Doch eine Lehre zogen die Akteure der Finanzmärkte aus der selbstgemachten Krise nicht. "Nach 14 Tagen war alles vergessen", sagt Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Andere, die ihr Geld trotz der fallenden Kurse in Aktien investierten, verdienten viel Geld, als sich die Werte erholten. Aber immerhin haben die internationalen Handelsplätze auf den Crash reagiert, wenn es schon die Anleger nicht tun. Sie führten elektronische Notbremsen für Kursachterbahnen ein.
- wenn an den US-Börsen ein Index um mehr als zehn Prozent abstürzt, kann der Handel an der Wall Street für längere Zeit ausgesetzt oder sogar für den gesamten Tag beendet werden
- an den europäischen Börsen ermöglichen die elektronischer Handelssysteme Unterbrechungen sogar bei einzelnen Aktien
Aber weder diese Notbremsen noch das Verbot des Hochfrequenzhandels werden weitere Crashs verhindern können. Deshalb plädieren Finanzexperten überall auf der Erde für eine Regulierung mit Sinn und Verstand statt mit dem Holzhammer. "Die Regulierung darf sinnvolle Handelsstrategien - auch von Hochfrequenzhändlern - nicht verhindern. So zielen diese zum Beispiel darauf ab, aus Preisdifferenzen am Markt oder aus der Geld-Brief-Spanne Erträge zu erzielen", sagt Peter Gomber, Professor für e-Finance in Frankfurt. Um Liquidität und Preiseffizienz im Markt steigern zu können, seien die ultrakurzen Reaktionszeiten nötig. Sonst steige das Risiko für den Akteur.
Die Strategien der Blitz-Trader
News-Reader (Handel auf Nachrichten):
Empfängt computerlesbare Nachrichten und handelt, bevor Kurse reagieren.
Status: Erlaubt
Arbitrage (Kursunterschiede nutzen):
Kauft Papiere an einer Börse und verkauft an einer anderen teurer.
Status: Erlaubt
Pinging (Anklopfen):
Sucht Liquidität, schickt kleine Orders zur Börse und späht so Handelsbücher aus.
Status: Bedenklich
Sniping (Aus dem Hinterhalt schießen):
Handelt, bis er ausgespäht hat, wo die Limits anderer Trader liegen.
Status: Bedenklich
Scalping (Abschneiden):
Sucht große Orders und kauft Papiere früher. Verkauft wenig später teurer wieder.
Status: Bedenklich
Quote Stuffing (Leitungen verstopfen):
Sendet Hunderte Orders und löscht sie. Profitiert von Arbitrage an anderer Börse.
Status: Gefährlich
Spoofing bzw. Layering (Täuschen):
Ein Algorithmus bewegt einen zweiten zum Handeln und verdient daran.
Status: Gefährlich
Wash Trades (Mit sich selber handeln):
Kauft und verkauft gleichzeitig, täuscht Nachfrage nach einem illiquiden Papier vor.
Status: Gefährlich
Frontrunning (Vordrängeln):
Kennt Kundenaufträge und deckt sich ein, bevor er für diese handelt.
Status: Verboten!
Quellen: eigene Recherche
Aber selbst die für Europa geplante Mindesteinstelldauer von Angeboten würde ein Ereignis wie den Flash Crash aus dem Frühsommer 2010 nicht verhindern können. "Der Handel wird immer stärker automatisiert und die Zahl der Transaktionen nimmt kontinuierlich zu. Und wo gehobelt wird, da fallen Späne, so dass Pannen auch in Zukunft nicht ausgeschlossen sind", sagt Gomber.
Er ist sich sicher, dass sich trotz aller Neuerungen Börsencrashs nicht verhindern lassen. Dafür ist der Mensch zu gierig und vergisst zu schnell.