Ausblick Lehren aus der Finanzkrise

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Für Anleger geht Sicherheit vor Rendite

Krisenstimmung an der Börse: Quelle: AP

Nichts ist mehr so, wie es war – diese Erkenntnis haben die Tagesschau-Bilder der Kundenschlangen vor Northern Rock, die Pleiten von Lehman und Kauphting Bank befördert. Ein Volk von Aktionären sind wir nie gewesen. Die Finanzkrise aber, und das ist neu, hat den sicherheitsbewussten Sparern demonstriert, dass die Binsenweisheit „Keine Rendite ohne Risiko “ auch für Produkte gilt, die als risikoarm bezeichnet werden. „Hauptsache, ich bekomme mein Geld wieder“ dürfte die Maxime des kommenden Jahres sein. Symptomatisch ist, dass US-Staatsanleihen, die null Prozent Zinsen bieten, sich dennoch verkaufen.

Investments, bei denen der Staat als letzter Garant von Sicherheit involviert ist, werden weiter gefragt sein. Die Merkel-Garantie für Spareinlagen hat einen Bank-Run verhindert. Festgeld bei der Bank gilt deshalb künftig als sicher. Absolute Sicherheit aber gibt es selbst hier nicht; Staatsgarantien könnten auch Staaten überfordern. Gefährdet ist auf jeden Fall der Wert des Geldes. Die Geldschöpfung, die Notenbanken in Gang gesetzt haben, um Banken zu retten und Deflation zu bekämpfen, weist in Richtung Inflation. Mit der Geldentwertung schlägt dann die Stunde selbst genutzter Immobilien und des Goldes, das vor dem Preisverfall des Papiergeldes schützt und nicht pleitegehen kann.

In Zukunft müssen Anleger nicht nur nach der Sicherheit von Investments fragen, sondern auch nach der Solidität dessen, der sie anbietet. Eine Garantie ist immer nur so gut wie derjenige, der sie ausspricht. Geldanlage ist harte Arbeit. Die nehmen weder Ratingagenturen dem Anleger ab noch Bankberater, schon gar nicht Hedge‧fonds-Manager oder Börsengurus. Wer vor dem Autoverkauf wochenlang Prospekte und Testberichte liest, aber dafür spontan 30 000 Euro nach Island schaufelt, weil die Bank ein halbes Prozent mehr für Festgeld zahlt, hat seinen Arbeitsaufwand ungleich verteilt. Lohn der Mühe: Sie zahlt sich aus – in nicht allzu ferner Zeit selbst wieder bei Aktien.

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