Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

RWE-Vorstandschef Peter Terium macht den Börsianern Hoffnung, dass es zu einer Einigung mit der Bundesregierung kommt, bei der der Steuerzahler das Restrisiko aus dem Atomausstieg trägt. Dies sorgt für positive Stimmung bei RWE-Aktionären. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Kursverlauf der RWE-Aktie

Aktientipp - RWE: Energie ist relevanter als Investmentbanking

Weil die deutschen Energiekonzerne von der Politik dereinst in die Kernenergie reingetrieben worden seien, müsse die Politik jetzt auch Mitverantwortung tragen für deren Rückbau und die Beseitigung der Altlasten, fordert RWE-Vorstandschef Peter Terium. Zusammen mit seinem E.On-Kollegen Johannes Teyssen hatte Terium bereits im Februar erste Gedankenspiele, die Kernkraftwerke und die von der Branche für deren Rückbau gebildeten Rücklagen in Höhe von 37 Milliarden Euro (zehn Milliarden Euro bei RWE) in eine staatliche Stiftung zu überführen, bei Regierungsvertretern in Berlin vorgetragen. Dort heißt es zwar, die uneingeschränkte Verantwortung und die Kosten für den sicheren Auslaufbetrieb der Kraftwerke bis 2022, deren Stilllegung und Rückbau sowie für die Zwischenlagerung des Atommülls liege bei den Energieversorgern. Diese hätten zudem keinen fertigen Plan vorgelegt und stünden auch in keinem konkreten Dialog mit der Bundesregierung. Trotzdem: Der Coup von RWE und Co. ist geglückt, die Kuh ist jetzt auf dem Eis.

Kuriose Börsenpannen

Und mit Blick auf die positive Reaktion der Börse auf den Vorstoß der beiden größten deutschen Versorger wird sie da auch nicht mehr so rasch runter kommen. Die Hoffnung, dass es zu einer Einigung mit der Bundesregierung kommt, bei der das Restrisiko aus dem Atomausstieg auf den Steuerzahler übertragen wird, regt die Fantasie der Börsianer an. Stutzig macht vor allem, dass Informationen über das Ansinnen der Energiekonzerne erst Monate nach den Besuchen von Terium und Teyssen in Berlin durchsickerten. Unter Experten aller Couleur ist längst klar, dass die gesetzlich geforderten und von den Versorgern auch gebildeten Rücklagen nicht ausreichen werden, den Atomausstieg voll zu finanzieren. Summen jenseits von 65 Milliarden Euro machen die Runde.

Paradox: Je höher die Schätzungen über die tatsächlichen Ausstiegskosten, desto mehr Hoffnungen dürfen sich RWE und Co. auf ein Entgegenkommen der Bundesregierung machen. Die Drohung mit dem eigenen Untergang funktioniert eben nicht nur bei Banken. Und in Sachen Systemrelevanz für eine Volkswirtschaft stehen Versorger gewiss vor den Banken.

Aktientipp - Krones: Trotz Insider-Verkauf attraktiv

Kursverlauf der Krones-Aktie

Für knapp eine halbe Million Euro verkauft Krombacher-Miteigentümerin Petra Schadeberg-Herrmann Aktien von Krones. Brechen nach den Verkäufen der Krones-Aufsichtsrätin schwere Zeiten für die Aktie des Abfüllanlagen-Spezialisten an? Keineswegs, denn nach den etwas schwächeren Bestellungen Ende 2013 hat sich das Geschäft zuletzt wieder belebt. Gut läuft der Verkauf in den Schwellenländern, deren Umsatzanteil im ersten Quartal von 55 auf 59 Prozent zulegte. Krones profitiert hier vom steigenden Nahrungsmittelbedarf und der damit verbundenen höheren Nachfrage nach Abfüll- und Verpackungsmaschinen. Stabil ist auch der Heimatmarkt, in dem Krones 13 Prozent des Geschäfts macht.

Im ersten Quartal verbesserte sich der Umsatz um drei Prozent auf 703 Millionen Euro, der Nettogewinn legte um elf Prozent auf 30 Millionen Euro zu. Die Bestellungen stiegen um acht Prozent auf 740 Millionen Euro. Im Gesamtjahr sollten damit 2,9 Milliarden Euro Umsatz (plus vier Prozent) drin sein. Die Gewinnmargen ziehen leicht an, niedrige Metallpreise entlasten zudem. Damit kann der Nettogewinn in diesem Jahr von 119 Millionen Euro auf rund 130 Millionen steigen. Binnen vier Jahren hätte Krones damit den Umsatz um 30 Prozent und den Gewinn um 60 Prozent erhöht. Krones verfügt aktuell über 200 Millionen Euro Barmittel, in den Büchern stehen 1,3 Milliarden Euro Eigenkapital oder 57 Prozent der Bilanzsumme. Das verschafft Raum für Zukäufe und solide Dividendenzahlungen. Die Aktie bleibt ein Favorit unter deutschen Nebenwerten.

