Aktientipp - RWE: Energie ist relevanter als Investmentbanking
Weil die deutschen Energiekonzerne von der Politik dereinst in die Kernenergie reingetrieben worden seien, müsse die Politik jetzt auch Mitverantwortung tragen für deren Rückbau und die Beseitigung der Altlasten, fordert RWE-Vorstandschef Peter Terium. Zusammen mit seinem E.On-Kollegen Johannes Teyssen hatte Terium bereits im Februar erste Gedankenspiele, die Kernkraftwerke und die von der Branche für deren Rückbau gebildeten Rücklagen in Höhe von 37 Milliarden Euro (zehn Milliarden Euro bei RWE) in eine staatliche Stiftung zu überführen, bei Regierungsvertretern in Berlin vorgetragen. Dort heißt es zwar, die uneingeschränkte Verantwortung und die Kosten für den sicheren Auslaufbetrieb der Kraftwerke bis 2022, deren Stilllegung und Rückbau sowie für die Zwischenlagerung des Atommülls liege bei den Energieversorgern. Diese hätten zudem keinen fertigen Plan vorgelegt und stünden auch in keinem konkreten Dialog mit der Bundesregierung. Trotzdem: Der Coup von RWE und Co. ist geglückt, die Kuh ist jetzt auf dem Eis.
Kuriose Börsenpannen
Fast 45 Minuten konnten am 29. Oktober 2013 an der US-Börse Nasdaq einige Indexstände nicht übermittelt werden. Wegen der fehlenden Daten wurde der Optionshandel vorübergehend ausgesetzt. Als Grund für die Panne nannte der Betreiber menschliches Versagen: Durch einen Bedienfehler seien Störungen in der Datenübertragung entstanden.
Wegen technischer Probleme hat die Derivate-Börse Eurex den Handel am Morgen des 26.8.2013 vorübergehend gestoppt. "Die Aussetzung wurde durch eine fehlerhafte Zeit-Synchronisierung im System verursacht", teilte die Tochter der Deutschen Börse mit. Aus diesem Grund sei der Handel zwischen 08:20 und 09:20 Uhr (MESZ) angehalten und sämtliche Produkte auf den Stand vor Börseneröffnung zurückgesetzt worden.
Eine technische Panne hat die US-Technologiebörse Nasdaq am 22. August 2013 für mehrere Stunden lahmgelegt. Grund für den Knock out sei ein Softwareproblem gewesen, teilte der Börsenbetreiber Nasdaq OMX mit. Die Übermittlung von Kursdaten an die New Yorker Börse an der Wall Street war offenbar zusammengebrochen. Auch der Optionshandel wurde bis auf weiteres ausgesetzt. Erst nach rund dreistündiger Zwangspause konnte die Börse den Handel mit den Papieren von Technologiefirmen wie Apple, Facebook, Microsoft oder Google wiederaufnehmen. Die Nasdaq rechnet aber bisher nicht mit Schadenersatz- oder Haftungsansprüchen.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat am 21. August 2013 versehentlich eine riesige Menge von Optionsgeschäften getätigt. Die irrtümlichen Orders wurden kurz nach Handelseröffnung aufgegeben und betrafen Optionen auf Aktien, deren Börsensymbole mit den Buchstaben H bis L beginnen. Eine mit den Problemen vertraute Person, die nicht namentlich genannt werden wollte, führte die fehlerhaften Aufträge auf eine Computerpanne zurück. Diese habe dazu geführt, dass bloße Interessensbekundungen an den Optionen irrtümlich als Orders an die Handelsplätze versandt worden seien. Möglicherweise drohe Goldman Sachs ein Verlust in Millionenhöhe.
Ein Aktienhändler der UBS handelte durch Eingabe zu vieler Nullen im Januar 1999 innerhalb von zwei Minuten zehn Millionen Aktien der Pharmafirma Roche, von den aber überhaupt nur sieben Millionen Stück existierten. Das Handelsvolumen überstieg die Marktkapitalisierung von Roche um knapp die Hälfte. Den Verkauf versuchte er durch eigene Kauforders rückgängig zu machen. 2001 verkaufte ein Händler der Investmentbank Lehman Brothers aus Versehen immer hundertmal mehr Aktien als er wollte – vor allem von Schwergewichten wie AstraZeneca und BP – und vernichtete so zeitweise 30 Milliarden Pfund an Börsenwert.
