Aktien, Anleihen, Fonds Anlagetipps der Woche

Chancen bieten eine schwedische Beteiligungsgesellschaft, ein Turnaround bei Drägerwerk, ein US-Schieferölproduzent sowie Fonds-Urgestein Klaus Kaldemorgen. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage

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Klaus Kaldemorgen zog sich 2012 als Chef der Deutschen-Bank-Tochter DWS zurück. Er gab Mandate für milliardenschwere Aktienfonds auf und konzentrierte sich auf einen Total-Return Fonds. Jetzt feiert der Fondsmanager ein beeindruckendes Comeback. Quelle: Presse

Aktientipp: Industrivärden - Chefs feuern, Konzerne spalten, Kurse treiben

Frank Vang-Jensen war 18 Monate Chef der schwedischen Handelsbanken. Das traditionsreiche Finanzhaus ist dank lukrativem Breitengeschäft mit einem Moody’s-Rating von Aa2 eine der stabilsten Banken Europas. Dennoch wurde Vang-Jensen soeben vom Aufsichtsrat gefeuert, weil er die internationale Expansion nicht voranbringe.

Chef dieses Gremiums ist Pär Boman, seinerseits Topmanager der Stockholmer Beteiligungsgesellschaft Industrivärden, die 25 Prozent an Handelsbanken hält. Industrivärden greift aktiv in die Geschäfte ihrer Beteiligungen ein, um deren Kurs und damit den Wert des eigenen Depots zu steigern.

Aktientipp Industrivärden

Acht Beteiligungen stecken derzeit im Portfolio von Industrivärden. Darunter neun Prozent des Kapitals (und 30 Prozent der Stimmrechte) an SCA Svenska Cellulosa, bekannt für seine Marken Tempo und Zewa. Auch hier greift Oberaufseher Boman gerade durch, wie die Aufspaltung in die Sparten Forst und Hygiene zeigt. Gut möglich, dass dies auch dem Industriekonglomerat Sandvik blüht, an dem Industrivärden zwölf Prozent hält. Mehr als 80 Milliarden Schwedische Kronen sind die Beteiligungen von Industrivärden derzeit wert. Nach Verrechnung von Schulden und Guthaben bleiben netto 69,3 Milliarden oder je Aktie 166 Kronen (17,50 Euro). Zwölf Prozent günstiger, für 15,40 Euro, werden in Frankfurt C-Aktien von Industrivärden gehandelt. Dass derzeit skandinavische Finanzinvestoren (SEB, Lundbergs) Industrivärden-Anteile übernehmen, die bisher bei Altaktionären lagen, dürfte den Kurs zusätzlich beflügeln.

Aktientipp: Drägerwerk - Noch eine Spekulation auf den Turnaround

Ein überraschend schwaches Geschäft in den Schwellenländern, mehrere Gewinnwarnungen und nur schleppende Fortschritte beim Konzernumbau haben Drägerwerk-Aktien abstürzen lassen. Doch nun, bei einem gesamten Börsenwert von 985 Millionen Euro für alle Stamm- und Vorzugsaktien des Lübecker Herstellers von Medizin- und Sicherheitstechnik, ist Dräger zu einer Turnaround-Spekulation geworden. Allein in den Büchern stehen 895 Millionen Euro Eigenkapital, knapp 40 Prozent der Bilanzsumme. Die Nettoschulden sind mit 150,6 Millionen Euro überschaubar. Finanziell gesehen hat Dräger genug Reserven, die Wende zu schaffen.

Aktientipp Drägerwerk

Das operative Geschäft kommt bisher aber nur langsam voran. Mit 1,22 Milliarden Euro kamen im ersten Halbjahr zwei Prozent weniger neue Aufträge herein. Sowohl in der Medizintechnik (Beatmungsgeräte, Operationsausstattungen; zwei Drittel Umsatzanteil) als auch in der Sicherheitstechnik (Arbeitsschutz, Brandbekämpfung) rechnet Dräger mit einer wenig veränderten, allenfalls leichten Erholung im zweiten Halbjahr. Insgesamt bleiben 2016 wahrscheinlich nur 2,5 Milliarden Euro Umsatz (2015: 2,6 Milliarden Euro).

