Will Smith "Ich besitze nicht das meiste Talent"

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Über die negativen Aspekte des Kapitalismus

Jada Pinkett Smith, Willow Smith and Jaden Smith Quelle: dapd


Sie zitieren immer wieder Ihren Vater. War dessen Einfluss so prägend auf Sie?

Auf jeden Fall. Ich fühle mich auch zu Geschichten über Vaterfiguren hingezogen – „Men in Black“ ist übrigens genau so eine. Gerade weil ich gesehen habe, mit welchen Anstrengungen mein Vater seinen Lebensunterhalt verdiente, habe ich mir seine Arbeitsethik zum Vorbild genommen. Zu seinem Job gehörte es, Kühlschränke in Supermarktkellern aufzustellen. Um die zu installieren, musste er schon mal Rattenkadaver aus dem Dreck ziehen. Ich schwor mir damals, dass ich mich nie über meinen Job beschweren würde, solange mir das erspart bliebe. Er zeigte mir auch, wie ich mit scheinbar unlösbaren Situationen umgehen sollte: „Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, dann tu erst mal gar nichts. Steh still“, pflegte er zu sagen.

Doch trotz seiner Arbeitsethik schaffte er es nicht zum Weltstar. Da muss es Ihrerseits eine weitere, noch stärkere Motivation gegeben haben.

Ja, die geht auf meine Kindheit zurück. Mit sechs Jahren sah ich zu, wie meine Großmutter immer um Mitternacht zur Nachtschicht im Krankenhaus aufbrach. Und für mich war das der größte Albtraum, denn um die Zeit da waren Kobolde und Dämonen unterwegs, aber sie musste zur Arbeit. Ich fühlte mich wie ein Versager, weil ich zu dieser Zeit schlafen durfte. Und ich schwor mir, dass keine Frau, die in meinem Reich lebte, mitternachts arbeiten sollte. Dafür gab es nur eine Lösung: Ich musste die Nummer eins werden, bei allem, was ich anpackte.

Ihre eigenen Kinder sind inzwischen selbst ins Showbusiness eingestiegen – Ihre zwölfjährige Tochter ist Sängerin, ihr 14-jähriger Sohn feiert als Schauspieler mit Filmen wie „Karate Kid“ Erfolge. Prägen Sie denen auch Ihre Einstellung ein?

Nicht unbedingt. Für mich ist Erfolg eine Überlebensangelegenheit gewesen. Dieses Bestreben, die Nummer eins, zu sein war die alles bestimmende Perspektive. Aber unsere Kinder sollen ihren Spaß haben. Meine Frau und ich versuchen nur ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Sie bekommen Hausunterricht, und dabei können sie sich auf die Themen konzentrieren, die sie wirklich interessieren. Und wir halten sie an, eigenständig zu entscheiden – wir geben ihnen nur die Informationen, die dafür nötig sind. Aber wir üben keinen Druck aus. Unsere Tochter zum Beispiel braucht momentan Freiraum, um herauszufinden, was sie genau tun will. Unser Sohn dagegen will unbedingt besser werden als ich.

Wie stark geht es Ihnen dabei um materiellen Erfolg?

Ich kenne sehr wohl die negativen Aspekte des Kapitalismus. In Afrika zum Beispiel traf ich viele Menschen, die nicht nach materiellem Luxus streben. Die Menschen sind einander verbunden, sie hängen nicht an Gütern und Finanzen, das ist emotional enorm befriedigend. Das ganze Schielen auf die Umsätze meiner Branche scheint dort auf einmal völlig idiotisch.

Und deshalb präsentieren Sie sich nach vier Jahren Pause wieder in einem Blockbuster wie „Men in Black III“?

Gerade nach dieser Pause möchte ich mich mit einem Projekt zeigen, das den Leuten vertraut ist. Aber die Filme danach werden ziemlich anders sein; ich werde wesentlich dramatischere und ungewöhnlichere Rollen spielen.

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