Facebook-Gründer Zuckerberg im Vaterurlaub Wenn der Chef die Windeln wechselt

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will nach der Geburt seines Kindes eine Auszeit vom Managersein nehmen. Das trauen sich nur wenige Führungskräfte – in Deutschland und den USA. Und wenn doch, dann nur für wenige Wochen.

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Priscilla Chan und Mark Zuckerberg erwarten ihr erstes Kind. Quelle: dpa

Mark Zuckerberg will sich dem Dienst an der Wickelkommode nicht verweigern. Der Facebook-Gründer und seine Frau Priscilla Chan bereiten sich derzeit auf die Geburt ihres ersten Kindes vor. Das Paar kaufe Babysachen und krame Lieblingsspielzeug aus der eigenen Kindheit hervor. „Mit jedem Tag werden die Dinge realer, und wir freuen uns, ein neues Kapitel in unserem Leben zu beginnen“, schreibt der werdende Papa auf seiner Profilseite.

Nach der Geburt seiner Tochter will sich der 30-Jährige „dem Leben als Familie“ widmen – und dafür zwei Monate Vaterschaftsurlaub einlegen. Statt den weltgrößten Internetkonzern zu leiten, wechselt er dann Windeln, rührt Brei an und wiegt das Töchterchen mit Liedern in den Schlaf. Seine Auszeit vom Managersein begründet er ganz wissenschaftlich: „Studien haben gezeigt, dass es den Kindern und Familien besser geht, wenn sich Arbeitende für ihre Neugeborenen eine Auszeit nehmen.“

Das scheinen sich sich derzeit nur wenige CEO-Papas zu Herzen zu nehmen. Denn Vollzeit-Vater Zuckerberg ist mit dieser Entscheidung einer von wenigen prominenten Chef der Tech-Branche, der vom Schreibtisch ins Kinderzimmer wechselt.

Facebook in Zahlen

Zwar machen viele Konzerne im Silicon Valley ihren Mitarbeitern Angebote, Beruf und Karriere miteinander zu vereinbaren. Für werdende Eltern setzen sich unter anderem Facebook, Google, Twitter, Microsoft, Yahoo, Netflix und Virgin ein. Doch in den meisten Fällen nehmen nur Frauen diese Offerten an.

Überhaupt haben die USA in Sachen Familienförderung großen Nachholbedarf. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind sie der einzige Industriestaat, der landesweit keinen Mutterschutz bietet. Auch die Elternzeit ist für werdende Väter ein Fremdwort.

Was sich bei Facebook ändert
Ab Freitag, 30. Januar, gelten bei Facebook neue Geschäftsbedingungen. Nun haben Nutzer mehr Möglichkeiten, Privatsphäre- und Sichtbarkeitseinstellungen zu kontrollieren. Auf der anderen Seite bringen die neuen AGB aber auch eine viel detailliertere und zielgerichtete Verfolgung des Nutzerverhaltens mit sich. Mit einem Log-in nach dem 30. Januar stimmen Nutzer den neuen AGB automatisch zu, ein Widerspruch ist nicht möglich. Nutzer haben zwei Möglichkeiten: Akzeptieren oder Abmelden. Doch auch, wenn man einzelnen Punkten nicht widersprechen kann, ist es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, was mit den eigenen Daten geschieht. Hier die wichtigsten Änderungen im Überblick. Quelle: dpa
DatenschutzFacebook will es Nutzern leichter machen, zu entscheiden, wer ihre Inhalte sieht. Dazu gibt es jetzt interaktive Anleitungen und auch Möglichkeiten, die Analyse von besuchten Seiten und Apps zu kontrollieren. Hier muss der Nutzer aber aktiv tätig werden. Neue Funktionen müssen in der Regel abgestellt werden, wenn man mit ihnen nicht einverstanden ist. Und trotz aller Einstellungen: Facebook erfährt alles und kann es möglicherweise auswerten. Quelle: REUTERS
StandortdatenKünftig können Standortdaten mit denen der Freunde und mit Werbeanzeigen verbunden werden. Wer seinen Standort teilt, kann etwa Informationen über Restaurants in der Nähe oder Neuigkeiten von Freunden angezeigt bekommen. Wer das nicht möchte, sollte der Facebook-App auf seinem Smartphone wenn möglich keinen Zugriff auf das GPS-Modul gewähren. Allerdings räumt nicht jede Plattform diese Möglichkeit ein. Quelle: dpa
Werbung IFacebook will Werbung auf den Einzelnutzer zuschneiden. Bislang werden die Inhalte der Werbeanzeigen aus „Gefällt mir“-Angaben und anderen Aktivitäten im Netzwerk generiert. Bald sollen auch besuchte Webseiten und genutzte Apps ausgewertet werden. Das Netzwerk ist in der Lage, die Aktivitäten seiner eingeloggten Nutzer im Netz teilweise nachzuvollziehen. Wer dann online ein Paar Sportschuhe kauft, könnte beispielsweise Anzeigen für Sportkurse oder andere Trainingskleidung sehen. Wer Urlaubsziele recherchiert, sieht Werbung von Reiseveranstaltern. Quelle: REUTERS
Werbung IIKünftig sollen Facebook-Nutzer Werbeanzeigen auf ihre Relevanz bewerten können. Dazu wird auch sichtbar gemacht, in welche Zielgruppe Facebook die Nutzer einordnet und warum man eine bestimmte Anzeige sieht. Laut Facebook soll so sichergestellt werden, dass Nutzer nur relevante Werbung sehen. Die neue Einstellung für Werbeanzeigen geben dem Nutzer zwar mehr Kontrolle, ein großer Gewinn sind sie aber nicht, wie Staatssekretär Ulrich Kelber (SPD) vom Bundesverbraucherschutzministerium bei der Vorstellung der neuen AGB Ende November 2014 urteilte: „Gleichzeitig erhält Facebook so aber auch noch mehr werberelevante Informationen über den Nutzer.“ Quelle: REUTERS
Neue FunktionenDas Netzwerk will seine Kunden durch neue Optionen wie einen „Kaufen“-Knopf enger an sich binden. So könnte der Kauf von Waren direkt über das Facebook-Konto erfolgen. Damit könnte das Unternehmen neben Nutzungsdaten auch an Einkaufsgewohnheiten und Zahlungsdaten der Kunden kommen. Durch Zusammenführung dieser Daten lassen sich umfassende Personenprofile erstellen. Quelle: AP
Verbraucherschützer empfehlen grundsätzlich, die Sichtbarkeit von Beiträgen stark zu kontrollieren und in den Privatsphäre-Einstellungen auf minimale Auswertung der persönlichen Daten zu Werbezwecken zu setzen. Und Facebook-Nutzer müssen wachsam sein, sagt Rechtsanwältin Sabine Petri von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: „Man sollte regelmäßig nachsehen, ob die Einstellungen noch so sind, wie man sie eingestellt hatte.“ Quelle: AP

