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Agrarrohstoffe Ein Markt, der Spekulanten anzieht

Landwirtschaftliche Rohstoffe stellen für so manchen Anleger einen "sicheren Hafen" in einem schwachen konjunkturellen Umfeld dar. Allerdings tummeln sich auf diesem Markt auch gerne Spekulanten herum.

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Auch in einer drohenden Rezession wird niemand auf sein Butterbrot verzichten, so die Logik vieler Anleger. Quelle: dpa

Gegessen und getrunken wird auch während der Rezession. Viele Anleger, die nach dieser Devise Geld in landwirtschaftliche Rohstoffe oder darauf aufbauende Börsenprodukte stecken, glauben an ein sicheres Investment auch in konjunkturell turbulenten Zeiten. Steigt nicht die Nachfrage nach Lebensmitteln allein wegen der wachsenden Weltbevölkerung ständig an?

Doch die Vielzahl der Akteure auf den Agrarmärkten, die Unsicherheit über Ernteerträge oder die schwer kalkulierbare Nachfrage durch neue Abnehmer wie die Biospritindustrie verleihen der Anlage auch spekulative Züge. Außerdem müssen sich Anleger stets bewusst sein, dass steigende Lebensmittelpreise ihnen zwar satte Erträge bescheren, in armen Ländern jedoch viele Menschen in Todesgefahr bringen können wie derzeit in Ostafrika.

Investoren können über Optionen oder Futures an Terminbörsen wie in Chicago, New York oder London in den Agrarsektor investieren. Oder sie kaufen entsprechende Zertifikate oder Indexfondsanteile, die von Banken ausgegeben werden, oder gleich die Aktien von Agrarproduzenten, Düngemittelfirmen oder Landmaschinenherstellern. Fondsgesellschaften bieten zudem spezielle Agrar-Aktienfonds, die darauf spekulieren, dass die Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe langfristig weiter steigen.

Zwar liegen die Notierungen für Getreide wieder leicht unter ihren zyklischen Höchstständen, weil sich die Versorgungslage nach günstigen Ernteprognosen – vor allem in den USA als wichtigstem Agrarland der Welt – leicht entspannt. So sah sich die Welternährungsorganisation (FAO) jetzt veranlasst, ihre Schätzung der Weltgetreideproduktion für die laufende Erntesaison leicht von 2,301 auf 2,313 Milliarden Tonnen nach oben zu revidieren. Mit einer wirklich langfristigen Entspannung wird jedoch nicht gerechnet.

Das zeigt sich etwa beim Mais, dessen Preis in den vergangenen Wochen auf Rekordwerte kletterte. Ein Grund dafür ist, dass sich inzwischen drei Branchen um den begehrten Rohstoff reißen: die Nahrungsmittelindustrie, die Futtermittelhersteller – und seit einigen Jahren verstärkt auch die Produzenten von Biotreibstoffen. Ökonomen sehen diese Entwicklung kritisch: „Wenn heute bereits 40 Prozent der US-Maisernte zu Ethanol verarbeitet in den Tanks der Automobile landet, treibt das die Preise stärker und nachhaltiger als eventuelle Aktivitäten der Spekulanten“, sagt Frank Schallenberger von der LBBW.

Doch stark steigende oder schwankende Preise locken immer auch Spekulanten an. Und deren Aktivitäten können zu Marktausschlägen führen, die die Renditehoffnungen von auf Sicherheit bedachten Investoren zunichte machen.


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