Börse Die neue Dotcom-Blase

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Björn Glück, Aktien-Portfoliomanager bei Lupus alpha, sieht in der hohen Bewertung dennoch klare Anzeichen einer Übertreibung: „Pandora müsste schon einen signifikant positiven Gewinn machen, um auf eine aussagekräftige Bewertung zu kommen, wie es für ein gutes Investment wünschenswert wäre.“

Der größte Vermögenswert von Pandora sind die mehr als 90 Millionen registrierten Nutzer. Gern wird der Satz kolportiert, nach dem jede Sekunde ein neuer Pandora-Nutzer hinzu kommt. Klingt eindrucksvoll, Kritiker bezweifeln aber, dass es Pandora selbst bei einem starken weiteren Wachstum gelingen wird, Gewinn zu machen. Denn Pandora muss für die Musikstücke hohe Lizenzgebühren zahlen. Hören mehr Leute die Musik, muss das Unternehmen auch tiefer in die Tasche greifen. Geld kommt vor allem durch Werbung in die Kasse. Doch allein von Februar bis April machte das Unternehmen einen Verlust von neun Millionen Dollar. 

Böses Erwachen

Verluste hat Pandora mit vielen Internetfirmen gemein, die derzeit an die Börse streben. Mancher Beobachter fühlt sich deshalb an Zeiten der New Economy vor rund zwölf Jahren erinnert. Denn auch damals bremsten anhaltende Verluste die Nachfrage der Anleger bei Börsengängen kaum. Was zählte, war allein die Zukunft mit Millionen von Kunden aus dem rasend schnell wachsenden Kreis der Internetnutzer. Erst nachdem der Internethype seinen Zenit überschritten hatte und die ersten Internetikonen pleite gingen, kam es zum bösen Erwachen für die Anleger.

Es ist, als ob sich die Geschichte wiederholt. Als das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn Mitte Mai an die Börse ging, schoss die Aktie von 45 auf bis zu 122,70 Dollar hoch. Seitdem geht es ebenfalls abwärts. Zuletzt stand das LinkedIn-Papier bei 74,62 Dollar. „Nach der expansiven Geldpolitik der Notenbanken ist einfach sehr viel Geld im Markt, vor allem aus Amerika“, sagt Portfoliomanager Glück. „Die Investoren suchen strukturelles Wachstum, der leise Glaube an ein zweites Google ist schon da.“

Er hält die Bewertungen der Internet-Neuemissionen generell für zu hoch. „Etablierte Unternehmen mit handfesten Produkten wie aktuell Samsonite und Prada stehen in einem Käufermarkt und mussten sich im Preis drücken lassen.

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