Adidas, Continental, Visa Welche Aktien von der Digitalisierung profitieren

Oft begreifen Unternehmen neue digitale Geschäftsmodelle als Gefahr, fürchten, das klassische Geschäft gehe deshalb unter. Welche Traditionskonzerne trotzdem ihre Chancen nutzen, wie Anleger profitieren.

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Rechenzentren Quelle: dpa

Nicht alle der in Ehren ergrauten Herren im Tennisclub TC Grün-Weiß waren begeistert, als Heinz „Jack“ Grassl stolz sein neues iPhone 6 präsentierte und dabei so nebenbei erwähnte, dass diese Wunderdinger ja inzwischen bessere Fotos machten als die meisten Kameras vor ein paar Jahren. „Ich weiß“, sagte sein Freund Willi, „mich haben sie meine Existenz gekostet.“

Grassl ist das, was man neudeutsch einen Early Adopter nennt. Der 68-Jährige aus der Nähe von München war schon immer technikverliebt. Als Kind zerlegt er alles, was er in die Finger bekommt, als Elfjähriger konstruiert er mit Elektronikbaukästen Schaltkreise. Grassl war in den Neunzigern der erste AOL-Kunde in seinem Dorf, fuhr als Erster ein Elektroauto und skypte schon mit seiner Tochter, als andere das noch für eine Trendsportart hielten. Grassls Freund Willi besaß einen Fotoladen. Der verlor erst das Geschäft mit Negativ-Entwicklung und Papierabzügen, als die Kunden auf Digitalkameras umstiegen, dann auch das mit dem Verkauf der Kameras.

Die Digitalisierung bedroht viele Geschäftsmodelle

Wie im Kleinen, so im Großen: Jedes fünfte deutsche Unternehmen bangt einer Studie des Branchenverbandes Bitkom zufolge um seine Existenz, weil neue, aggressive Konkurrenten von irgendwo in der Welt eine Schwachstelle entdeckt haben in ihrem Geschäft – und jetzt das Gleiche billiger und schneller anbieten. Taxifahrer bekämpfen wütend den Internet-Fahrdienst Uber, der sie beim Preis unterbietet; Hotels sehen Kunden zur weltweiten Zimmervermittlung Airbnb abwandern; Karstadt und Kaufhof stecken in der Dauerkrise, Innenstädte veröden wegen Online-Händlern wie Amazon.

Diese Unternehmen profitieren von der Digitalisierung

Die Liste ließe sich fortsetzen, die Entwicklung ist erst am Anfang. Die Musikbranche war die erste, die von der Digitalisierung überrollt wurde. Ihr Produkt war besonders leicht zu kopieren. Es bekam ihr nicht gut, hat sie die Hälfte ihres Umsatzes global gekostet. Es wird nicht bei virtuellen Produkten bleiben: Automanager sehen ihr Geschäft von Apple und Google bedroht, Logistiker von 3-D-Druckern, die Teile des Warentransports überflüssig machen. Und Ärzte bangen vor billigen Ferndiagnosen aus Indien und durch Roboter. Panikmache und Science-Fiction? Nicht nur. „Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Die Einschätzung der Ex-Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina ist wahr; die Frage ist nicht ob, sondern wann sie sich erfüllt.

Zustelldienste profitieren vom E-Commerce

Die digitalen Angreifer sind fast immer schneller und billiger als die Etablierten, meist vereinfachen sie Kunden das Leben; allein deswegen wird sich das Neue durchsetzen. Das heißt aber nicht, dass alle traditionellen Anbieter die Opferrolle abonniert haben. 1250 Milliarden Euro Mehreinnahmen kann die europäische Industrie durch die Digitalisierung bis 2025 schaffen, schätzen die Berater von Roland Berger in einer aktuellen Studie. 425 Milliarden davon allein in Deutschland. Manche Konzerne begreifen die Digitalisierung daher als Chance. Sie erkennen neue Nischen für altes Know-how, oder sie haben Glück. Wie die Deutsche Post oder der Pappschachtelproduzent Mayr-Melnhof, die kaum Eigeninitiative einbringen mussten, aber die Früchte des E-Commerce einfahren: Wer im Internet Waren verkauft, braucht einen Zustelldienst und Verpackungen. Noch, jedenfalls. Eines Tages könnten Amazon und Facebook Pakete direkt mit Drohnen zustellen, doch das wird noch eine Weile dauern.

