Ausblick Lehren aus der Finanzkrise

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Unternehmen horten wieder Eigenkapital

Maria-Elisabeth Schaeffler: Quelle: dpa

Sie galten als altmodisch – Unternehmen, die mit viel Eigenkapital ausgestattet waren. Wer scheinbar zu viel Geld in der Kasse hatte, musste sich rechtfertigen — gegenüber Investoren, Aktionären und Banken. Wer etwas kaufte, tat dies in der Regel auf Pump und investierte nur wenig eigenes Geld. Denn Liquidität war im Überfluss vorhanden und das zu extrem günstigen Konditionen. Viele Banken entwickelten daraus ein Geschäftsmodell. Sie blähten ihre Bilanz auf, handelten immer mehr auf eigene Rechnung. Das war auch darum möglich, weil sie nach Basel II, den neuen Eigenkapital-Richtlinien für Banken, für risikoarme Papiere weniger Eigenkapital vorhalten mussten. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass auf solche Bewertungen wenig Verlass ist.

Die Banken erhöhen jetzt ihre Eigenkapitalquoten und bauen Schulden ab. Dies wird auch die nächsten Monate so weitergehen und heißt: Die Geldhäuser vergeben weniger Kredite, ihre Kunden durchleuchten sie deutlich kritischer als bisher. Zudem dürfte es so schnell keine Übernahmen mehr geben, die mit hohen Krediten finanziert sind. Das war zuletzt noch beim Autozulieferer Schaeffler der Fall, der so den größeren Konkurrenten Continental schlucken will.

Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass die Finanzierung für sie auf Dauer teurer wird und ihr Eigenkapital wichtiger. Für viele fällt die Geldbeschaffung über den Kapitalmarkt flach, die in den vergangenen Jahren so populär war. Anleihen können sie nur teuer platzieren – wenn überhaupt. Auf dem Markt für nachrangige Kredite, die unter gewissen Umständen wie Eigenkapital behandelt werden, bewegt sich vorläufig so gut wie nichts. Deshalb gewinnt in den Unternehmen die Innenfinanzierung über einbehaltene Gewinne an Bedeutung. Die Krise verändert zudem das Verhältnis zu Zulieferern. Konzerne werden diesen zur Seite springen, um deren Pleite abzuwenden. Denn dass Banken helfen, darauf kann sich niemand mehr verlassen.

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