50 Jahre Berkshire Hathaway Warren Buffetts schweres Erbe

In seinem Aktionärsbrief stimmt Starinvestor Warren Buffett seine Aktionäre auf langsames Wachstum ein. Das wird auch der avisierte Nachfolger nicht ändern: Buffetts Erfolg ist das Problem.

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Die Erfolge der Vergangenheit werden sich so nicht wiederholen lassen, schreibt Börsenlegende Warren Buffett in seinem Aktionärsbrief vom Wochenende. Buffett, 84 Jahre alt, und sein Partner Charlie Munger, 91, blicken darin auf fünfzig Jahre an der Spitze von Berkshire Hathaway zurück – und auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte.

1965 starteten die beiden Börsenfüchse mit dem ehemaligen Textilmaschinenhersteller Berkshire Hathaway, den sie zu einer wachstumsstarken Holding umbauten. Seitdem ist der Wert der Aktie um kaum vorstellbare 1,8 Millionen Prozent gestiegen. Zum Vergleich: in diesem halben Jahrhundert stieg der breite Aktienindex S&P 500 nur um 750.000 Prozent. Allein 2014 legte das Berkshire-Papier um 27 Prozent zu. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie schon mit knapp zwölf Prozent im Plus.

Diese Aktien hat Buffett im Depot

Kaum jemand bezweifelt, dass Buffett einer der erfolgreichsten Anleger aller Zeiten ist. Vor allem seinem Gespür für günstige Investitionsgelegenheiten ist der Berkshire-Erfolg im Wesentlichen zu verdanken. Zielsicher investierte er anfangs vor allem in Versicherungen und baute darauf ein Firmenkonglomerat auf, das heute an der Börse mit mehr als 360 Milliarden Dollar bewertet wird. Allein die Aktienbeteiligungen sollen mehr 118 Milliarden Euro wert sein. Darunter erhebliche Anteile an American Express (15 Prozent der Aktien), Münchner Rück (neun Prozent), IBM (acht Prozent) und Coca-Cola (neun Prozent).

Von einem tattrigen Greis ist Buffett noch immer weit entfernt: Er fühle sich so fit, dass er jeden Tag im Steptanz zur Arbeit gehen könne, so der Börsenguru. Aber zur Beruhigung seiner Aktionäre und Bewunderer denkt er zumindest über seinen Nachfolger nach. Seit Jahren wird spekuliert, welche Manager in Buffetts Umfeld eines Tages seine Nachfolge antreten werden.

Die besten Zitate von Warren Buffett
Bei einem Treffen mit Studenten an der Universität von Maryland sprach Starinvestor Warren Buffett über die Finanzkrise und wie die damalige Regierung mit ihr umgegangen ist. Dabei fand er deutliche Worte, wie das Magazin "Business Insider" berichtet. Die Aussage des damaligen US-Präsidenten, George W. Bush, "If money doesn’t loosen up, this sucker will go down" ("Wenn die Notenbanken die Geldhähne nicht aufdrehen, gehen die Schmarotzer unter") nannte Buffett das beste Wirtschaftsstatement aller Zeiten. Nur so habe man die Banken und Märkte retten können. "Wir standen kurz vor dem Abgrund ", begründete er die Entscheidung der US-Regierung. "Die amerikanische Industrie kam geradewegs zum Erliegen." In dieser Situation sei es richtig gewesen, den damaligen US-Finanzminister und ehemaligen Goldman-Sachs-Chef Ron Paulson sowie den Notenbank-Chef Ben Bernanke zu unterstützen. "Wenn Paulson und Bernanke nicht eingegriffen hätten, wäre alles in einigen Tagen vorbei gewesen", sagt Buffett. . Quelle: REUTERS
Die vorangehenden 28 Zitate und etliche weitere finden Sie hier ... www.goldseiten.de www.boersennotruf.de www.wirtschaftszitate.de www.wikiquote.org www.stockfortune.eu Foto: ap
"Solange unsere Investments in jedem Jahr 15 Prozent zulegen, mache ich mir um Quartalszahlen keine Sorgen." Foto: ap
"Kaufen sie billig, verkaufen sie nie!" Foto: ap
"Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert." Foto: ap
"Investieren ist kein Spiel, in dem derjenige mit einem IQ von 160 diejenigen mit einem IQ von 130 schlägt. Vernunft ist wesentlich." Foto: Reuters
"Ich denke nie darüber nach, was die Börse machen wird. Ich weiß nicht, wie man die Börse oder die Zinsen oder die Konjunktur vorhersagen kann. Und ich habe keine Ahnung, ob die Börse in zwei Jahren höher oder tiefer stehen wird." Foto: dpa

