




Bei langfristig orientierten Investoren hat die Bank deshalb längst ihr Vertrauen verspielt. Die deutschen Fondshäuser winken regelmäßig ab, wenn sie nach der Commerzbank gefragt werden. Und auch die angelsächsischen Häuser sind mittlerweile skeptisch: "Die Commerzbank hat einen Ruf, immer auf jeder Bananenschale auszurutschen. Sie haben in den letzten fünf Jahren vier Mal ihr Kapital erhöht - und eine weitere Kapitalerhöhung wäre keine große Überraschung", sagte Fondsmanager Matthew Beesley, der das globale Aktiengeschäft bei Henderson Global Investors leitet. Das Fondshaus ist nur noch mit 0,3 Prozent in der Commerzbank investiert, das Engagement von Beesleys Fonds liegt bei null.
Nach seiner Einschätzung sind die Geschäftsaussichten für die Commerzbank ausgesprochen düster - was auch die Bemühungen um eine weitere Stärkung der Kapitaldecke erschweren dürfte. Ähnlich hatte sich zuletzt die Ratingagentur Moody's geäußert. Sie geht davon aus, dass der Umbau der Commerzbank frühestens 2015 Früchte tragen wird. Auch Analysten wie Stefan Bongardt sind skeptisch. Der Banken-Experte vom Analysehaus Independent Research senkte in dieser Woche das Kursziel von 7,00 auf 5,50 Euro und ließ das Papier weiter auf "verkaufen". Grund seien die im Branchenvergleich unterdurchschnittliche Kernkapitalquote sowie die eingetrübten Ertragsperspektiven.
Für Aktionäre bleibt es bis dahin bei der Achterbahnfahrt. Mit einem Minus von mehr als fünf Prozent war die Commerzbank der am meisten geprügelte Dax-Wert, als die europäischen Börsen am Mittwoch angesichts der Regierungskrise in Portugal einbrachen. Einen Tag später hat der Kurs immerhin schon wieder Sphären über sechs Euro erreicht. Die Erholung ändert nichts daran: Der Kurs wird auch weiterhin hochsensibel auf jede neue Krisennachricht von der Euro-Peripherie reagieren.
Hat die Aktie noch eine Zukunft?
Was soll aus der Aktie werden? Rutscht sie weiter ab, könnte im September der Ausschluss aus dem Dax drohen, weil der Marktwert zu niedrig für den Verbleib im Index wäre. Analysten sind ratlos bei der Bewertung des Papiers. So rechnen die Experten der NordLB nicht vor Ende des zweiten Quartals 2014 mit verbesserten Geschäftsergebnissen, durch die sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis aufhellen könnte. Zudem rangiere der Marktwert der Commerzbank schon seit langem unterhalb der Buchwerte des Bilanzvermögens. „Vor einer Bodenbildung erwarten wir eine deutliche Kursübertreibung nach unten, da sich das Klima derart einseitig eingetrübt hat, dass nur noch das Negativpotential für den Wert im Vordergrund steht“, schreiben die NordLB-Analysten.
Druck auf die Commerzbank übt auch der im kommenden Jahr bevorstehende Stresstest durch die EZB aus, die vor Übernahme der Aufsicht über die Banken der Eurozone die von ihr neu zu überwachenden Kreditinstitute auf Altlasten durchleuchtet. „Die EZB könnte weitere Aufstockungen des Eigenkapitals fordern, da zum Beispiel im 18 Milliarden Euro großen Schiffsfinanzierungsportfolio Risiken in Milliardenhöhe schlummern“, sagt Mark Wahrenburg, Professor für Bankbetriebslehre an der Goethe-Universität Frankfurt.
Börse
Was, wenn die Bank die Kapitaldecke im Fall eines erneuten Finanzbedarfs nicht aus eigener Kraft schließen könnte? Falls die Commerzbank etwa den EZB-Stresstest nicht aus eigener Kraft und der Hilfe ihrer Aktionäre schaffen sollte, droht dem Unternehmen der Verlust der Unabhängigkeit. Für das Finanzsystem unverzichtbare Teile des Geschäfts könnten dann auf eine Brückenbank übertragen und der Rest abgewickelt werden.
Dieses Szenario erscheint weniger unrealistisch als die Übernahme durch einen Investor. Selbst der ehemalige Cobra-Mitgründer Clemens Vedder würde sich dem Vernehmen nach derzeit lieber eine Parkbank kaufen als die Commerzbank. Kein Konkurrent dürfte sich trauen, die Commerzbank mit ihren Altlasten aus der Staats- Schiffs- und Immobilienfinanzierung übernehmen. Weniger riskant aus Sicht eines potenziellen Investors wäre es wohl, auf eine mögliche Aufspaltung der Bank durch die Finanzaufseher zu warten, um sich dann die gesunden Teile wie das Mittelstandsgeschäft einzuverleiben.