstehlichen Schlafzimmerblick hinweg.

Nachts von Büro und Arbeit träumen

Groß ist auch die Fraktion derjenigen, die des Nachts vom Büro und der Arbeit träumen. Laut Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach tun das rund 34 Prozent der Deutschen. Das Ergebnis einer anderen Umfrage des britischen Unternehmens Learndirect unter 1000 Erwachsenen ist noch dramatischer: 57 Prozent litten regelrecht unter Job-Albträumen, ein Viertel von ihnen hatte solche Träumereien sogar einmal in der Woche. Die Autoren fragten ihre Probanden auch, was ihnen denn nachts den Schlaf rauben würde. Das Ergebnis in hierarchischer Reihenfolge sah so aus:

Mit dem Chef diskutieren müssen.Zu einem Meeting zu spät kommen.Eine/n Kollegin/Kollegen begehren.Eine überraschende Präsentation halten müssen.Nackt bei der Arbeit erscheinen.Totaler Datenverlust nach einem Computerabsturz.Gekündigt werden.

Wesentlich beunruhigender sind dafür Hochrechnungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass nur etwa ein Drittel der Deutschen täglich acht Stunden schläft, ein Drittel gönnt sich nur sieben Stunden und das letzte Drittel versucht gar mit sechs oder weniger Stunden auszukommen. Auch mir begegnen immer wieder Menschen, die stolz erzählen, dass sie nur vier oder fünf Stunden Schlaf brauchen. Fatal! Denn selbst wenn es solche Stehaufmenschen wirklich gibt: Es wäre idiotisch, ihnen nachzueifern. Auch wenn das Schlafbedürfnis mit dem Alter sinkt: Das absolute Minimum sind fünf Stunden. Mit weniger schädigen wir uns. Nachweislich.

Die Büro-Alltags-Bibel - Alle Regeln und Gesetze für den Job (DTV, ISBN 978-3-423-24762-7)

Für unsere geistige wie körperliche Vitalität ist es erforderlich, dass wir uns gut ernähren, regelmäßig Sport treiben – und ausschlafen. Vor- oder nachzuschlafen funktioniert übrigens nicht. Unser Körper ist nicht in der Lage, Bettruhe zu speichern. Wer vor einer langen Nacht besonders früh ins Bett geht, wird sich dort nur herumwälzen. Die innere Uhr hat noch nicht auf Erholung umgeschaltet. Ebenso, wer nach einer durchzechten Nacht den Schlafmangel schon am Nachmittag ausgleichen will. Hoffnungslos. Der Wach-Schlaf-Rhythmus ist längst aus dem Takt. Nicht wenige Schlafforscher sind sich heute einig, dass dieses taktlose Schlafen die inneren Uhren unserer Organe desynchronisiert. Und es scheint so, dass selbst einige Erkrankungen wie Diabetes oder Darmkrebs mit einem solchen Ungleichgewicht einhergehen.

Populäre Wege, wie Sie persönlich zu besserem Schlaf finden, gibt es mittlerweile so einige. In dem Hollywood-Streifen Staatsanwälte küsst man nicht versuchen es die Protagonisten beispielsweise mit Skigymnastik und Bügeln um Mitternacht. Kann man so machen, empfehle ich aber nicht. Im Blockbuster Schlaflos in Seattle wählen Tom Hanks und Meg Ryan wiederum die Variante: Sex. Finde ich persönlich besser. Im Genre des Vampirfilms hingegen meiden die untoten Blutsauger kategorisch jedwedes Sonnenlicht. Auch daraus lässt sich eine pragmatische Einschlafhilfe ableiten. Muss man aber gar nicht, denn es gibt ein paar bewährte Tipps, die jedem zu besserem und erholsamerem Schlaf verhelfen. Drei davon lesen Sie jetzt:

Bemühen Sie sich um eine entspannte Einstellung.

Mit Druck („Ich muss jetzt schlafen!“) machen Sie es nur schlimmer. Besser: Vermeiden Sie 30 Minuten vor dem Einschlafen sämtliche Störquellen wie laute Musik oder Diskussionen mit dem Partner. Sport ist auch nicht ratsam – wohl aber ein kurzer Spaziergang im Freien. Und wer binnen 20 Minuten nicht einschlafen kann, darf noch etwas lesen. Nur machen Sie dann bitte kein allzu grelles Licht an. Das Gehirn schaltet sonst wieder in den Wachmodus um.Erst hinlegen, wenn Sie müde sind. Regelmäßiger Schlaf ist zwar wichtig, das heißt aber nicht, dass Sie sich dabei sklavisch nach der Uhr richten müssen. Ihr Körper signalisiert Ihnen schon, wann es Zeit ist, zu Bett zu gehen. Wenn Sie dann immer noch zu viele Gedanken an die Arbeit plagen, notieren Sie sich diese auf einen Zettel und legen ihn (samt den Gedanken) sprichwörtlich zur Seite.

Pflegen Sie Rituale.

Meditation oder ein Abendgebet, ein beruhigender Tee oder abends zehn Seiten in einem guten Buch zu lesen – all diese Routinen konditionieren den Körper darauf, dass es Zeit ist, runterzufahren. Ebenso: Zu wiederkehrenden Zeiten ins Bett zu gehen und morgens zu festen Zeiten aufzustehen. Zu solchen Angewohnheiten gehört aber auch das Bett selbst. Es sollte dem Schlaf und Sex vorbehalten bleiben. Wer darin ebenso frühstückt wie fernsieht, stört den Lerneffekt für Körper und Geist: Hier wird geschlafen. Entsprechend sollten Sie alles aus dem Schlafzimmer verbannen, was an Arbeit erinnert (Schreibtisch, Telefon, PC, Gerümpel).

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%