Auslandsimmobilien Spanische Ferienhäuser entwickeln sich zum Alptraum

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Hier war im Jahr 2004 einer der größten Geldwäscherringe Europas aufgedeckt und wenig später der gesamte Gemeinderat abgeführt worden. Doch Saubermann Barrientos ist nun auch dringend verdächtig, illegal Baugenehmigungen gegen Bestechungsgeld vergeben zu haben. Jetzt sitzt er mit mehreren Gemeindepolitikern der Region in Untersuchungshaft in Malaga. In der Region leben 25.000 Deutsche. Viele bangen jetzt um ihre Immobilien.

Müller, eines der vielen Opfer dieser Art von Baupolitik, verfolgt den Fall Estepona und dessen rechtliche Konsequenzen mit großem Interesse. Manchmal glaubt er auch, dass die Gemeinde ihn nur enteignen will, weil andere Leute Geld mit dem Kulturzentrum auf La Gomera machen wollten. Die hätten eben an den richtigen Stellen geschmiert. Müller kann verstehen, dass Deutsche – wie Makler an fast allen Küstenorten und auch auf den Inseln bestätigen – derzeit nur noch zu den Verkäufern gehören. „Manchmal zweifelt man, ob man wirklich in Europa ist. Aber ich habe immer noch Hoffnung“. Schwacher Trost: Eine Beschwerde des Interessenverbands Plataforma Nacional de Afectados por la ley de costa über das Vorgehen der Regierung in der Küstenimmobilien-Frage wird jetzt vom Europäischen Parlament untersucht.

Besonders übel dran ist, wer schon eine Immobilie angezahlt, diese aber noch nicht übernommen hat. Denn wegen der zuletzt restriktiven Kreditvergabe der Banken und weiter fallender Preise droht in der spanischen Baubranche eine beispiellose Pleitenwelle. Vor wenigen Wochen traf es das viertgrößte Unternehmen der Branche, Martinsa Fadesa. Dessen Mehrheitsaktionär Fernando Martín kaufte noch vor zwei Jahren, als schon klar war, dass der Immobilienboom in Spanien vorbei ist, für über vier Milliarden Euro den heimischen Wettbewerber Fadesa.

Knapp 12.600 Menschen von Martinsa Fadesa-Pleite betroffen

Jetzt konnte Martinsa Fadesa 5,2 Milliarden Euro Schulden nicht mehr refinanzieren und meldete Konkurs an. Knapp 12.600 Menschen sind von dieser Pleite direkt betroffen, sie haben bei Martinsa Fadesa Erstwohnungen oder Ferienhäuser vom Reißbrett gekauft und müssen jetzt um ihre Investitionen fürchten.

Weitere Pleiten drohen. Ferienhausentwickler wie Polaris World, Aifos und Marina d’Or, die auch in Deutschland um Kunden werben, wurden bereits mehrfach der Korruption bezichtigt und in einigen Fällen auch verurteilt, viele ihrer Objekte stehen leer, nur mit Mühe und weiteren Krediten halten sie sich über Wasser. Sie sind wesentlich kleiner als Martinsa Fadesa und nicht an der Börse notiert – deswegen ist ihre Lage nicht so transparent. „Aber ihre Situation ist kritisch, genau wie die des Branchenführers Colonial“, sagt Manuel Romera von der Business-School Instituto de Empresa.

Colonial konnte knapp neun Milliarden Euro Schulden in letzter Minute noch refinanzieren, aber wenn das Unternehmen sich nicht schnell von vor zwei Jahren erworbenen Beteiligungen trennen kann, könnte nach Analystenschätzungen auch Colonial bald die Pleite drohen.

„Es wird ein Blutbad in der Branche geben“, warnt der Makler und Bauentwickler Matthias Meindel von Concept Hausbau in Leipzig, der die Entwicklung auf Mallorca intensiv verfolgt. „Hier wird trotz der geringen Nachfrage weiter gebaut, schon jetzt geht aber nur die Hälfte der Objekte weg.“ Die Immobilienblase sei viel schlimmer als die nach der Wende in den neuen Bundesländern: „Betrachtet man die schlechte Bauqualität, dann ist die Überbewertung noch viel höher, als viele Unternehmen glauben. Das muss zu Massenpleiten führen.“ Sein neues Geschäftsmodell steht bereits: Pleite-Objekte auf Mallorca aufkaufen, natürlich so billig wie möglich.

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