Beim größten Problem, den Kosten, gibt es erste Fortschritte. Für Marketing, Vertrieb und Verwaltung fielen im ersten Halbjahr sechs Prozent weniger an. Die im vergangenen Jahr mit 1,3 Prozent magere Nettorendite (Reingewinn vom Umsatz) könnte im zweiten Halbjahr etwas höher ausfallen. Für 2016 rechnen Analysten im Durchschnitt mit einem Gewinnanstieg von 33 Millionen auf 57 Millionen Euro, 2017 sollen netto gut 80 Millionen bleiben. Das wäre dann tatsächlich der Turnaround, der Dräger-Aktien wieder beflügeln würde. Enttäuschen wie in den vergangenen Monaten sollte Dräger diese Erwartungen aber nicht mehr.

Aktien EOG Resources, Anleihe Egger

Aktientipp: EOG Resources - Vor dem Sprung über die Gewinnschwelle

Der Ölpreiseinbruch hat viele US-Schieferölproduzenten an den Rand des Ruins getrieben. Existenziell nie gefährdet war EOG Resources. Das Management hat Investitionen und Dividenden grundsätzlich aus den operativen Mittelzuflüssen finanziert. Viele Wettbewerber haben ihre Bilanzen hingegen mit Schulden überladen.

6,2 Milliarden Dollar Nettoschulden, nur 34 Prozent des Gesamtkapitals, sind überschaubar. Unangetastet blieb eine zwei Milliarden Dollar schwere Kreditlinie. Das verleiht Flexibilität. Die Ratingagenturen S&P und Moody’s sehen EOG selbst nach erfolgten Abstufungen noch im Investmentbereich. Abzulesen ist die solide Stellung auch am Aktienkurs. Zwar notiert die EOG-Aktie 24 Prozent unter ihrem Hoch von 2014. Der Sektorindex S&P 500 Oil & Gas Exploration & Production allerdings steht 64 Prozent tiefer – trotz Rally seit Januar.

Aktientipp EOG Resources

Wegen des Preisverfalls mussten die wirtschaftlich abbaubaren Vorräte nach unten angepasst werden, aber nur um 15 Prozent auf 2118 Millionen Barrel Öläquivalent (ein Barrel entspricht 159 Litern). Davon entfallen auf Erdöl 1098 Millionen Barrel, 383 Millionen Barrel auf Erdgasflüssigkeiten (NGLs) und 637 Millionen Barrel auf Erdgas. Dafür konnte EOG neue potenzielle Ressourcen identifizieren. Sie erhöhten sich von 2,0 auf 3,5 Milliarden Barrel. Einzig der niedrige Preis limitiert die Exploration dieser Vorkommen noch. Im zweiten Quartal 2016 produzierte EOG 551,1 Millionen Barrel Erdöläquivalent pro Tag, zwei Prozent weniger als vor einem Jahr. Bemerkenswert angesichts von prozentual zweistelligen Ausgabenkürzungen. Noch arbeitet EOG mit Verlust. Sollte sich der Ölpreis bei 50 Dollar und darüber stabilisieren, dann geht es bald wieder in die Gewinnzone. Schon bei einem durchschnittlichen WTI-Ölpreis von 50 Dollar stellt das Management bis 2020 zehn Prozent Produktionsausweitung pro Jahr in Aussicht, bei 60 Dollar gar um 20 Prozent.

Anleihentipp: Egger - Solide Rendite vom Tiroler Holzlieferanten

Geht es nach dem Branchenreport der Marktforscher von Statista, wird der deutsche Möbelmarkt in diesem Jahr ein Volumen von 17,8 Milliarden Euro erreichen und in den nächsten Jahren weiter stetig zulegen. Wichtigster Antrieb ist der lebhafte Neubau, der auf Jahre den Bedarf an Möbeln und Bauelementen zur Innenausstattung befeuern dürfte. Ein Gewinner dieses Trends ist das Familienunternehmen Egger Holzwerkstoffe aus St. Johann in Tirol. Mit einer breiten Produktpalette – von der Spanplatte bis zum Dekor, vom Schnittholz bis zum Laminatfußboden – sind die Tiroler einer der führenden Holzspezialisten in Europa. In Deutschland sind sie an sechs Standorten vertreten.

