
Es war alles andere als ein gewöhnlicher Börsengang. Mit mehr als einer Milliarde monatlich aktiven Nutzern ist Facebook nicht nur das mit Abstand größte soziale Internet-Netzwerk der Welt. Es ist auch ein schillerndes Unternehmen, das die Konsumenten nicht kalt lässt: Es gibt nur "like" oder "dislike", Fan oder Facebook-Hasser; in der Lebensgeschichte des stets Kaputzenpulli- und Plastik-Sandalen tragenden, 28-Jährigen Gründers Mark Zuckerberg sah Hollywood sogar einen Filmstoff.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen der Anleger, als sie sich im vergangenen Mai erstmals an der Börse an dem Unternehmen beteiligen konnten.
Doch bisher ist die noch kurze Börsengeschichte der Amerikaner eine einzige Enttäuschung: Schon der Start im vergangenen Mai verlief alles andere als reibungslos. Ausgerechnet am Tag des Börsengangs brach in den ersten Handelsminuten die elektronische Börsenplattform an der US-Technologiebörse Nasdaq zusammen, was zu heftigen Kurskapriolen führte. In der Spitze schnellte die Aktie vom Ausgabekurs (38 Dollar) auf bis zu 45 Dollar hoch, stürzte aber genauso schnell wieder ab.





Schon am zweiten Handelstag war die Aktie mit 34 Dollar unter den Ausgabepreis gerutscht, danach ging es erstmal monatelang bergab.
Viele sagen: Vorhersehbar und zurecht. das Unternehmen war zwischenzeitlich 100 Milliarden Dollar, also 100 Dollar pro Kunde, wert: Gemessen am Umsatz ist das kaum zu rechtfertigen. Bleibt eigentlich nur , auf das hohe Wachstum von 30 bis 50 Prozent pro Jahr zu verweisen also die Wette auf die Zukunft.
Nicht hilfreich aus Sicht der Anleger aber war die Tatsache, dass führende Facebook-Manager bei jeder Gelegenheit die Aktien des eigenen Unternehmens verhökerten: Sobald die entsprechenden obligatorischen Haltefristen nach dem Börsengang abgelaufen waren, warfen die Manager Facebook-Aktien im Wert von jeweils mehreren Millionen Dollar auf den Markt – nicht gerade ein Vertrauensbeweis in das eigene Unternehmen.
Auch kam heraus, dass die am Börsengang beteiligten Investmentbanken noch kurz vor dem IPO ihre Preisempfehlungen für die Aktie teilweise massiv und mehrfach nach oben korrigiert hatten, gleichzeitig in ihren Studien aber schon von einer Abschwächung des Umsatz- und Gewinnwachstums sprachen.
Die Dummen waren vor allem viele Kleinanleger, die darauf gesetzt hatten, dass sich die beispiellose Erfolgsgeschichte der Firma auch an der Börse wiederholt. Viele würden vom schnellen Kursrutsch überrascht und verloren innerhalb weniger Monate rund die Hälfte ihres Investments.
Kurzum: Viel mehr Porzellan zerschlagen und Anlegervertrauen zerstören bei einem Börsengang als Facebook kann man kaum. Obwohl im Vorfeld des Börsengangs viele Experten (und unter anderem die WirtschaftWoche) vor zu viel Euphorie gewarnt hatten.