SAP-Aktien liefen in den vergangenen zwei Monaten schlechter als der Dax, weil das Walldorfer Softwareimperium seine Renditeziele auf 2017 verschob. Doch was auf den ersten Blick nach Margenschwäche aussieht, dürfte sich als strategische Weitsicht erweisen – und der gedrückte Kurs als Einstiegsgelegenheit.
Grund für die derzeit nicht ganz so starken Erträge ist der Ausbau des Cloud-Geschäfts. Hier greifen Kunden auf Programme via Internet zu und nicht über die eigenen Rechner. Für SAP ist Cloud der große Wachstumstreiber. Allerdings: Da Kunden Softwareprogramme mieten und nicht kaufen, kommen Umsätze und Erträge nicht als Einmalzahlung herein, sondern als gleichmäßiger Geldfluss. Das dämpft zunächst die Einnahmen, führt langfristig aber zu einem stabileren Geschäftsverlauf.
Dabei hat SAP gegenüber seinen US-Konkurrenten einen Vorteil. Seit der Affäre um den US-Geheimdienst NSA sind viele Kunden verunsichert. SAP verspricht nun, dass in Europa Kundendaten die Rechenzentren nicht verlassen. Das kommt an: Die Cloud-Umsätze der Walldorfer legen derzeit mit einer Jahresrate von mehr als 30 Prozent zu.
Das Kerngeschäft von SAP (Software für betriebswirtschaftliche Prozesse wie Personalmanagement, Einkauf, Vertrieb) leidet nicht unter dem Absatzkanal Cloud. Wenn es um besonders sensible Daten oder um zentrale Abläufe im Unternehmen geht, setzen Kunden nach wie vor auf Programme, die auf hauseigenen Rechnern installiert sind. SAP fährt hier mit 53 Prozent (operativer Gewinn vom Umsatz) hohe Margen ein.