Fed US-Notenbank berät über weitere Schritte in Coronakrise

Am Mittwoch tagt die Fed und wird über ihren weiteren Kurs in der Krise beraten. Marktexperten rechnen jedoch nicht mir großen Ankündigungen.

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Der US-Notenbankchef wird am Mittwoch mit seinen Fed-Kollegen über den weiteren Kurs beraten. Quelle: Reuters

Nach ersten Hoffnungszeichen vom US-Arbeitsmarkt berät die Notenbank (Fed) am Mittwoch über den weiteren Kurs in Zeiten der Coronakrise. Auf dem Höhepunkt der Pandemie hatte sie die Wirtschaft mit einem billionenschweren Notpaket über Wasser gehalten. Mehr als 20 Millionen Amerikaner verloren allein im April ihren Job, bevor im Mai ein vorläufiges Ende des Aderlasses einsetzte und 2,5 Millionen Stellen geschaffen wurden. „Insgesamt dürften die Arbeitsmarktdaten die Sorgenfalten der Fed etwas mindern, sie ihr aber noch keinesfalls vom Gesicht zaubern“, prognostiziert Ökonomin Charlotte Heck-Parsch von der BayernLB.

Trotz des jüngsten Jobaufbaus erinnert die Arbeitslosenquote von 13,3 Prozent noch immer an die Zeiten der großen Depression in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Für Mittwoch erwartet Heck-Parsch allerdings keine großen Ankündigungen: „Durch ihre zahlreichen Programme stellt die Notenbank bereits jetzt beispiellose Summen an Liquidität zur Verfügung und kann unlimitierte Programme ohne große Ankündigung dynamisch steuern.“ Notenbankchef Jerome Powell hat versichert, die Fed könne die Wirtschaft so lange wie nötig stützen.

Die Fed hat ihren Leitzins bereits auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt und dafür gesorgt, dass der Kreditfluss an Haushalte und Firmen nicht versiegt. Zudem will sie mit ihren Wertpapierankäufen das reibungslose Funktionieren der Märkte und die Umsetzung der Geldpolitik gewährleisten. Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner verweist darauf, dass die Fed bereits seit Anfang März US-Staatsanleihen für 1,6 Billionen Dollar und hypothekenbesicherte Anleihen (MBS) für 500 Milliarden Dollar erworben hat. „Demgegenüber fallen die bislang 100 Milliarden Dollar an Notkrediten kaum ins Gewicht.“

Bisher habe die Fed den Finanzmärkten keine Orientierungslinie - eine sogenannte Guidance - über Dauer und Umfang ihrer Maßnahmen jenseits der Leitzinspolitik gegeben. Sie habe sich darauf beschränkt, auf kurzfristiger Basis die stetige Verringerung des wöchentlichen Kaufumfangs bekanntzugeben. „Hier könnte die Fed für eine bessere Guidance sorgen wollen“, erklärte Weidensteiner. Die Währungshüter könnten seiner Ansicht nach zudem über Möglichkeiten diskutieren, das Versprechen niedriger Zinsen für einen langen Zeitraum „fester zu machen“.

Diskussion über Negativzinsen

Negativzinsen kämen für die Fed aber weiterhin nicht infrage, ergänzte der Experte. US-Präsident Donald Trump hat die Währungshüter zum wiederholten Mal aufgefordert, solche negativen Zinsen einzuführen. Sie gelten in der Geldpolitik als unkonventionelles Instrument, um in Krisenzeiten die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft anzuschieben.

Trump, der im November seine Wiederwahl anstrebt, hat die überraschend gut ausgefallenen Zahlen vom Arbeitsmarkt als Zeichen gewertet, dass die Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Powell hatte hingegen vor einer langen Durststrecke gewarnt, zumal weitere Wellen der Coronavirus-Epidemie nicht auszuschließen seien. „Vorerst wird sich die Fed daher wohl vor allem mit der Krisenbewältigung befassen“, äußert Commerzbank-Experte Weidensteiner. Die Krise werde sich auch in den aktualisierten wirtschaftlichen Projektionen der Währungshüter niederschlagen.

Im März hatte die Fed angesichts der unklaren Lage die Aktualisierung ausfallen lassen. „Der Fokus der Sitzung dürfte auf den neuen Projektionen liegen, und der jüngste Arbeitsmarktbericht wird wohl nichts daran ändern, dass diese das Bild einer tiefen Rezession zeichnen werden“, sagt BayernLB-Expertin Heck-Parsch voraus.

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