Im Dezember 2001 begleitete UBS Warburg den Verkauf neuer Aktien des japanischen Unternehmens Dentsu. Ein Händler vertippte sich und verkaufte statt 16 Dentsu-Aktien zu 600.000 Yen gleich 610.000 Aktien zu 6 Yen an. Schnell verkaufte die UBS so 64.915 Aktien, was etwa der Hälfte des Emissionsvolumens entspricht. Die UBS verlor so 100 Millionen Dollar, weil sie die Aktien selbst zum Marktpreis kaufen musste, um die Käufer mit den Papieren zu versorgen.
Ein Händler von Bear Stearns verkaufte im Oktober 2002 Aktien für vier Milliarden Dollar anstelle von vier Millionen. Bevor der Vertipper auffiel, gingen bereits Wertpapiere im Wert vom 600 Millionen Dollar an neue Besitzer. Der Leitindex Dow Jones sank dadurch um 2,3 Prozent.
Der Hochfrequenzhandel war für den "Flash Crash" an der Wall Street verantwortlich, als sich im Mai 2010 durch einen blitzartigen Kurseinbruch aus heiterem Himmel binnen Minuten fast eine Billion Dollar Marktwert in Luft auflöste. Einige Aktien verloren in der kurzen Zeitspanne rund die Hälfte ihres Wertes. Schon davor hatte es Kritik gegeben an den immer schnelleren Börsengeschäften über Computersysteme. Beim sogenannten Hochfrequenzhandel werden tausende Transaktionen binnen Millisekunden durch Computer ausgelöst.
Ende Juni 2010 fielen die Aktien der Citigroup nach Massenverkäufen durch elektronische Handelssysteme zeitweise um17 Prozent. Da die US-Börsenaufsicht SEC nach dem „Flash Crash im Mai zuvor beschlossen hatte, Aktien aus dem Index S&P 500 vom Handel auszusetzen, sofern diese innerhalb von fünf Minuten mehr als zehn Prozent fallen oder steigen, stoppte diese Sicherungssystem den Kursrutsch. Fünf Minuten stoppte der Handel, dann beruhigte sich die Lage. Den Handelstag beendete die Citigroup-Aktie sieben Prozent im Minus.
Noch vor Facebook gab es einen weiteren verpatzten Börsengang: Die Erstnotiz der drittgrößten US-Börse BATS Global Markets Ende März 2012 endete mit einem Totalschaden. Die Aktien sollten auf der eigenen Handelsplattform ihr Börsendebüt feiern, aber die neuen BATS-Aktien sackten binnen Minuten von 16 Dollar auf unter einen Cent. Als Schuldige wurde eine neue Software ausgemacht. BATS musste falschen Transaktionen zurücknehmen - und nahm die eigenen Aktien nach dem peinlichen Vorfall gleich mit von der Börse.
Als das 900 Millionen Nutzer starke Social-Media-Portal im Mai 2012 den Sprung an die Börse wagte, bekam die Erfolgsstory deutliche Risse. Nach gravierenden Pannen im Handelssystem der Technologiebörse Nasdaq in New York stürzte der Kurs des Börsenneulings rapide in die Tiefe. Beteiligte Firmen erlitten hohe Millionen-Verluste, etliche fordern von der Nasdaq Schadenersatz. Die Schweizer Großbank UBS, die beim Facebook-Börsengang 349 Millionen Franken (290 Millionen Euro) verlor, drohte bereits mit einer Klage gegen die Börse.
Am 31. Juli 2012 versetzte eine fehlerhafte Handelssoftware versetzte Wertpapierhändler und Anleger an der Wall Street in Aufruhr: In den ersten 45 Minuten des Handelstages verzeichneten rund 150 Aktientitel so hohe Umsätze wie sonst an einem ganzen Tag. Die Folge waren heftige Preisschwankungen, und fünf Aktien mussten sogar ganz aus dem Handel genommen werden. Das Börsenhandelshaus Knight Capital räumte ein, Probleme mit seinen computergestützten Systemen seien dafür verantwortlich. Ein neues Handelsprogramm hatte die Börse mit fehlerhaften Handelsaufträgen geflutet. Knight Capital verbuchte durch die viel zu teuer gekauften Aktien einen Verlust von rund 440 Millionen Dollar.
