Fed US-Senatorin fordert Untersuchung der Finanzaktivitäten von Fed-Vize Clarida

Die US-Senatorin nimmt den Fed-Vize ins Visier. Quelle: Reuters

Fed-Vize Richard Clarida schichtete im Februar 2020 sein Portfolio von Aktien auf Anleihen um – einen Tag vor einer wichtigen Ankündigung Powells. Demokratin Warren fordert nun eine Untersuchung.

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Die amerikanische Senatorin Elizabeth Warren hat die US-Börsenaufsicht SEC aufgefordert, die Handelsaktivitäten von hochrangigen Notenbankern zu untersuchen. In einem Brief an die SEC nannte die Demokratin Warren auch Fed-Vize Richard Clarida, der Medienberichten zufolge im Februar 2020 von Anleihen auf Aktien umschichtete. Clarida passte demnach sein Portfolio einen Tag vor einer wichtigen Ankündigung von Fed-Chef Jerome Powell an. Powell warnte damals vor Risiken durch das Coronavirus und versprach eine Reaktion der Fed, falls dies notwendig werden sollte.

Die Berichte über die Finanzaktivitäten der Fed-Vertreter dürften ernsthafte Fragen mit Blick auf mögliche Interessenkonflikte aufwerfen, schrieb Warren. Sollten die Aktivitäten auf dem Wissen der Fed-Vertreter, das marktbewegend und nicht-öffentlich sei, basieren, könnten sie womöglich illegal gewesen sein. Ein SEC-Sprecher lehnte einen Kommentar dazu ab.

Die US-Notenbank teilte dann am Montag mit, sie habe Gespräche mit ihrer internen Aufsichtsbehörde aufgenommen, um den Finanzmarkthandel einiger hochrangiger Notenbanker auf mögliche ethische oder rechtliche Mängel zu überprüfen.

„Im Rahmen unserer umfassenden Überprüfung haben wir letzte Woche Gespräche mit dem Office of Inspector General for the Federal Reserve Board aufgenommen, um eine unabhängige Überprüfung einzuleiten. Sie wollen untersuchen, ob die Handelsaktivitäten bestimmter hochrangiger Beamter sowohl mit den einschlägigen Ethikregeln als auch mit dem Gesetz in Einklang standen“, sagte ein Sprecher der Fed. „Wir begrüßen diese Überprüfung und werden auf der Grundlage ihrer Ergebnisse geeignete Maßnahmen ergreifen.“

Nach Rücktritten von zwei US-Notenbankern im Zuge einer Finanzaffäre hatte Powell Ende September im Kongress eine Rundum-Erneuerung der Ethik-Regeln für Währungshüter angekündigt. Hintergrund ist der Abgang zweier Notenbanker, die in der Hochphase der Corona-Krise Aktiengeschäfte auf eigene Rechnung betrieben hatten. Die beiden Währungshüter vertreten ihre jeweiligen Notenbank-Bezirke im Offenmarktausschuss der Fed, der über die Zinspolitik entscheidet.

Dabei handelt es sich zum einen um den US-Notenbanker Robert Kaplan, der als Konsequenz aus der Debatte um persönliche Aktiengeschäfte in der seinen Hut nahm. Zudem hatte der Präsident der Fed in Boston, Eric Rosengren, seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen angekündigt. Auch er war wegen umstrittener Aktiengeschäfte unter Druck geraten.

Zwar waren die Finanzgeschäfte der beiden Notenbanker in einer internen Prüfung nicht beanstandet worden. Doch sind die Währungshüter nach den Regeln der Fed gehalten, auch nur den Anschein zu vermeiden, dass sie ihre Position zur persönlichen Bereicherung nutzen könnten. Im Corona-Jahr 2020 hatte die Fed mit bislang beispiellosen Rettungsaktionen die Märkte und die Wirtschaft mit Billionen-Summen stabilisiert. Die Rücktritte fallen in eine Zeit, in der US-Präsident Joe Biden bald darüber entscheiden dürfte, ob Fed-Chef Powell eine zweite Amtszeit haben soll oder seine Zeit an der Spitze der Fed im Februar 2022 endet.

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Ein Fed-Sprecher teilte am Montag mit, dass die amerikanische Notenbank bereits Gespräche mit ihrer internen Aufsicht über die Einleitung einer unabhängigen Untersuchung der Finanzaktivitäten der Notenbanker führe.

Mehr zum Thema: Auf den ersten Blick überwiegen aktuell am US-Aktienmarkt die negativen Aussichten die positiven. Das sollte Anleger aber nicht zu falschen Schlüssen verleiten.

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