Continental forscht am selbstfahrenden Auto

Interroll

Die berühmteste Garage der Welt steht in Palo Alto; in ihr schufen Bill Hewlett und Dave Packard 1937 den Computergiganten HP. Weniger bekannt ist eine deutsche Garagenfirma: 1959 gründeten Dieter Specht und Hans vom Stein in Wermelskirchen Interroll – auch in einer Holzgarage. Inzwischen sitzt die Firma in der Schweiz und setzt rund 300 Millionen Euro jährlich um. Interroll baut Maschinen, die zum Abfertigen von Stückgut gebraucht werden: Rollbänder für Koffer auf Flughäfen, Förder- und Sortiermaschinen für Pakete. Dank des boomenden Internet-Handels sorgen vor allem Letztere derzeit für gute Zahlen: Der Geschäftsbereich „Förderer und Sorter“ wächst dank starker Nachfrage durch Online-Händler wie Amazon um 30 Prozent pro Jahr. Die Aktie ist nicht günstig, kostet den 20-fachen Jahresgewinn. Doch die Wachstumsstory ist intakt: Der Auftragseingang liegt gut 15 Prozent höher als der aktuelle Umsatz; die Gewinnmargen sind sehr komfortabel – die Schweizer erwirtschaften eine Gewinnmarge von rund zehn Prozent, netto.

Continental verbinden die meisten Anleger mit Reifen; die machen aber nur noch ein Drittel der für 2015 geschätzten 39 Milliarden Euro Umsatz aus. Der größte Teil stammt aus Baugruppen wie Cockpits. Die Autobranche steht vor einem radikalen Wandel: „Die Erwartungen der Menschen an die Mobilität und damit die Wünsche ans eigene Auto verändern sich“, sagt VW-Boss Martin Winterkorn. Damit meint er Trends wie Carsharing oder selbstfahrende Autos.

IT Innovation Readiness Index 2014 - Ergebnisse für Industrie 4.0

Ohne Internet sind sie nicht denkbar, sie stellen die Kfz-Zulieferer vor große Herausforderungen: So benötigt etwa ein E-Auto kein Getriebe und keinen Anlasser mehr. Getriebe und Motorteile für Verbrenner sind das Brot-und-Butter-Geschäft der meisten Zulieferer. Conti hat die Trends früh erkannt und fährt seine Forschungsetats hoch. Mit 8,8 Prozent vom Umsatz investiert der Dax-Konzern doppelt so viel wie in der Autobranche üblich in die Entwicklung neuer Produkte; früh schloss Conti auch Kooperationen mit großen Tech-Konzernen wie Nokia, Cisco oder IBM. Inzwischen sind die Niedersachsen führend bei Fahrassistenzsystemen, die Fahrer per Chips, Software und Sensoren warnen, vor dem Sekundenschlaf und ungelenken Spurwechseln.

Conti-Technik wird nicht nur den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen, sondern umso wichtiger werden, etwa für das vernetzte, selbstfahrende Auto. Die Spartenerlöse lagen 2014 zwar erst bei einer halben Milliarde von insgesamt 34,5 Milliarden Euro Umsatz, sie verdoppeln sich aber rund alle zwei Jahre und könnten sich zudem noch beschleunigen: Experten rechnen mit teilautonomem Fahren (das Auto hält selbstständig genug Abstand oder sucht alleine die Spur mit dem geringsten Verkehr) in fünf Jahren, und mit vollautonomen Pkws von 2030 an. Ob dann Google und Apple statt Toyota und VW die Autos bauen, ist aus Conti-Sicht unerheblich: „Egal, wer das Auto zusammenbaut, der Anteil intelligenter digitaler Baugruppen an der Wertschöpfung steigt mit jeder Autogeneration um mehrere Prozentpunkte an“, sagt Christian Ludwig, Auto-Analyst des Bankhaus Lampe.

Kreditkarten von Visa werden auch Online genutzt

Visa

Visa ist mit einem Jahresumsatz von 12,7 Milliarden Dollar (2014) der globale Marktführer für die Abwicklung von Kreditkartentransaktionen. Visa geht dabei nicht selbst ins Risiko, gewährt also keine Kredite, sondern wickelt nur Zahlungen gegen eine Gebühr ab. Das Geschäft wächst, nicht zuletzt wegen der Expansion in Schwellenländer. Noch findet es zu knapp 75 Prozent in der analogen Welt statt – an Ladenkassen, in Restaurants oder an Hotelrezeptionen. Das Internet aber drängt den Handel in Geschäften, Malls und Kaufhäusern immer weiter zurück. Der Handel im Netz wächst global im Durchschnitt mit 20 Prozent pro Jahr.