Kurz nach dem Handelsstart im April 2014 an der Technologiebörse Nasdaq schossen die Aktien des Lebensmittelherstellers Kraft Foods binnen einer Minute um satte 30 Prozent nach oben, von 45 auf mehr als 58 Dollar. Die Nasdaq verneinte Probleme mit ihrer Handelsplattform und machte einen Börsenmakler als Verursacher aus. Laut "Financial Times" hatte ein Handelsprogramm irrtümlich versucht, 30.000 Kraft-Aktien binnen kürzester Zeit zu ordern. Die Nasdaq und andere betroffene Börsen erklärten nach einer Untersuchung der Kursbewegungen die fragwürdigen Transaktionen oberhalb eines Kurses von 47,82 Dollar für ungültig. Der Fehler ereignete sich nur einen Tag, nachdem Kraft Foods sich aufgespalten und sein Geschäft mit Snacks außerhalb der USA unter dem Namen Mondelez International als eigenständige Aktie an die Nasdaq gebracht hatte.
Und mit Blick auf die positive Reaktion der Börse auf den Vorstoß der beiden größten deutschen Versorger wird sie da auch nicht mehr so rasch runter kommen. Die Hoffnung, dass es zu einer Einigung mit der Bundesregierung kommt, bei der das Restrisiko aus dem Atomausstieg auf den Steuerzahler übertragen wird, regt die Fantasie der Börsianer an. Stutzig macht vor allem, dass Informationen über das Ansinnen der Energiekonzerne erst Monate nach den Besuchen von Terium und Teyssen in Berlin durchsickerten. Unter Experten aller Couleur ist längst klar, dass die gesetzlich geforderten und von den Versorgern auch gebildeten Rücklagen nicht ausreichen werden, den Atomausstieg voll zu finanzieren. Summen jenseits von 65 Milliarden Euro machen die Runde.
Paradox: Je höher die Schätzungen über die tatsächlichen Ausstiegskosten, desto mehr Hoffnungen dürfen sich RWE und Co. auf ein Entgegenkommen der Bundesregierung machen. Die Drohung mit dem eigenen Untergang funktioniert eben nicht nur bei Banken. Und in Sachen Systemrelevanz für eine Volkswirtschaft stehen Versorger gewiss vor den Banken.
Aktientipp - Krones: Trotz Insider-Verkauf attraktiv
Für knapp eine halbe Million Euro verkauft Krombacher-Miteigentümerin Petra Schadeberg-Herrmann Aktien von Krones. Brechen nach den Verkäufen der Krones-Aufsichtsrätin schwere Zeiten für die Aktie des Abfüllanlagen-Spezialisten an? Keineswegs, denn nach den etwas schwächeren Bestellungen Ende 2013 hat sich das Geschäft zuletzt wieder belebt. Gut läuft der Verkauf in den Schwellenländern, deren Umsatzanteil im ersten Quartal von 55 auf 59 Prozent zulegte. Krones profitiert hier vom steigenden Nahrungsmittelbedarf und der damit verbundenen höheren Nachfrage nach Abfüll- und Verpackungsmaschinen. Stabil ist auch der Heimatmarkt, in dem Krones 13 Prozent des Geschäfts macht.
Im ersten Quartal verbesserte sich der Umsatz um drei Prozent auf 703 Millionen Euro, der Nettogewinn legte um elf Prozent auf 30 Millionen Euro zu. Die Bestellungen stiegen um acht Prozent auf 740 Millionen Euro. Im Gesamtjahr sollten damit 2,9 Milliarden Euro Umsatz (plus vier Prozent) drin sein. Die Gewinnmargen ziehen leicht an, niedrige Metallpreise entlasten zudem. Damit kann der Nettogewinn in diesem Jahr von 119 Millionen Euro auf rund 130 Millionen steigen. Binnen vier Jahren hätte Krones damit den Umsatz um 30 Prozent und den Gewinn um 60 Prozent erhöht. Krones verfügt aktuell über 200 Millionen Euro Barmittel, in den Büchern stehen 1,3 Milliarden Euro Eigenkapital oder 57 Prozent der Bilanzsumme. Das verschafft Raum für Zukäufe und solide Dividendenzahlungen. Die Aktie bleibt ein Favorit unter deutschen Nebenwerten.
