Aktie im Fokus Ghizzoni-Rücktritt beflügelt Unicredit-Aktie

Federico Ghizzoni wird nach fast sechs Jahren an der Spitze der Unicredit zurücktreten. Die Börse freut sich über den Abgang des Chefs: In den vergangenen drei Tagen legten die Aktien der Bank um fast neun Prozent zu.

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Die UniCredit zählt zu den am schwächsten kapitalisierten Banken Europas. Quelle: Reuters

Mailand In der Hoffnung auf frischen Wind durch eine neue Führungsspitze steigen Anleger derzeit bei Unicredit ein. Die Aktien des größten italienischen Bankhauses stiegen an der Mailänder Börse am Mittwoch um bis zu 1,5 Prozent auf 3,10 Euro. Schon am Tag zuvor stieg die Aktie um rund drei Prozent. Damit kommen die Papiere auf ein deutliches Wochenplus von fast neun Prozent.

Zuletzt war das Papier massiv unter Druck geraten. Seit Jahresanfang hat das Papier mehr als 40 Prozent seines Wertes eingebüßt. Seit geraumer Zeit stand Unicredit-Chef Ghizzoni unter Druck, weil Investoren mit der angespannten Kapitaldecke und der geringen Rentabilität des Instituts unzufrieden sind.

Das Kernkapital der Bank ist Ende März auf 10,5 Prozent gefallen und liegt damit nur knapp über dem von der Europäischen Zentralbank für 2016 vorgegebenen Minimum von zehn Prozent. Nach Einschätzung von Analysten könnte UniCredit zwischen fünf und zehn Milliarden Euro frisches Kapital benötigen. 

Am Dienstag wehrte sich Ghizzoni nicht länger gegen die Kritik der Investoren und stellte seinen Posten zur Verfügung. Er wird aber noch solange die Geschäfte führen, bis ein Nachfolger gefunden ist.

„Der Schritt war zu erwarten, zumal das Management nicht in der Lage war, die Probleme bei Kapital und Profitabilität anzugehen“, sagte Massimiliano Romano, Analyst bei Concentric Italy. „Der nächste Unicredit-Chef muss drastische Maßnahmen ergreifen, darunter eine Kapitalerhöhung und den Verkauf von Vermögenswerten.“

Einem Insider zufolge will die Bank bei der nächsten Sitzung des Verwaltungsrats am 9. Juni einen neuen Chef ernennen. Damit könnte auch der Weg für einen größeren Umbau der Bank und eine milliardenschwere Kapitalerhöhung geebnet sein.

Mehrere Kandidaten sind als mögliche Nachfolger im Rennen. Die Entscheidung für einen der Kandidaten dürfte davon abhängen, ob der Verwaltungsrat eine Fusion mit einer anderen Bank anstrebt. Auch wäre es möglich, dass Unicredit sich aus einigen Ländern zurückzieht. Derzeit ist die größte Bank Italiens in 17 Ländern aktiv.

Ghizzoni führte UniCredit durch die Staatsschuldenkrise und die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg in Italien. Die Erträge zu steigern gelang ihm nicht, da faule Kredite die Gewinne schmälerten. Sein Strategieplan, den er im November vorstellte, erschien einigen Investoren nicht ambitioniert genug. Anleger verloren die Hoffnung, dass die UniCredit ihren Status als eine der am schwächsten kapitalisierten Banken Europas abschütteln kann.


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