ISINAT0000A0WNP5
Kurs109,00 Prozent
Kupon4,50 Prozent
Rendite1,51 Prozent
Laufzeit bis1. Oktober 2019
WährungEuro

470 Millionen Euro in Anleihen hat Egger derzeit an der Börse im Angebot. Für Anleger interessant sind dabei Anleihen mit einer überschaubaren Laufzeit bis 2019, die einen gesamten Nennwert von 150 Millionen Euro haben und immerhin 1,5 Prozent Jahresrendite bringen. Dabei ist die mit zwei Prozentpunkten hohe Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs mit eingerechnet.

Vor allem wegen der in Westeuropa stabilen Nachfrage könnte der Umsatz von Egger im laufenden Geschäftsjahr (bis 30. April 2017) von 2,34 Milliarden Euro auf rund 2,4 Milliarden steigen. Dank Kostensenkungen – etwa durch günstige Energiepreise oder die wachsende eigene Holzversorgung – dürfte die operative Marge 15 Prozent erreichen. Vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) könnten dann an die 360 Millionen Euro bleiben. Das wäre etwas mehr als die Hälfte der aktuellen Nettoschulden von 683 Millionen Euro, eine gute Relation für das kapitalintensive Holzgeschäft. Mit 39 Prozent Eigenkapitalquote steht Egger solide da. Das Unternehmen, eine GmbH, wurde 1961 von Fritz Egger Senior gegründet. Die Anteile liegen in Händen seiner Söhne Fritz und Michael Egger.

Concept Kaldemorgen, Fondsvergleich

Fondstipp: Concept Kaldemorgen

Im August hat sich die Börse vom Brexit-Schock erholt. Anleger genossen die Ruhe und freuten sich über positive europäische und amerikanische Wirtschaftsdaten. Wie schnell eine gelassene Stimmung umschlagen kann, weiß Klaus Kaldemorgen. Der Starmanager der Deutschen Asset Management lenkt den milliardenschweren Concept-Fonds ähnlich wie einen Hedgefonds: mit vielen Instrumenten und strengem Risikomanagement. Unterstützt wird er dabei von Co-Manager Henning Potstada und einem fünfköpfigen Team. Ihnen ist es gelungen, in Turbulenzen die Schwankungen niedrig zu halten und Anlegern seit 2011 trotzdem jährlich im Schnitt 6,2 Prozent Rendite zu liefern. Kaldemorgen hat aus dem Brexit Profit geschlagen, indem er auf ein schwaches Pfund und gleichzeitig Kurszuwächse bei britischen Aktien gewettet hatte. Schließlich profitieren Exporteure vom niedrigen Pfund. Jetzt blickt er zuversichtlich Richtung Jahresende: „Es gibt kein großartiges Wachstum, aber mit einem Crash in China rechnet auch niemand mehr.“ Der US-Wahlkampf sowie die für Dezember erwartete Zinserhöhung in den USA könnten zwischenzeitlich die Schwankungen am Aktienmarkt erhöhen. Ein Drittel des Fonds ist denen ausgesetzt. Toppositionen sind Nestlé, Deutsche Post sowie der Finanzdienstleister ING Group.

Wenn aus dem etwa 50-prozentigen Anleihenbestand des Fonds Papiere fällig werden, investiert Kaldemorgen etwa in japanische Aktien und „langweilige“ dividendenstarke Titel. Zwar zahlen Anleger für die beliebten Aktien schon das bis zu 25-Fache der Jahresgewinne, „doch die Bewertung kann durchaus bis zum 30-Fachen steigen“. Noch seien Investoren aber nicht überschwänglich – ein gutes Zeichen.

