Blutgeld Jagd auf das Geld der Ex-Diktatoren

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Unter Freunden

in London leben viele Prinzen, Quelle: dapd

Nicht zu leugnen sind aber auch enge Beziehungen. Mubarak etwa ließ sich in einer Heidelberger Klinik behandeln,die Schwester und der Schwager von Ben Ali besitzen ein Haus im hessischen Dreieich. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt, immerhin, geht jetzt einer Anzeige eines Tunesiers nach, der die Eheleute der Geldwäsche bezichtigt. Am 10. Februar wurde deren Haus durchsucht. „Wir fanden einige Unterlagen, die jetzt ausgewertet werden“, sagt Staatsanwalt Tobias Stewen.

Bei Kleptokraten beliebter als Deutschland ist London. Sie schätzen Steuervorteile und das Schulsystem. Am Regent’s Park etwa lebte bis vor Kurzem Prinz Jefri, Bruder des Sultans von Brunei, in einem 50-Millionen-Pfund-Haus. Er hatte in 13 Jahren als Finanzminister acht Milliarden Pfund zusammengerafft. In London residieren auch Pakistans Ex-Präsident Pervez Musharraf und der gestürzte thailändische Premier Thaksin Shinawatra. Die Gäste geben viel Geld aus und treiben die Immobilienpreise.

Fluchtpunkt Paris

„Großbritannien wird sich deshalb davor hüten, ein Signal auszusenden, dass es nicht mehr als sicherer Hafen für arabische Dynastien gelten kann“, sagt Durham-Dozent Davidson.

Der zweite beliebte Fluchtpunkt von Diktatoren ist Frankreich. Der selbst ernannte zentralafrikanische Kaiser Bokassa etwa verlebte dort seinen Ruhestand. Hosni Mubarak finanzierte Präsident Nicolas Sarkozy und zum letzten Jahreswechsel auch dessen Premierminister François Fillon Urlaube ganz oder teilweise. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde erklärte zwar, Paris werde „selbstverständlich“ Ägyptens Justiz helfen, Vermögen in Frankreich ausfindig zu machen. Ihr Land unterstütze die Initiative der Weltbank, gestohlene Vermögensgegenstände zu repatriieren. In der Vergangenheit ist man Beweise dafür aber schuldig geblieben. Es gibt Vermutungen, die Familie Ben Alis verfüge über Immobilien in und um Paris sowie an der Mittelmeerküste. Sichergestellt wurde bisher nur ein Privatflugzeug am Pariser Flughafen Le Bourget. Die Familie dürfte genug Zeit gehabt haben, Vermögen zu transferieren.

In einem Bericht des französischen „Katholischen Komitees gegen den Hunger und für Entwicklung“ werden Potentaten aufgeführt, die über Immobilien, Konten und Kunstgegenstände im Lande verfügen. Beliebt sind Luxuswohnungen in vornehmen Pariser Vierteln und Villen an der Côte d’Azur. Präsidenten, von Valéry Giscard d’Estaing bis hin zu Nicolas Sarkozy, pflegten persönliche Beziehungen zu Diktatoren wie Gbagbo aus der Elfenbeinküste, der über Immobilien in Frankreich verfügt, Kongos Mobutu und Haitis Duvalier. Sie haben dem Bericht zufolge mithilfe französischer Unternehmen und Anwälte ihre Völker ausgeplündert.

Auch die USA haben sich bisher nicht durch übermäßigen Eifer beim Sperren der Diktatoren-Konten hervorgetan. „Sicher wird die Obama-Regierung über das Vermögen der Mubarak-Familie gesprochen haben, aber ich wäre sehr überrascht, wenn sie das Einfrieren von US-Konten des ägyptischen Ex-Präsidenten vorantreiben würden“, sagt Edwin Truman vom Peterson Institute for International Economics. Schließlich sei Mubarak enger Verbündeter der USA gewesen.

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