Anleihentipp - Hochtief/ACS: Bauen auf Spanisch

Der Essener Baukonzern ist in diesem Jahr gut gestartet. Die Neuaufträge im ersten Quartal erhöhten sich um 19 Prozent. Quelle: dpa

Am mehr als zehn Milliarden Dollar teuren Megabrückenbau zwischen Hongkong und Macao ist Hochtief mit umgerechnet 780 Millionen Euro dabei. Nahe Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar, hat der Essener Baukonzern einen Großauftrag für 56 Kilometer Autobahn bekommen. In Kanada ist Hochtief bei der Sanierung des Ruskin-Staudamms dabei, im kalifornischen Anaheim bei der Erweiterung des Convention Centers. Rechnet man Währungseffekte und Unternehmensverkäufe heraus, erhöhten sich die Neuaufträge im ersten Quartal um 19 Prozent.

Operativ ist der Essener Baukonzern in diesem Jahr gut gestartet. Auf vergleichbarer Basis ist der Nettogewinn um 23 Prozent auf 53 Millionen Euro gestiegen. Bis Ende des Jahres rechnen Analysten damit, dass Hochtief aus rund 25 Milliarden Euro Umsatz gut 1,5 Milliarden operativen Gewinn (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) holt. Gemessen an den Nettoschulden von 575 Millionen Euro, ist das eine solide Relation. Die Eigenkapitalquote von 22 Prozent ist im Vergleich zu anderen Baukonzernen gut. So gesehen sind die 2,3 Prozent Jahresrendite der neuen, bis 2019 laufenden Hochtief-Anleihe kein so schlechtes Angebot.

Anleihe-Info: Hochtief/ACS
Kurs (Prozent)101,55
Kupon (Prozent)2,625
Rendite (Prozent)2,30
Laufzeit 28. Mai 2019
WährungEuro
ISINDE000A12TZ95

Allerdings, ein Investment in Hochtief – egal, ob Aktie oder Anleihe – birgt eine Unsicherheit: Der 1873 gegründete Traditionskonzern ist in der Hand des spanischen Bauriesen ACS. Der hat seit seinem Einstieg 2007 seinen Anteil schrittweise hochgeschraubt und besitzt inzwischen 59 Prozent des Aktienkapitals. Die Gefahr ist groß, dass Hochtief früher oder später als eigener Konzern von der Börse verschwindet. Hochtief könnte dann neben den Schwester-Unternehmen Leighton aus Australien, Turner und Flatiron aus den USA und Dragados aus Spanien nur als Unternehmensmarke im weltweiten ACS-Verbund erhalten bleiben, spezialisiert auf den Wachstumsmarkt Infrastrukturbau. Wer heute Anleihen von Hochtief kauft und behält, hätte dann aller Voraussicht nach Anleihen von ACS im Depot.

Mit nur zehn Prozent Eigenkapitalquote ist ACS ein schwächerer Schuldner als Hochtief allein. Allerdings kommen die Spanier beim Abbau ihres Schuldenberges dank der Integration ihrer lukrativen Töchter Hochtief und Leighton gut voran. Seit dem Einstieg bei Hochtief baute ACS die Nettoschulden um etwa zwei Drittel auf derzeit 4,6 Milliarden Euro ab.

Hochtief-ACS-Anleihen sind ein spekulatives Investment als Ergänzung in einem internationalen Anleihedepot.

Fondstipp - Agressor: Übernahmen bringen die Franzosen voran

Kursverlauf des Fonds Agressor

Frankreich ist bei internationalen Investoren eher unbeliebt. Sie irritiert das starke Abschneiden der rechtspopulistischen Partei Front National (FN) bei der Europawahl und die nur zaghaften Versuche der Regierung, die Staatsfinanzen zu sanieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Der Standardwerteindex CAC 40 hat sich trotzdem in diesem Jahr mit einem Plus von 9,5 Prozent besser entwickelt als der Dax. Seinen Höchststand aus dem Jahr 2007 hat der französische Index allerdings noch nicht wieder erreicht. Fondsmanager Damien Lanternier von der Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier aus Paris hält die Lage in seiner Heimat nicht für dramatisch. „Reformen sind in Frankreich nur mit einer linken Regierung möglich, und der FN wird bei den Entscheidungen keine Rolle spielen, weil er keine Partner findet.“

Dass Maßnahmen der Europäischen Zentralbank Frankreich viel bringen, erwartet er nicht: „Wir benötigen nicht noch mehr billiges Geld, sondern Kostensenkungen und mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt.“

Lanternier kann für den Fonds europaweit investieren. Er sucht nach Unternehmen, die finanziell gesund sind und einen soliden Cash-Flow erzielen. Dabei achtet er auf ein Management, dem er zutraut, die Margen zu verbessern. Häufig wird er in seiner Heimat fündig. Französische Aktien haben in dem Portfolio einen hohen Anteil von 57 Prozent. Einer seiner Neuzugänge ist der Kabelhersteller Nexans, dessen CEO er zutraut, Wettbewerbsnachteile gegenüber dem italienischen Konkurrenten Prysmian abzubauen. Der Fondskurs hat zuletzt von Übernahmeangeboten profitiert.

Die zum Fonds gehörende Numericable hat seit der Ankündigung, dass sie den zweitgrößten französischen Mobilfunkanbieter SFR für 17 Milliarden Euro kaufen will, 50 Prozent zugelegt. „Der Zusammenschluss bringt milliardenschwere Synergien im umkämpften Telekommarkt“, sagt Lanternier. Auch die zum Fonds gehörenden Aktien des Schiffsausrüsters Bourbon und der IT-Beratung Steria stiegen nach Übernahmeofferten. Mit dem Luxusgüterkonzern Kering (früher PPR) setzt der Experte auf einen stärkeren Konsum in Schwellenländern.

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