Anlagebetrug Dubiose Geschäftemacher machen Kasse mit Schweizer Aktien

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Bankenviertel Frankfurt: Quelle: AP

Amitelo und Accel Energy sind nicht die einzigen Problemfälle, bei denen 3D Capital dunkle Spuren hinterließ. Im Mai 2007, die Anleger rissen sich damals noch um Bergbau- und Energiewerte, brachte 3D Miramonte Mining und die Schweizer Mammut Energy in den Frankfurter Freiverkehr. An beiden hielt 3D vorbörslich 20 Prozent. Auch nach dem Börsenstart dealte 3D noch mit den Mammut-Aktien. Ein Paket im Gesamtpreis von 305.500 Euro verkaufte 3D an die RG Securities. Laut einer Rechnung vom Juni 2007 erhielt 3D von beiden Unternehmen, Miramonte Mining und Mammut Energy, jeweils zwei Millionen Aktien für Beratungsdienstleistungen. Aktuell kosten Miramonte und Mammut Energy nur noch wenige Cent, genauso wie das angebliche IT-Unternehmen Sysix Solutions, von dem 3D Capital 2006 rund 4,6 Millionen Aktien besaß.

Heute sind die Überreste von 3D Capital unter dem neuen Namen Sherbrooke Equity gelistet und ebenfalls nur noch ein Pennystock. Der neue Verwaltungsrats-Chef, Louis Philippe Antunes, will das Geschäft neu ausrichten – ähnliches Geschäftsmodell aber bessere Kunden, erklärt er. Zu Amitelo habe er keinen Kontakt. Zum Ende des Monats soll dort ein neuer Skontroführer den Handel organisieren, die Zusammenarbeit mit RG Securities will Amitelo beenden. An der Börse solle die Aktie jedoch bleiben, teilte Ex-Chef Malkus nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen mit.

Dubiöse Aktien werden von vielen Seiten angepriesen

Bemerkenswert ist, dass die hochriskanten Schweizer Aktien, die alle nur in Deutschland gehandelt werden, von vielen Seiten angepriesen werden. Ob Accel Energy, Mammut Energy oder Patron Mining – die 2006 sowohl mit 3D Capital als auch mit Onyx Capital von Torsten Prochnow einen Kreditvertrag abgeschlossen haben –, in Internet-Foren sind den Aktien aus dem Umfeld von 3D Capital und Prochnow viele unkritische Kommentare sicher. „Endlich mal wieder ein interessanter Wert hier, sehr positive Zahlen“, schreibt etwa ein Nutzer mit dem Namen „PascalNouma“ noch Ende Februar zu Accel Energy. Doch der Kurs fiel weiter.

Diverse gratis an Anleger verschickte Börsenbriefe teilen die positive Sicht. Auffallend oft haben der „Oberbayerische Börsenbrief“ und „Invest Inside“ die wenig werthaltigen Aktien empfohlen. Kein Wunder: Viele Börsenbriefe werden von Unternehmen oder deren Hintermännern bezahlt. „Anleger sollten den Informationen nicht blind vertrauen“, warnt daher der Vorstand des Deutschen Instituts für Anlegerschutz, Volker Pietsch. So kostet etwa die Buchung des Oberbayerischen Börsenbriefs laut einer Angebotsliste des Internet-Portals Aktiencheck vom Juni 2007 schlappe 5200 Euro. Dafür würden 130.000 Abonnenten erreicht. Auch die Betreuung von Internet-Foren für 2500 Euro im Monat will Aktiencheck vermitteln und dort „gute Nachrichten“ der Unternehmen verbreiten lassen.

Laut der WirtschaftsWoche vorliegenden Rechnungen buchten Partnerunternehmen im Auftrag der 3D auch Angebote des umstrittenen Ex-Bäckermeisters Markus Frick. Der selbst ernannte Aktienexperte hat immer wieder aufgeblasene, wertlose Aktien zum Kauf empfohlen und musste zuletzt auch Anleger dafür entschädigen. In Fricks Magazin wurde die 3D Capital selbst vorgestellt – und zahlte dafür: Laut einer Rechnung vom April 2007 fiel für die Bereitstellung eines „Präsentationsfensters“ im „Markus Frick Magazin“ ein Pauschalbetrag von 25.000 Euro an.

Nach Informationen der WirtschaftsWoche ermittelt das Bundeskriminalamt gegen Prochnow. Offiziell will die Behörde dies weder bestätigen noch dementieren. Prochnow weiß nichts von Ermittlungen der Polizei oder der Staatsanwaltschaft. Er sei nie an irgendwelchen Aktivitäten, um illegal Kurse zu manipulieren, beteiligt gewesen, sagt er.

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