Börse Jahrhunderttrends der Aktienmärkte

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Überalterung und Gesundheit

Anleihen schlagen Aktien

2060 wird jeder dritte Deutsche 65 Jahre oder älter sein. Sind Alten- und Pflegeheime deshalb ein sicheres Geschäft? Nein. Denn zum einen wird der demografische Trend von anderen Entwicklungen konterkariert, so steigt der Anteil häuslicher Pflege. Zum anderen hat es, getrieben von geschlossenen Fonds, zwischen 2006 und 2008 einen Investitionsboom gegeben, durch den die Zahl der Heime massiv gestiegen ist. Viele sind deshalb nicht ausgelastet; die Beratungsgesellschaft Terranus prognostiziert, dass zahlreiche Häuser aufgeben müssen. Großpleiten wie die des Fondsanbieters Dr. Hanne und des Pflegeheim-Betreibers Refugium um die Jahrtausendwende zeigen, was passieren kann, wenn ein Trend erkannt, aber falsch in ihn investiert wurde.

Die bessere Alternative für Anleger sind Pharma-Aktien. Sie profitieren sowohl von der Überalterung in den Industrieländern als auch vom steigenden Wohlstand in Schwellenländern, der für immer mehr Menschen medizinische Versorgung bezahlbar macht. Das Marktforschungsinstitut IMS Health rechnet in den nächsten Jahren mit einem durchschnittlichen Wachstum der weltweiten Pharmabranche von vier bis sieben Prozent.

Langfristige Anleger sind bei großen Adressen wie Novartis am besten aufgehoben. Die Schweizer sind weniger von Patentabläufen betroffen als die meisten Konkurrenten, haben fast 150 neue Präparate in der Pipeline und sind durch Beteiligungen stark im Wachstumsmarkt Augenheilkunde (Alcon), bei Generika (Sandoz) sowie bei Grippemedikamenten (Roche). Etwas spekulativer sind Bayer, die mit dem Thrombosemittel Xarelto einen Blockbuster im Angebot haben. Und mit Bayers Pflanzenschutzsparte sind Investoren eben auch beim Agrarboom dabei.

Aktien oder Anleihen?

Grundsätzlich bleibt die Frage, ob Anleger überhaupt in Aktien gehen müssen. Über 40 Jahre schlugen täglich handelbare Bundesanleihen den Dax deutlich (siehe Grafik). Doch die hohen Renditen der Bundespapiere sind erst einmal passé. Bundesschatzbriefe bringen heute knapp 1,5 Prozent über sechs Jahre, zehnjährige Bundesanleihen 2,3 Prozent. Sichere Unternehmensanleihen liegen über lange Laufzeiten bei 3,0 bis 3,5 Prozent Rendite und damit exakt auf der derzeitigen Dividendenrendite des Dax. Sollte sich die Inflation beschleunigen, angesichts der Papiergeldschöpfung der Notenbanken eine auf Sicht von mehreren Jahren realistische Option, böten Aktien, die Realwerte verkörpern, besseren Schutz .

Der beste Schutz bleibt Gold. Anleger, die Gold weniger als Spekulationsobjekt denn als Versicherung gegen Wertverfall ihrer Heimatwährung begreifen, können Kursschwankungen ignorieren. Die Goldhausse steht erst vor dem Beginn ihrer finalen Phase.

Sicherheitsaktien mit Minus

Wer noch schwärzer sieht als die Gold-Befürworter, kauft Sicherheits-Dienstleister. Sicherheit ist besonders in Schwellenländern gefragt. Mit der an der Londoner Risikobörse AIM gelisteten und in Indien mit 18.000 Wachmännern aktiven Mortice lassen sich beide Trends kombinieren. Aktien der Branche laufen bisher schwach. Die schwedische Securitas verlor in fünf Jahren 40 Prozent, die Aktie des US-Personenschützers Tri-S-Security fiel von fünf Dollar auf 15 Cent.

Die Angst, dass soziale Unruhen und Kriminalität bald die Welt beherrschen, ist an der Börse noch nicht angekommen.

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