Die BASF-Aktie hat bei deutschen Privatanlegern eine steile Karriere gemacht: Sie ist – anders als etwa die Telekom – kein Überbleibsel aus dem Börsenhype. Noch 2006 tauchte das Papier nicht unter den Top 10 der beliebtesten Aktien auf, heute ist BASF die Einzelaktie, in die deutsche Privatanleger das meiste Geld investiert haben. 4,31 Prozent des von Privatkunden der DAB Bank in Aktien investierten Kapitals stecken in BASF. Durch Produkte und Management hat der Konzern die Aura des Grundsoliden, gleichzeitig ist er einer der Hauptprofiteure des Chinabooms der vergangenen Jahre im Dax.
Ein Schnäppchen ist das Papier mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 auf Basis der erwarteten Gewinne 2013 allerdings längst nicht mehr, für einen Euro Umsatz zahlen Anleger schon knapp einen Euro an der Börse. Positiv: Analysten haben ihre Schätzungen zum Gewinnwachstum zuletzt um gut zehn Prozentpunkte nach unten korrigiert, sodass die Erwartungen nun realistisch sein dürften.
BASF-Aktie
Weltmarktführer mit starker Präsenz in Asien, kann bei anziehender Konjunktur Produktion besser skalieren (Absatz hochfahren, ohne dass Kosten im gleichen Maß mitwachsen)
Standortnachteil gegenüber US-Wettbewerbern wegen höherer Energiekosten
BASF ist eine Wette auf die Konjunktur, sollte die sich beleben, würde die Aktie den Dax abhängen
Im Fall einer Rezession droht umgekehrt ein herber Rückschlag. Viele Anleger sind schon investiert und sitzen auf hohen Gewinnen, der Verkaufsdruck auf die Aktie wäre enorm
Halten
zwischen 65 und 70 Euro kaufen
Aber: Chemie ist sehr konjunktursensibel, die Anzeichen auf eine weltweite Eintrübung der Wirtschaft verdichten sich. BASF hat Produktionskapazitäten in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut, eine Abschwächung des Asiengeschäfts würde die Kosten schnell steigen lassen. Die US-Wettbewerber Dupont und Dow Chemical haben zudem Rückenwind durch günstige Energiepreise in den USA, vor allem dank der Förderung von Erdgas aus Schiefergestein (Fracking). Stabilisierend wirken die Agrarchemie sowie das Öl- und Gasgeschäft der Tochter Wintershall, die beide weiter stark wachsen.
Der Rekordgewinn aus dem Jahr 2011 dürfte, nachdem der Gewinn schon im vergangenen Jahr zurückging, dennoch im laufenden Jahr nicht erreicht werden. Der für die Dividendenfähigkeit maßgebliche freie Cash-Flow ging seit 2010 um knapp ein Drittel zurück. Immerhin soll der Umsatz wieder leicht zulegen, auf gut 73 Milliarden Euro, nachdem die Erlöse 2012 ebenfalls leicht rückläufig waren.
Siemens kassiert Prognosen
Der Technologiekonzern bekommt die Konjunkturflaute deutlich zu spüren. Anfang Mai kassierte er seine Prognosen für 2012/13 (das Geschäftsjahr endet am 30. September). Vor allem in Europa, wo Siemens noch 30 Prozent der Umsätze erzielt, bremst die Krise das Geschäft, aber auch in den USA und China lässt die Dynamik wieder nach. Von Januar bis März lief es überraschend schlecht. Der Umsatz fiel gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozent. Auch beim Gewinn gab es einen Rückschlag; hier drücken auch noch Sondereffekte, wie die verzögerte Auslieferung neuer ICEs an die Bahn. Im Gesamtjahr dürfte der Konzern nur noch 77,5 Milliarden Euro Umsatz machen (nach 78,3 Milliarden 2011/12) und einen Nettogewinn von rund 4,5 Milliarden Euro einfahren.
Siemens-Aktie
Gut aufgestellt in Zukunftsbranchen wie Energie und Infrastruktur
Zu hohe Fixkosten, träge
Kurs litt zuletzt stark unter den schwachen Nachrichten, Analysten haben ihre Gewinnschätzungen teils schon drastisch reduziert
Hohe Bewertung lässt noch Raum für heftige Abwärtskorrektur der Aktie
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Der freie Cash-Flow wird sich bei 3,4 Milliarden Euro einpendeln, in zwei Jahren hat er sich fast halbiert. Unbefriedigend aus Sicht der Aktionäre ist auch, dass Konkurrenten wie General Electric, ABB und Philipps gute Zahlen vorlegten. Die Bewertung der Siemens-Aktie ist mit einem KGV von 14,8 auch kein Kaufanreiz. Positiv ist immerhin der Auftragseingang, der mit 21,45 Milliarden Euro im zweiten Quartal über den Erwartungen lag.
Die jahrelang als Kleinod gehandelte, inzwischen aber in einem massiven Umbauprozess steckende und durch Restrukturierungskosten belastete Tochter Osram wird Anfang Juli abgespalten: Siemens-Altaktionäre erhalten für zehn Siemens-Aktien, die sie zu einem bestimmten Stichtag halten, eine Aktie der der Osram Licht AG ins Depot gebucht. Frisches Geld in die Kasse spülen wird die Münchner Licht-Tochter der Mutter also nicht, die Gelegenheit dazu hat das Siemens-Management zwei Mal verstreichen lassen.