Am Samstag äußerte sich der 84-Jährige so konkret wie nie zuvor zu diesem Thema. In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre versicherte Buffett unter der Überschrift „Die nächsten 50 Jahre bei Berkshire“: „Wir haben die richtige Person, um mich als Chef zu ersetzen - einen Nachfolger, der den Job an dem Tag nach meinem Tod oder Rücktritt antreten kann."

Buffetts Vize Charlie Munger, der angesichts seines hohen Alters von 91 Jahren selbst nicht als Nachfolger in Frage kommt, wurde noch deutlicher. Mit Greg Abel und Ajit Jain gebe es Kandidaten, für die der Begriff „Weltklasse“ wohl noch untertrieben sei. Beide sind langjährige Berkshire-Spitzenmanager, Jain kümmert sich um das wichtige Rückversicherungsgeschäft und Abel um die Energiebeteiligungen.

Analysten hatten Jain und Abel schon länger als aussichtsreiche Kandidaten auf dem Zettel.

Dividenden und Rückkäufe könnten nötig werden

Buffett bremste dennoch die Erwartungen. Nicht in Bezug auf die Qualitäten seines Nachfolgers, sondern mit Blick auf die Gewinne von Berkshire Hathaway.

Zuletzt liefen die Berkshire-Investments ungewöhnlich schlecht. Der Gewinn von Berkshire Hathaway fiel im vierten Geschäftsquartal um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 4,16 Milliarden Dollar.

Darin liegt ein Teil des Problems: Selbst in schwachen Jahren bleiben Milliardengewinne, die den Cash-Bestand auf mittlerweile 63 Milliarden Dollar anschwellen ließen. Aufgrund der schieren Größe von Berkshire sei es Zukunft schwieriger, die Wachstumsraten der Vergangenheit zu wiederholen, schrieb Buffett im Aktionärsbrief. Zudem sei es zunehmend problematisch, geeignete Investmentchancen für derlei hohe Summen aufzutun.

Aber Buffett jammert nicht. Ausreichend Gelegenheit zu Investitionen sieht er in Unternehmenskäufen für Beträge zwischen fünf und 20 Milliarden Euro. Derzeit zählt das Berkshire-Portfolio rund 80 Firmen. Erst kürzlich erwarb Berkshire den Hamburger Händler für Motorradzubehör, Detlev Louis. „Wir interessieren uns auf jeden Fall dafür, weitere deutsche Unternehmen zu kaufen“, sagte Buffett danach dem „Handelsblatt“.

Seit 1992 hat Berkshire Hathaway um die 170 Milliarden Dollar für Unternehmenskäufe ausgegeben, hat die Nachrichtenagentur Bloomberg ausgerechnet. Dennoch wächst der Bargeldbestand schneller, als Buffett investieren kann.

Von Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen will Buffett eigentlich nichts wissen. Lieber reinvestiert er die Gewinne gleich in neue Unternehmensbeteiligungen. Dennoch könne es in zehn oder 20 Jahren soweit sein, dass die Erträge so stark steigen, dass geeignete Investmentchancen immer knapper werden und so Dividenden und Rückkäufe auf die Tagesordnung kommen.

Derzeit sind im Dax um die drei Prozent Dividende üblich. Bei einem Aktienpreis von fast 195.000 Dollar für die Berkshire-A-Aktie entspräche das einer Dividende von 5850 Dollar je Aktie.

Aber bis Berkshire-Aktien zu Dividendentiteln werden, dauert es wohl noch.

Mit Material von dpa

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