80ster Geburtstag George Soros: Der dubiose Super-Spekulant

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US-Soldaten im Irak Quelle: Laif

Auch sich lautstark gegen den Irakkrieg auszusprechen, aber Aktionär von Halliburton zu sein, einem wichtigen Army-Zulieferer im Irak, sei „kein Problem“: „Das war ein minimaler Anteil, in Prozent der Marktkapitalisierung sehr wenig.“ Das Problem sei der Irakkrieg – nicht Halliburton.

Sein Grundsatz scheint zu sein, alles zu tun, was erlaubt ist. Aktien der Rüstungsfirmen Lockheed und Northrop Grumman kaufte er nach einer Bestechungsaffäre „weil sie billig waren“. Das bedeutete nicht, dass er Korruption gutheiße. „Es war nichts moralisch Falsches daran, ihre Aktien zu kaufen.“ Eine Ausnahme macht er: Da er in einer Kampagne gegen Landminen aktiv ist, hat er seine Anteile an Unternehmen, die Minen produzieren, verkauft. „Ich fand es nicht sinnvoll, aber der Besitz hätte mein Werben für das Verbot unterminiert.“

Soros mag sich seines Spekulanten-Daseins nicht schämen. Wenn man Spekulanten beschimpfe, sei das so, „als ob man den Boten erschießt, weil er schlechte Nachrichten überbracht hat“.

Der Mann hinter Obama

Es ist kein Zufall, dass Soros’ Vorschläge zur Regulierung der Banken jenen sehr nahekommen, die US-Präsident Barack Obama derzeit durch den Kongress bringen will – ebensowenig wie, dass die von Soros gepredigte keynesianische staatliche Belebungspolitik das Credo der amerikanischen Demokraten ist. Soros war einer der großen Förderer von Obama. Heute zeigt er sich von seinem Protegé enttäuscht: Obama habe Banken nicht verstaatlicht, weil dies der „amerikanischen Tradition“ widerspreche. „Stattdessen verstaatlichte er die Schulden der Banken.“ Die Banken jetzt zu zwingen, ihren Eigenhandel vom Einlagengeschäft zu trennen, sei richtig: „Wenn der Staat die Garantie gibt, dass Banken in Finanzkrisen nicht bankrottgehen, sollte Eigenhandel außerhalb dieses garantierten Bereichs stattfinden. Sie sollten ihn den Hedgefonds überlassen. Die bekommen von Kunden dafür Geld; wenn es verloren geht, ist es deren Problem.“

Dass er dabei für sein eigenes Geschäft redet, weist er von sich: „Es kann sein, dass Hedgefonds zu groß werden, sodass man sie nicht ohne Weiteres bankrottgehen lassen kann. Deshalb müssen auch sie reguliert werden.“ Soros ruft also nach härteren Auflagen, die ihm und seinesgleichen die Geschäfte erschweren. „Als Teilnehmer im Markt verdiene ich dort Geld“, sagt er, „Aber als Bürger, der die Märkte versteht, möchte ich, dass die Märkte besser funktionieren.“

Allein vorpreschen, während alle anderen weitermachen wie bisher, will und kann er wohl nicht. Der Bürger, das ist seine Botschaft, ist ihm wichtiger als der Spekulant. Der Beweis dafür, dass das stimmt, steht noch aus.

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