Unternehmenskultur Passende Mitarbeiter kann man berechnen

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Gibt es bald keine klassischen Recruiter mehr?

Das gilt auch für neue Mitarbeiter. Nach Vorauswahl der Lebensläufe müssen daher auch die Bewerber den virtuellen Fragebogen ausfüllen. Dann gleichen Gutnick und ihre Mitarbeiter die Ergebnisse des Bewerbers mit den Resultaten des Unternehmens ab. Der Personalverantwortliche bekommt daraufhin ein Kandidatenprofil. Darin enthalten: Übereinstimmungs- und mögliche Konfliktpunkte mit dem Team sowie eine Auswertung, wie gut der Kandidat zum Unternehmen passt.

Bewerbungsstrategien für den Traumjob

Dass Bewerber bewusst manipulieren, also das ankreuzen, wovon sie glauben, dass es die richtige Antwort sei, glaubt Gutnick nicht. Sie nennt dafür zwei Gründe: „Wir haben diese Befragungen schon auf höchsten Management-Ebenen getestet“, erklärt die Bunch-CEO. „Das sind Menschen, die sich bestens auskennen in ihrem Unternehmen. Dennoch waren auch sie sich nicht hundertprozentig einig, was die Kultur ihres Unternehmens ausmacht.“ Wie solle also ein Bewerber von extern sich so gut auskennen, dass er die Antworten manipulieren könnte?

Darüber hinaus, so Gutnick, sei das Bild des Bewerbers, der sich absichtlich verstellt und irgendwo einschleust, mehr als veraltet. Heutzutage entscheiden Bewerber ganz aktiv, für wen sie arbeiten wollen und für wen nicht. Verbiegen wolle sich keiner mehr. „Der Wille des Bewerbers spielt eine ganz signifikante Rolle.“

"Die Ergebnisse bieten uns ein definiertes Gerüst, wodurch Gespräche mit dem Kandidaten präziser und sachlicher geführt werden", erzählt Ralph Pieper, CFO der kapilendo AG, einem Full-Service-Anbieter im Bereich Unternehmensfinanzierung. Bei kapilendo gibt es keine klassischen Recruiter mehr - den Einstellungsprozess übernehmen die Teamleiter.  

Zwei neue Mitarbeiter hat kapilendo mit Hilfe von Bunch bereits gefunden. Die Ergebnisse waren Pieper zufolge durchweg spannend: "Wir waren zum Beispiel sehr überrascht zu sehen, wie bedeutend Integrität als Basis für unsere Unternehmenskultur ist", erklärt er. "Des Weiteren hat Bunch uns geholfen, Baustellen innerhalb und zwischen den Teams klarer und sachlicher aufzuzeigen."

Der perfekte Bewerber aus Sicht von Deutschlands Personalern

Dass jetzt alle Unternehmen ohne Personaler und HR-Abteilungen auskommen, glaubt Darja Gutnick von Bunch nicht. "Unsere Analysen sollen nicht dazu führen, dass es keine Personaler mehr braucht", erklärt sie. "Ich glaube, es ist nur eine Veränderung der Rolle - weg vom operativen hin zum strategischen und analytischen." Was die Unternehmen mit den Ergebnissen der Bunch-Analyse anstellen, hängt vom Kunden ab. 

Auch Katharina Prien von Helpling könnte sich eine Zusammenarbeit mit Bunch vorstellen. Gerade für großen Firmen könne die Chance, den cultural fit zu erhöhen, Gold wert sein, sagt sie. Dennoch dürfe ein Algorithmus nur ein Teil des Bewerbungsprozesses sein. "Bei uns steht das persönliche Kennenlernen an oberster Stelle und das kann unter keinen Umständen ersetzt oder vernachlässigt werden.“

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