25 Jahre Dax Das sind die Lieblingsaktien der Deutschen

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Psychologie verhindert Trennungen

In welche Aktien Privatanleger am meisten Geld investiert haben

Immerhin: Intershop hat überlebt; die Bilanz ist solide, das Unternehmen arbeitete in den meisten der vergangenen Jahre profitabel. Es entwickelt und verkauft noch immer E-Commerce-Software, mit der große Versandhäuser wie Otto ihre Bestellungen managen. Doch der Wettbewerb ist hart, Intershop droht abgehängt zu werden: Lange fehlte den Thüringern eine Lösung für das moderne, kabellose Internet-Zeitalter (Cloud); große Kunden sind schon auf dem Absprung, neue sind kaum in Sicht. Anleger dürften auf Verlusten sitzen bleiben.

Es ist die Psychologie, die viele hindert, sich rechtzeitig von aussichtslosen Engagements zu trennen. "Die meisten Anleger begrenzen Verluste zu spät und nehmen bei guten Aktien zu früh Gewinne mit", sagt Joachim Paul Schäfer, seit 1970 an der Börse aktiv und einer der dienstältesten Vermögensmanager Deutschlands. "Fällt eine Aktie, versuchen viele, wenigstens ihre Einstiegskurse wieder zu erreichen."

Das letzte Fünkchen Hoffnung

Klar: Wer mit Verlust verkauft, muss sich einen Fehler eingestehen; wer am Papier festhält, dem bleibt immerhin ein Rest Hoffnung. Fortan werden negative Nachrichten ignoriert und positive gierig aufgenommen. "Oft hören wir den Satz, es sei ja noch kein ,echter‘ Verlust, da die Aktie ja noch nicht verkauft worden sei", so Schott, "dabei ist die Chance, bei einer Intershop, Constantin Medien oder auch Nokia die Einstiegskurse aus den Jahren 1998 bis 2000 wiederzusehen, realistisch gesehen gleich null."

Volksaktie noch vorn
Welche Aktien am häufigsten in Privatanlegerdepots auftauchen
AktieVerbreitung¹Empfehlung
Deutsche Telekom19,0

verkaufen

Daimler10,3halten
Commerzbank10,3

verkaufen

E.On8,8halten
Deutsche Bank7,7

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Siemens7,6

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Nokia6,4

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Allianz6,3

kaufen

Infineon6,0

kaufen

BASF5,4halten
Deutsche Post5,1

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SAP4,8halten
RWE4,3halten
Lufthansa3,8

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Thyssen3,4

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Cisco3,4

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Münchener Rück3,1

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intershop Comm.3,0

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Bayer2,9

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Constantin Medien²2,9

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¹Prozentsatz der Depots, in denen diese Aktie liegt ; ²Nachfolgepapier des Neuen-Markt-Highflyers EM.TV; Quelle: DAB Bank, Stand: Juni 2013

Besser wäre es, von Zeit zu Zeit das Depot auszukehren: Sind die Gründe, die einst zum Kauf einer Aktie führten, noch intakt? Wenn ja, spricht nichts gegen einen Verbleib des Papiers im Depot; vergangene Kursgewinne sind genauso wenig ein triftiger Grund, eine Aktie loszuschlagen, wie umgekehrt bisherige Verluste ein Festhalten rechtfertigen.

Wenn die alten Kaufgründe nicht mehr gelten, sich Marktposition, Bilanz und Zukunftschancen nachhaltig verschlechtert haben, man schlicht von einem Szenario ausging, das sich nicht materialisiert hat, sollte man aber die Reißleine ziehen. Auf den folgenden Seiten hat die WirtschaftsWoche die zehn beliebtesten Aktien, in die Privatanleger das meiste Geld investiert haben, untersucht: Die Analyse der Stärken und Schwächen der zehn Bestseller führt dann letztlich zur Empfehlung "halten", "kaufen" oder "verkaufen".

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