Weltweit werden dieses Jahr einer Studie des Marktforschers Jupiter Research zufolge für rund 1700 Milliarden Dollar Waren und Dienste elektronisch verkauft – 17 Prozent mehr als 2014. Das Bezahlen wird damit digital – schlecht für Kreditkartenfirmen wie Visa oder Mastercard? Nein, im Gegenteil. Zum einen kommt kaum noch ein namhafter Online-Händler ohne die Kartenfirmen aus. Grund ist die hohe Abbruch-Quote beim Internet-Einkauf, je nach Land bis zu 55 Prozent. „Fast immer liegt es daran, dass Internet-Kunden keine Bezahlungsmöglichkeit finden, der sie vertrauen“, sagt der E-Commerce-Analyst Windsor Holden von Juniper.

Welche Zahlungsmittel Europäer bevorzugen
Das Geschäft mit dem Versenden von Geld über Smartphone-Apps lockt jetzt auch etablierte Banken an. Die Deutsche Kreditbank (DKB) kooperiert dafür mit dem Startup Cringle. Pro Monat kann ein Nutzer bis zu 100 Euro über die Cringle-App verschicken, abgewickelt wird die Zahlung per Lastschrift von der DKB. Pro Transaktion werden 20 Cent fällig, zum Start wurde die Gebühr auf 10 Cent gekappt. Das neue Angebot trifft bereits auf Wettbewerb im Markt. So bietet der Online-Bezahldienst PayPal seit Juli das Versenden von Geld über seine Smartphone-App in Deutschland an. Für Kunden, die ihren PayPal-Account mit einem deutschen Bankkonto verknüpft haben, ist das Angebot kostenlos, bei Kreditkarten wird eine Gebühr fällig. In vielen europäischen Ländern tun sich moderne Bezahlsysteme jedoch noch so schwer... Quelle: dpa
ÖsterreichOhne Bargeld geht in Österreich gar nichts. 86 Prozent bezahlen an der Kasse in bar, 12 Prozent mit EC-Karte. Eine Kreditkarte kommt nur in einem Prozent der Fälle zum Einsatz. Auf sonstige Alternativen wie Schecks, PayPal, Lastschrifteinzug oder Ähnliches entfällt insgesamt nochmal ein Prozent.Quelle: Deutsche Bundesbank; Europäische Kommission; Deloitte (Stand: 2014) Quelle: dpa
PolenIn Polen werden 80 Prozent der Bezahlvorgänge an der Kasse bar beglichen. Eine EC-Karte nutzen –ähnlich wie in Österreich – 13 Prozent der Bevölkerung. Immerhin werden auch drei Prozent der Bezahlvorgänge durch Kreditkarten abgewickelt. Auf die alternativen Zahlungsmittel entfallen vier Prozent. Quelle: dpa
DeutschlandAuch die Deutschen haben ihr Geld beim bezahlen lieber in fester Form in der Hand – in 79 Prozent der Fälle wird bar bezahlt. Zwölf Prozent der Käufe werden mit der EC-Karte beglichen, weitere sechs Prozent per mit Lastschrifteinzug, Scheck und anderen alternativen Zahlungsmethoden. Quelle: dpa
ItalienZwar ist Bargeld mit 69 Prozent noch immer das beliebteste Zahlungsmittel in Italien, aber auf Platz zwei kommen auch schon alternative Zahlungsmittel mit 17 Prozent. So sind Schecks, Kundenkarten, PayPal und andere Alternativen zusammen genommen bei den Italienern beliebter als die EC-Karte mit neun Prozent und die Kreditkarte mit sechs Prozent. Quelle: dpa
Sagrada Familia Quelle: AP
London Tower Bridge Quelle: dpa

Die großen Kreditkartenfirmen helfen, die Abbruchquoten zu reduzieren: Viele Kunden sind den Umgang mit den Karten gewohnt, kennen zumindest die Marken. Amazon und Co. wickeln derzeit im Schnitt 25 Prozent der Online-Käufe per Kreditkarte ab – Tendenz steigend. Visa hat in den vergangenen Jahren 7000 Kooperationen mit Online-Händlern geschlossen. Web-Dienste wie Handy-Bezahl-Apps könnten auch in den stationären Handel an die Ladenkasse drängen; noch ist ihre Verbreitung gering, aber mächtige Treiber wie Apple gewinnen laufend Handelsketten, Boutiquen und Restaurants als Partner für ihre Handy-Bezahldienste.

