Europäische Zentralbank EZB will neues Marktchaos verhindern

Im Herbst hatte EZB-Präsident Mario Draghi Erwartungen geschürt. Er lockerte die Geldpolitik dann im Dezember weniger als erwartet, die Kurse brachen ein. Ein solches Chaos will die Notenbank zur März-Sitzung verhindern.

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Der Österreicher warnt vor überzogenen Erwartungen an die Europäische Zentralbank. Quelle: Reuters

Budapest Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny warnt vor der nächsten EZB-Zinssitzung im März vor überzogenen Erwartungen. Im Dezember hätten die Anleger an den Börsen zu viel erwartet, sagte das EZB-Ratsmitglied am Montag am Rande einer Konferenz in Budapest zu Journalisten. „Daher hoffe ich, dass es diesmal eine rationalere Herangehensweise gibt.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Dezember zwar ihre Geldpolitik weiter gelockert. Viele Investoren hatten aber mit noch umfassenderen Schritten gerechnet. Der Euro schnellte daraufhin in die Höhe, europäische Aktienkurs brachen ein. Zu einer gelungene Kommunikation gehörten immer zwei Seiten, sagte EZB-Präsident Mario Draghi später – und lud einen Teil der Schuld bei den professionellen Marktbeobachtern ab.

Zu möglichen geldpolitischen Maßnahmen im März wollte sich Nowotny nicht äußern. „Es wird nun in einer Reihe von Arbeitsgruppen und Ausschüssen gearbeitet und es wäre verfrüht, Details zu nennen.“ Die EZB könne allerdings nicht im Alleingang die Erholung der Wirtschaft im Euroraum sichern, ergänzte er.

Ähnlich äußerte sich Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré in Budapest. Die EZB werde bei ihrer Sitzung am 10. März das Programm zur geldpolitischen Lockerung prüfen und möglicherweise überdenken, so Coeuré. „Wir haben immer klar gemacht, dass wir bereit und in der Lage sind, unseren Teil beizutragen“, sagte Coeuré. „Aber damit die Erholung struktureller Natur wird - und damit das Potenzialwachstum zunimmt und die strukturelle Arbeitslosigkeit zurückgeht - reicht Geldpolitik nicht aus.“ Die EZB könne allerdings nicht im Alleingang die Erholung der Wirtschaft im Euroraum sichern, ergänzte der Notenbanker.

Nowotny zufolge könnte die Teuerung in der Euro-Zone wegen des Ölpreis-Verfalls erneut unter die Nulllinie rutschen. „Es könnte in einigen Monaten eine negative Inflationsrate geben.“ Für das Gesamtjahr und vor allem für die zweite Jahreshälfte rechne er aber nicht damit. Im Januar waren die Preise lediglich um 0,4 Prozent gestiegen. Die EZB strebt als optimalen Wert für die Wirtschaft eigentlich knapp zwei Prozent an.

Trotz des nie dagewesenen Umfangs geldpolitischer Lockerung hat die EZB Mühe, die Inflation zu beleben, da der Ölpreis sinkt. Notenbanker haben die Sorge geäußert, dass die von den Regierungen auf den Weg gebrachten Reformen nicht ausreichen. EZB-Präsident Mario Draghi wird diese Sorgen möglicherweise am Montagabend erneut vor dem europäischen Parlament in Straßburg ansprechen.

Im Euroraum haben Industrieunternehmen im Januar die Preise so stark wie seit einem Jahr nicht mehr gesenkt, zeigt der Markit-Einkaufsmanagerindex, der am Montag veröffentlicht wurde. Die Entwicklung belegt das Risiko, dass niedrigere Verbraucherpreise sich verfestigen. Zwar hat die Inflation im Euro-Raum im Januar leicht gestiegen, aber die EZB hat gewarnt, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten unter null sinken könnte.

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