André Driver und Carsten Bengsch "Froh sind wir nicht"

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Droht nun eine Kettenreaktion? Der Lebensmittellogistiker Cargofresh, dessen Anleihen Sie ebenfalls vertrieben haben, hält zum Beispiel für mehr als sechs Millionen Euro Anleihen der HPE. Die dürften nun wertlos sein.

Bengsch: Diese Information vom September 2008 war unserem Anlageausschuss bekannt. Wir werden Cargofresh bitten, hierzu öffentlich Stellung zu nehmen.

Haben Sie im Vorfeld von den Unternehmen Informationen erhalten? HPE hat seit Jahren keine umfassenden Informationen, etwa einen Jahresabschluss, mehr veröffentlicht.

Driver: Bis September 2008 hatten wir noch ausreichende Informationen der HPE. Danach fehlten diese. Auch wir brauchen öffentlich zugängliche Informationen. Alles, was wir auf anderem Wege erfahren, dürfen wir nicht nutzen, da es sich um Insiderinformationen handeln würde. Eine Verwendung dieser Informationen wäre illegal. Viele Unternehmen informieren vor und während des Vertriebs ihrer Wertpapiere ausgiebig. Sobald die Anleihen oder Genussscheine ausgegeben sind, schwindet das Interesse leider häufig.

Sie werden von den Unternehmen also benutzt.

Driver: Benutzt ist ein unschönes Wort. Aber froh sind wir nicht, wenn unsere Anleger den Unternehmen in guten Zeiten Geld anvertrauen, und später müssen sie ihnen hinterherlaufen, um an aktuelle Zahlen zu kommen.

Sie wollen künftig verstärkt auf den Versicherungsvertrieb setzen. Doch angesichts der Zahlungsausfälle und Kursverluste ist das Vertrauen der Kunden zerstört.

Bengsch: Die durchschnittlichen Kursverluste unserer Kunden unterscheiden sich nicht von der Gesamtentwicklung des deutschen Aktienmarktes. Das sind die Folgen der Finanzkrise, und leider sind fast alle Bankkunden hiervon betroffen.

Ihre Kunden fühlen sich jedoch getäuscht und werfen Ihnen fehlerhafte Beratung vor.

Driver: Wir sind uns sicher, dass unsere Berater in den meisten Fällen aufrichtig beraten haben und auf alle Risiken hingewiesen haben. Da alle Beratungsgespräche aufgezeichnet werden, lässt sich das überprüfen. Wenn Kunden sich getäuscht fühlen, laden wir diese zu uns ein und hören gemeinsam mit ihnen die Mitschnitte an. In der Regel lassen sich so viele Missverständnisse bereinigen.

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