So haben sich Unternehmen auf die Digitalisierung vorbereitet

„Die heute übliche Plastikkreditkarte wird vielleicht verschwinden“, sagt Nick Holland, Analyst der Beratung Yankee Group, „nicht aber die Kreditkartenfirmen.“ Denn auch hier hat sich Visa bereits vorausschauend positioniert. Ein dicker Fisch ging 2014 ins Netz: Visa wird für Apple über sein Sicherheitssystem „Tokenization“ alle Bezahlvorgänge des Handy-Bezahlsystems ApplePay abwickeln. Visa wird also an jedem Vorgang verdienen, der über die Apple-Bezahl-App läuft, egal, bei wem die Kunden ihr Bankkonto haben.

Nach Turbulenzen im Russlandgeschäft sackte der Aktienkurs des Dax-Konzerns 2014 um 37 Prozent ab. Eine neue Strategie 2020 soll den Konzern agiler machen und die Anforderungen der Kunden in den Fokus stellen. Konkret: Adidas wird zum digitalen Maßschneider. In Metropolen wie Tokio oder New York plant Adidas von 2017 an Store Factories. Dort sollen sich Kundenwünsche direkt und schnell in individuell gefertigte Schuhe oder Shirts verwandeln. Ob das 3-D-Drucker übernehmen oder Produktionsroboter, steht noch nicht fest. Konkreter ist das zweite Forschungsprojekt, die Speed Factory.

Adidas kooperiert dazu etwa mit Roboterhersteller KSL Keilmann und dem Textilinstitut der RWTH Aachen. Ein Pilotladen soll bereits 2016 die ersten 500 Schuhe nach Kundenwunsch vor Ort fertigen. In Deutschland, so viel steht fest; Berlin wäre ein heißer Tipp. Der Großteil der Produkte wird zwar auch künftig in Asien für die Stange produziert werden. Aber Sportkonzerne experimentieren bereits mit vernetztem Equipment, das Trainingserfolge für Kunden messbar macht. Adidas sicherte sich jetzt das Start-up Runtastic für 220 Millionen Euro. Damit könnten Läufer künftig neben Puls und gelaufener Strecke auch Daten aus Adidas-Produkten analysieren, etwa ihren Laufstil anhand von Bewegungsprofilen aus Sensoren in T-Shirts und Schuhen.

Landwirtschaft mit dem Tablet

Während selbstfahrende Autos ihren Weg auf die Autobahnen bislang nur für Testfahrten suchen, beackern die Landmaschinen von John Deere bereits automatisch Felder. Maschinen, die bei der Ernte nebeneinander fahren, vernetzen sich über Satellit und stimmen sich ab. Sie analysieren bereits bei der Ernte, ob das Korn trocken genug ist, um es zur Mühle zu fahren. Statt das Getreide zu fühlen, reicht dem Bauern ein Blick aufs Tablet.

Neben Branchengrößen wie Deere versucht Google mit Beteiligungen an Agrar-Start-ups, ein Bein ins Geschäft zu bringen. Zwar bereitet die Langlebigkeit der eigenen Produkte John Deere Probleme: Nach dem Rekordjahr 2013 gehen die Bestellungen zurück. Aber die digitalen Systeme lassen sich nachrüsten und geben dem Ersatzgeschäft Schub. 2600 der 60 000 Mitarbeiter kümmerten sich inzwischen um Softwareentwicklung, sagt Vorstandsmitglied John May.

Auf welche Bereiche wirkt sich die Digitalisierung im Arbeitsalltag aus?