Anders in Deutschland, wo Mutter und Vater einen gesetzlichen Anspruch von bis zu drei Jahren auf Elternzeit haben – und in dieser Zeit staatliche Leistungen erhalten. Davon können US-Amerikaner nur träumen.

Obwohl allerorts die Zahl der Angebote steigt, bleiben die fürsorglichen Väter mit Auszeit immer noch in der Minderheit: In Deutschland gibt es keinen CEO, der sich in Vollzeit um den Nachwuchs kümmert. Zu groß sind wohl die Sorgen vor einem Karriereknick. Anders als in der Wirtschaft sieht es in der Politik aus. So hatte Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) eine Auszeit vom Job für sein Töchterchen genommen. Mittwochs vereinbart der Vizekanzler bis heute keine Termine - und holt den Nachwuchs von der Kita ab.


In Deutschland und in den USA gibt es ihn: den Zweimonatsvater

Trotz dieser Bekenntnisse zur Vaterpflicht gehört auch Gabriel einer Spezies an, die es sowohl in Deutschland als auch den USA gibt: die Zweimonatsväter. Wenn sich ein Papa für eine Auszeit wegen des Kindes durchringt, dauert sie selten länger als acht Wochen. Laut Statistischem Bundesamt entscheiden sich knapp 80 Prozent aller Väter in Deutschland, die überhaupt in Elternzeit gehen, für die kürzeste Dauer von zwei Monaten. Selbst diese acht Wochen Fläschchen-Dienst scheuen Firmenchefs – und sind ihren Mitarbeitern damit ein schlechtes Vorbild.

Im Silicon Valley wiederum engagieren sich immer mehr Konzerne in Sachen Familienförderung. Zum Beispiel bietet Yahoo werdenden Eltern 16 Wochen lang einen bezahlten Mutterschutz. Väter können auf Wunsch acht Wochen lang daheim das Kind hüten – und erhalten 500 Dollar „Baby-Cash“. Netflix erlaubt jungen Eltern neuerdings, bis zu einem Jahr im Job zu pausieren. Bei Microsoft bekommen beide Elternteile voll bezahlten Elternschutz, Mütter haben die Wahl auf weitere acht Wochen.

Doch bei Google werden Frauen und Männer nicht gleich behandelt. Mütter erhalten viel mehr Zeit, das junge Elternglück zu genießen. Sie haben Anspruch auf 18 Wochen bezahlten Urlaub. Väter stehen dagegen nur zwölf Wochen zu, plus 500 Dollar Prämie. Beläuft sich der bezahlte Mutterschutz beim Kurznachrichtendienst Twitter auf 20 Wochen, stehen Väter gerade einmal zehn Wochen zu.

Zwar will sich auch der Mischkonzern Virgin um die Bedürfnisse der Familien kümmern – beschränkt seine Angebote allerdings auf einen kleinen elitären Kreis an Mitarbeitern. Wer in der Firma ein Kind bekommt oder adoptiert, darf künftig ein Jahr Elternzeit nehmen – bei vollem Lohnausgleich. „Als Vater und Großvater weiß ich, wie wunderbar das erste Jahr mit einem Kind ist – aber auch, wie anstrengend“, schreibt Chef Richard Branson in seinem Blog. Der Haken an der Sache: In den Genuss dieser betrieblichen Leistungen kommen lediglich 140 der insgesamt 50.000 Mitarbeiter. Die Voraussetzung: Sie müssen länger als vier Jahre im Unternehmen arbeiten und dem Management in Genf oder London angehören.

Bei Facebook können Mitarbeiter bis zu vier Monate eine bezahlte Auszeit nehmen, inklusive 4000 Dollar „Baby-Bonus“. Diese Prämie steht auch Chef Mark Zuckerberg zu, wenn er im kommenden Jahr Vater wird und Elternzeit nimmt.

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