Aktie im Fokus Amazon greift nach dem Börsenthron

Amazon ist auf dem besten Wege, Apple als wertvollste Firma der Welt abzulösen. Die Entscheidung fällt zeitnah – vielleicht schon am Dienstag.

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Vorstandschef Jeff Bezos bei einer Präsentation der Quartalszahlen: Die Amazon-Aktie ist dabei, bei der Börsenkapitalisierung Apple als die bisherige Nummer eins abzulösen. Quelle: dpa

Düsseldorf Seit dem Börsengang im Jahr 1998 ist die Amazon-Aktie vor allem eins: immer zu teuer. Derzeit hat das Wertpapier ein fast astronomisches Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 172. Das bedeutet: Es dauert 172 Jahre, bis das US-Unternehmen den Wert seiner Aktien als Gewinn erwirtschaftet hat. Zum Vergleich: Die Dax-30-Aktien haben ein durchschnittliches KGV von zwölf.

Dennoch ist die Amazon-Aktie der Liebling der Anleger. Nach den jüngsten Quartalszahlen vom Donnerstag steht der E-Commerce-Riese kurz davor, zum wertvollsten Unternehmen der Welt zu werden.

Die Amazon-Aktie legte nach der Veröffentlichung der Zahlen im nachbörslichen Handel um sieben Prozent auf 1.630 Dollar zu. Damit notiert der E-Commerce-Gigant nicht nur nachbörslich auf neuen Allzeithochs, sondern nimmt auch den Börsenthron ins Visier. Auf Basis der Kurszuwächse nach Handelsschluss wird Amazon bereits mit 790 Milliarden Dollar bewertet.

Apple ist mit einer Marktkapitalisierung von 833 Milliarden Dollar zwar noch die Nummer eins, doch der jahrelang riesige Vorsprung ist auf lediglich fünf Prozent zusammengeschmolzen. Gut möglich, dass sich in den nächsten Tagen damit eine historische Wachablösung an der Wall Street vollzieht – etwa, wenn Apple am nächsten Dienstag bei seiner eigenen Quartalsbilanz patzen sollte.

Mit diesen extrem positiven Quartalszahlen dürfte sich die spektakuläre Erfolgsstory von Amazon vorerst fortsetzen – und damit die Turbulenzen der vergangenen Wochen abflauen.

„Die großen, verbraucherorientierten Tech-Unternehmen haben den Aktienmarkt seit Jahren angeführt, und das könnte nun das Ende dieser Führungsposition sein“, schrieb Ende März der Vizepräsident von Guild Investment, Tim Shirata. Investoren fragten sich damals, ob die fetten Jahre für die sogenannten FANG-Aktien vorbei seien. Dieser Index setzt sich aus den vier an der US-Technologiebörse Nasdaq gelisteten Internetgiganten Facebook, Amazon, Netflix und der Google-Mutter Alphabet zusammen.

Der Datenskandal um Facebook hatte die Titel dieser Unternehmen stark belastet. Vor allem Amazon war betroffen, weil sich Konzernchef Jeff Bezos auch für den Werbemarkt interessiert. Von Mitte März bis Anfang April dieses Jahres verlor das Papier an der Nasdaq mehr als 15 Prozent.

Auch US-Präsident Donald Trump nahm Amazon Ende März per Twitter ins Visier und warf dem Unternehmen vor, kaum bis gar keine Steuern zu zahlen, die Zustellungsboten zu missbrauchen und tausende Einzelhändler in die Insolvenz zu treiben. Bezos, der zum reichsten Mann der Welt aufgestiegen ist und dem auch die „Washington Post“ gehört, bezeichnete er unter anderem als „Cheflobbyisten“.

Die Aktie von Amazon war danach zwischenzeitlich mit fünf Prozent im Minus. Gleichwohl: Der Erfolg spreche für sich, sagte Analyst Michael Pachter vom Finanzberater Wedbush Securities. Denn dieser sei „die beste Rache, die Bezos (...) nehmen könne“.

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