Philips

Die Niederländer befinden sich im Umbruch: Chef Frans van Houten will den Konzern verschlanken und mit einem Fokus auf zwei Kernfirmen profitabler machen: Gesundheitstechnologie und Licht sollen von 2016 an Philips bestimmen. 350 Millionen Euro soll der Konzern durch die neue Struktur bis dahin einsparen. Philips versorgt den Gesundheitssektor mit Bildern aus Magnetresonanz-Untersuchungen, Computertomografien und Röntgen. Die digitale Bildverarbeitung liefert kontrastreichere und schärfere Aufnahmen. Darüber hinaus bieten die Niederländer Systeme zur Auswertung von Patientendaten an. Und selbst Zahnbürsten sollen Privatkunden verstärkt Daten liefern. Das zweite Standbein der neuen Konzernstruktur soll das Lichtgeschäft bringen, mit Fokus auf LEDs. Und die können mehr als nur Licht erzeugen: Gerade hat Philips ein Forschungsprojekt präsentiert, bei dem mithilfe von LEDs Nutzpflanzen in Labors angebaut werden können – digitale Landwirtschaft sozusagen.

ABB bietet die Energie für die Digitalisierung

ABB

Ohne Strom keine Digitalisierung. So sind die Produkte von ABB an nahezu allen Digitalisierungsprozessen verschiedenster Branchen beteiligt: Während die Energieversorger Schwierigkeiten haben, ihre Geschäfte an dezentrale Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie anzupassen, liefert ABB alle Produkte, um den Strom neuer Anbieter zu transportieren, zu überwachen und auch kleinteilige, intelligente Netze (Smartgrids) zu verwalten. Für Elektrofahrzeuge bieten sie Ladesysteme an und stellen Energiespeicher her. Selbst für Privatkunden liefern sie Systeme, um das Eigenheim zu vernetzen. Die Energieversorgung macht gut 40 Prozent der Umsätze bei ABB aus, den Rest erwirtschaften die Schweizer mit ihren Automatisierungsdienstleistungen.

Aktuell hat ABB wichtige strategische Partnerschaften geschlossen: Zum Beispiel arbeiten sie gemeinsam mit dem chinesischen Technologiekonzern und Autohersteller BYD an einem Projekt zu Elektromobilität und Energiespeicherung. „Es ist schwierig, den Fortschritt in der Digitalisierung an Finanzkennzahlen festzumachen“, sagt Philipp Leutiger, Partner bei Roland Berger in München. Für Anleger können solche Partnerschaften deshalb ein Zeichen sein, dass Konzerne sich für Bereiche außerhalb ihres Kerngeschäfts interessieren und künftig davon profitieren wollen. Zwar leidet das Geschäft von ABB derzeit unter dem starken Franken und sinkenden Absätzen in der Ölindustrie. Am langfristig positiven Ausblick für die Energietechnik ändert das nichts.

Nachdem der Damenschneider mit seinen letzten Quartalszahlen zum dritten Mal in Folge die Anleger enttäuscht hat, ging die Aktie in die Knie: 35 Prozent verlor sie in wenigen Stunden. Rabattschlachten und in deren Folge sinkende Gewinnmargen hatten zu dem Desaster geführt. Das mittlere Preissegment, in dem Gerry Weber unterwegs ist, kommt unter Druck durch billiger produzierende Konkurrenz wie Gina Tricot aus Schweden und Zara aus Spanien. Gerry Weber investiert derzeit massiv, um gegenzusteuern, kaufte Ende 2014 das Münchner Label Hallhuber für 86 Millionen Euro, um jüngere Kundschaft ansprechen zu können, und investiert in den Online-Handel. Aus eigenen Shops kommen bereits sechs Prozent der Umsätze, doppelt so viel wie bei Hugo Boss. Dazu kommen noch Verkäufe über Zweitshops wie Zalando.

Weniger bekannt ist, dass Weber weltweit in der Modebranche Bester im digitalen Management seiner Lieferkette ist. Wovon Projektteams in anderen Konzernen noch träumen, das setzen die Westfalen seit 2012 in ihren Läden um. RFID-Funkchips in jedem Kleidungsstück melden die Bestände bestimmter Modelle, Farben und Größen an die Verkaufsstellen. So wird die Lieferkette perfektioniert, Inventur und Lager werden effizienter. Nicht gerechnet hatte Weber mit dem Aufschrei von Datenschützern und Bloggern. Die echauffierten sich, Weber „verwanze“ Kundinnen und plane deren Komplettüberwachung mit Bewegungsprofilen. Das erwies sich als übertrieben. Den Chip entfernen die Verkäufer beim Bezahlen aus dem Kleidungsstück.

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