63 Jahre alt wird Kaldemorgen in diesem Jahr. Ursprünglich wollte er dann in Rente gehen. Nun machen ihm die Arbeit und das Team so viel Spaß, dass er „mindestens bis zum offiziellen Rentenbeginn“ weitermachen will.

Die besten Portfolios im Einjahresvergleich
Stand 29.8.2016
Wertentwicklung in Prozent

 

Fondsname

ISIN seit 3 Jahren¹seit 1 JahrVolatilität in Prozent²
Multi-Asset-Strategien (verschiedene Anlageinstrumente und -klassen)
Ansa global Q OpportunitiesLU0995674651neu8,7neu
BNY Mellon Global Real Return A EURIE00B4Z6HC184,16,94,6
Deka-Global Invest Dynamisch CF DE000DK2CGL84,86,59,0
Baumann and Partners Ganesha LU08029549991,66,49,3
LGT Alpha Generix Global IncomeIE00B6Z102199,06,311,6
Deutsche Invest II Multi Opp. Total ReturnLU1246175613neu5,5neu
Metzler Alpha StrategiesIE00B8KKJW055,85,58,8
BNY Mellon Dynamic Total Return EURIE00BWFGWW28neu5,4neu
JPM Diversified Risk USDLU087541568810,04,410,0
Deka-Global Invest Ausgewogen CFDE000DK2CGJ23,44,45,6
Deutsche Concept Kaldemorgen LDLU05999469765,54,15,3
NN First Class Multi Asset Premium PLU1052149363neu4,1neu
Collegium Portfolio IIDE000A0MQ9773,83,810,1
MFS Meridian Absolute Return A1 EURLU00945601575,73,68,4
AQR Style Premia UCITS LU1103259245neu3,5neu
Deka-OptiMix Europa CFLU03471813062,23,02,6
Invesco Global Targeted ReturnLU1004132640neu2,9neu
Deka-Global Invest Konservativ CF (T)DE000DK2CGG82,42,83,5
Mandelbrot Market Neutral GermanyDE000A14N8Q7neu2,8neu
LO Selection Vantage 3000 MDLU0974395591neu2,7neu
NN (L) Alternative Beta P LU03700381677,02,68,7
Goldman Sachs Absolute Return Tracker LU11033080422,12,35,2
CS SystematicReturn USDLU1079703630neu2,1neu
Pioneer Multi-Strategy GrowthLU03636298737,41,84,8
MLIS AQR Global Relativ Value UCITSLU05621894714,11,55,6
LO Alt Risk Premia (EUR)LU1087779077neu1,3neu
Carmignac Pf Capital Cube LU1048598442neu1,3neu
WWK Select Total ReturnLU06854070401,81,23,6
MEAG FairReturn DE000A0RFJ252,61,13,1
Long-Short-Strategien mit Aktien
LOYS Global MH DE000A0H08U611,824,211,3
NORD/LB AM Aktien Deutschland LSDE000A1J3WL98,810,218,6
GAM Star Alpha Technology IE00B5BBQJ730,87,211,3
Nordea-1 Stable Equity L/S LU08264093275,35,66,8
Lupus Alpha Return RDE000A0MS7342,73,96,4
RWC Asia Absolute Alpha LU04797126885,53,87,1
Sycomore L/S Opportunities FR00103633664,83,75,4
Schroder ISF Eurp Alpha Absolut ReturnLU0995125985neu3,6neu
DNCA Invest Velador LU1209145538neu1,8neu
F&C Real Estate Equity L/S IE00B7V303964,01,42,4
Wellington Global Healthcare Long-ShortLU1169587919neu1,3neu
Pictet-Total Return-Corto EuropeLU04964427234,60,86,5
Anoba Aktiv L/SDE000A1W9CF3neu0,7neu
UI-Petrus Special SituationsLU1214677046neu0,0neu

¹ jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet);

² je höher die Jahresvolatilität (Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;

Quelle: Morningstar 

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