Bankschließung Unrühmliches Ende der Noa Bank

Die BaFin hat die Noa Bank dicht gemacht. Die Finanzaufsicht hält das Institut mit dem plakativem ethischen Anspruch für unterkapitalisiert. Noa-Gründer François Jozic bloggt derweil seine Version und verstrickt sich dabei in Widersprüche.

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François Jozic, Gründer und Chef der gescheiterten Noa Bank

Die Finanzaufsicht BaFin hat die alternative Noa Bank geschlossen. Auslöser für das Moratorium sei die Insolvenz der Factoring-Tochter der Noa Bank gewesen, teilte die Behörde mit. Kurz zuvor hatte der Gründer der Bank Francois Jozic in seinem Blog noch das Gegenteil behauptet: die Schließung der Bank habe die Insolvenz der Noa Factoring ausgelöst. Unklar ist, wo sich Jozic derzeit aufhält. Seine Familie lebt in Barcelona.

Die Schließung der Noa Bank ist die erste Bankpleite in Deutschland seit September 2008, als nach der US-Investmentbank Lehman Brothers auch deren Deutschland-Tochter Insolvenz anmeldete. Noa Factoring war mit Abstand größte Kreditnehmer der Noa Bank: von dem gesamten Kreditvolumen der Bank, das zuletzt 60 Mio. Euro betrug, hatte die Bank 27 Mio. Euro an ihre Factoring-Tochter vergeben.

Factoring-Tochter mit Schwierigkeiten

Dass Jozic im Gegensatz zur Bafin behauptet, die Factoring-Firma sei wegen der Bank illiquide geworden und nicht umgekehrt, ist bezeichnend. Seit langem hatten Kritiker ihm vorgeworfen, er habe die Noa Bank nur gegründet, um seine Factoring-Gesellschaft zu finanzieren. Jozic hatte dies stets bestritten. Factoring-Firmen kaufen die offenen Forderungen von Unternehmen gegen einen Abschlag auf. Das hat für den Forderungsverkäufer den Vorteil, dass er schnell an Geld kommt, während die Factoring-Firma an dem Abschlag verdient. Doch viele Banken haben seit Ausbruch der Finanzkrise die Kreditvergabe an Factoring- und Leasingfirmen reduziert oder eingestellt. In den vergangenen Tagen gab es auch wiederholt Klagen von Factoring-Kunden über Zahlungsverzögerungen der Noa Factoring.

Am Mittwoch bestellte das Amtsgericht Düsseldorf nun den Rechtsanwalt Georg Kreplin als vorläufigen Insolvenzverwalter für Noa Factoring, wie ein Sprecher des Amtsgerichts sagte.

Kehrtwende per Blog

Zuletzt durfte auch die Noa Bank keine neuen Kredite mehr an ihre Factoring-Tochter vergeben. Seit dem 24. Juni hat die BaFin ein Geschäftsverbot über die Noa Bank verhängt, sie durfte also weder Kredite vergeben noch Einlagen entgegennehmen. Die BaFin hielt die Bank für unterkapitalisiert und forderte eine dicke Kapitalspritze.

Neue Investoren hat Jozic seither nicht präsentieren können. Zwar verkündete er Ende Juli, er habe Investoren gefunden, die zwei Mio. Euro eingezahlt hätten. Doch offensichtlich hat es nie eine vollzogene Kapitalerhöhung gegeben. Am Mittwoch die Kehrtwende per Blog: Nun will Jozic plötzlich nur einen Brief an die BaFin geschrieben haben, in dem er eine Kapitalerhöhung für den Fall ankündigte, dass die BaFin im garantieren würde, dass die Bank am Leben bleibt. Jozic behauptete bis zuletzt, in Gesprächen mit Investoren gewesen zu sein. Dennoch verstrich die Frist, die die BaFin gesetzt hatte, ungenutzt.

Die fragwürdigen Volten von Jozic werfen ein schales Licht auf die Bank, die Ende 2009 antrat, transparenter als konventionelle Banken zu sein. Ihre Kunden sollten selbst entscheiden, ob mit ihrem Geld Kredite im ökologischen Bereich, im Gesundheitswesen, in der Kultur oder an Mittelständler einer bestimmten Region ausgereicht werden sollen. Mit diesem Versprechen – aber vor allem wegen der überdurchschnittlichen Zinsen von 2,2 Prozent – gewann sie in wenigen Monaten 15 000 Kunden. Zeitweise verwaltete sie sogar Einlagen in Höhe von 300 Mio. Euro. Seit die Probleme der Bank publik wurden – Jozic hatte sie selbst per Blog mitgeteilt – haben viele Kunden ihr Geld aber wieder abgezogen. Nach Angaben der BaFin beträgt das Einlagenvolumen noch 172 Mio. Euro.

Sollte die BaFin demnächst den Entschädigungsfall feststellen, was wahrscheinlich ist, erhalten Anleger eine Entschädigung von höchstens 50 000 Euro. Die Noa Bank war nur Mitglied der gesetzlichen Einlagensicherung und nicht der Einlagensicherung der privaten Banken.

Kampf verloren

Jozic selbst verbreitete seine Version über das Ende der Bank in gewohnt theatralischer Manier per Blog. Danach hat die BaFin seine Vorschläge zur Rettung der Bank nicht akzeptieren wollen und ihm inakzeptable Forderungen gestellt. „Mit diesen Voraussetzungen habe ich mich entschlossen, die BaFin die Bank schließen zu lassen. Ich höre auf zu kämpfen“, schrieb er auf seiner Webseite.

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