Alte Bücher Kostbares zum Blättern

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Vielversprechende deutsche Bücher zu finden ist derzeit nicht einmal schwer. Die Sammlergeneration der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts stirbt langsam weg, viele wichtige Bücher kommen aus Nachlässen auf den Markt. Der Düsseldorfer Anwalt F. Georg Miller etwa hinterließ 2008 eine millionenschwere Sammlung alter deutscher und europäischer Literatur, die er seit den Sechzigerjahren zusammengekauft hatte. Momentan wird sie vom Berliner Antiquar Wolfgang Braecklein Stück für Stück versilbert.

Dem in der Branche angesehenen Schweizer Antiquar Heribert Tenschert zufolge ist es durchaus sinnvoll, derzeit deutsche Erstausgaben aus dem 15. bis 20. Jahrhundert zu kaufen. „Denn in deutscher Sprache gibt es immer noch Dinge, die man heute auf dem Markt in Französisch oder Englisch nicht mehr finden wird“, sagt der Händler.

Nichts für Laien

Trotzdem sind antiquarische Bücher nichts für Normalsparer. Broker oder Agenten gibt es nicht, Sammler sollten sich auskennen. Ist das Buch eine Erstausgabe oder gar ein Manuskript? Wie ist der Zustand? Was ist das Buch wert? Will jemand eine Millionensumme anlegen, so Investor Rose, sollte er mit einem professionellen Händler zusammenarbeiten.

Ob ein Preis gerechtfertigt ist, lässt sich via Internet heute bei vielen Büchern auf Verkaufsplattformen wie Abebooks oder ZVAB grob überprüfen. Dort bieten die meisten Antiquare weltweit ihre Bücher parallel zum Laden an.

Preisentscheidend sind aber oft Details. So wurde etwa das Vorwort von Heinrich Heines Buch „Französische Zustände“ 1832 von Preußens Zensur gesäubert. Exemplare mit einem in Frankreich gedruckten Vorwort zum zensierten Vorwort sind selten und kosten deshalb etwa 5000 Euro. Ohne Vorwort zum Vorwort darf das Buch derzeit keine 1000 Euro kosten.

Informationen durch Bibliografien

Einen ersten Druck einer Erstausgabe aus dem 19. Jahrhundert vom zweiten Druck zu unterscheiden grenzt mitunter an Detektivarbeit. So kam es beim Drucken vor, dass Buchstaben in der Druckplatte zerbrachen und einzelne Zeilen oder ganze Seiten neu gesetzt werden mussten. Heute sind diese neu gesetzten Zeilen mitunter die einzigen Merkmale, die zwei verschiedene Ausgaben voneinander unterscheiden.

Aufschluss über solche Details geben Bibliografien. Deren Autoren, oft selbst Sammler, haben in mühsamer Kleinarbeit Merkmale einzelner Ausgaben zusammengetragen. Eines der beeindruckendsten Beispiele einer solchen Bibliografie ist die neunbändige „Bibliography of American Literature“.

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