Anleihentipp - Hochtief/ACS: Bauen auf Spanisch
Am mehr als zehn Milliarden Dollar teuren Megabrückenbau zwischen Hongkong und Macao ist Hochtief mit umgerechnet 780 Millionen Euro dabei. Nahe Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar, hat der Essener Baukonzern einen Großauftrag für 56 Kilometer Autobahn bekommen. In Kanada ist Hochtief bei der Sanierung des Ruskin-Staudamms dabei, im kalifornischen Anaheim bei der Erweiterung des Convention Centers. Rechnet man Währungseffekte und Unternehmensverkäufe heraus, erhöhten sich die Neuaufträge im ersten Quartal um 19 Prozent.
Operativ ist der Essener Baukonzern in diesem Jahr gut gestartet. Auf vergleichbarer Basis ist der Nettogewinn um 23 Prozent auf 53 Millionen Euro gestiegen. Bis Ende des Jahres rechnen Analysten damit, dass Hochtief aus rund 25 Milliarden Euro Umsatz gut 1,5 Milliarden operativen Gewinn (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) holt. Gemessen an den Nettoschulden von 575 Millionen Euro, ist das eine solide Relation. Die Eigenkapitalquote von 22 Prozent ist im Vergleich zu anderen Baukonzernen gut. So gesehen sind die 2,3 Prozent Jahresrendite der neuen, bis 2019 laufenden Hochtief-Anleihe kein so schlechtes Angebot.
Anleihe-Info: Hochtief/ACS | |
Kurs (Prozent) | 101,55 |
Kupon (Prozent) | 2,625 |
Rendite (Prozent) | 2,30 |
Laufzeit | 28. Mai 2019 |
Währung | Euro |
ISIN | DE000A12TZ95 |
Allerdings, ein Investment in Hochtief – egal, ob Aktie oder Anleihe – birgt eine Unsicherheit: Der 1873 gegründete Traditionskonzern ist in der Hand des spanischen Bauriesen ACS. Der hat seit seinem Einstieg 2007 seinen Anteil schrittweise hochgeschraubt und besitzt inzwischen 59 Prozent des Aktienkapitals. Die Gefahr ist groß, dass Hochtief früher oder später als eigener Konzern von der Börse verschwindet. Hochtief könnte dann neben den Schwester-Unternehmen Leighton aus Australien, Turner und Flatiron aus den USA und Dragados aus Spanien nur als Unternehmensmarke im weltweiten ACS-Verbund erhalten bleiben, spezialisiert auf den Wachstumsmarkt Infrastrukturbau. Wer heute Anleihen von Hochtief kauft und behält, hätte dann aller Voraussicht nach Anleihen von ACS im Depot.
Mit nur zehn Prozent Eigenkapitalquote ist ACS ein schwächerer Schuldner als Hochtief allein. Allerdings kommen die Spanier beim Abbau ihres Schuldenberges dank der Integration ihrer lukrativen Töchter Hochtief und Leighton gut voran. Seit dem Einstieg bei Hochtief baute ACS die Nettoschulden um etwa zwei Drittel auf derzeit 4,6 Milliarden Euro ab.
Hochtief-ACS-Anleihen sind ein spekulatives Investment als Ergänzung in einem internationalen Anleihedepot.
Fondstipp - Agressor: Übernahmen bringen die Franzosen voran
Frankreich ist bei internationalen Investoren eher unbeliebt. Sie irritiert das starke Abschneiden der rechtspopulistischen Partei Front National (FN) bei der Europawahl und die nur zaghaften Versuche der Regierung, die Staatsfinanzen zu sanieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Der Standardwerteindex CAC 40 hat sich trotzdem in diesem Jahr mit einem Plus von 9,5 Prozent besser entwickelt als der Dax. Seinen Höchststand aus dem Jahr 2007 hat der französische Index allerdings noch nicht wieder erreicht. Fondsmanager Damien Lanternier von der Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier aus Paris hält die Lage in seiner Heimat nicht für dramatisch. „Reformen sind in Frankreich nur mit einer linken Regierung möglich, und der FN wird bei den Entscheidungen keine Rolle spielen, weil er keine Partner findet.“
Dass Maßnahmen der Europäischen Zentralbank Frankreich viel bringen, erwartet er nicht: „Wir benötigen nicht noch mehr billiges Geld, sondern Kostensenkungen und mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt.“
Lanternier kann für den Fonds europaweit investieren. Er sucht nach Unternehmen, die finanziell gesund sind und einen soliden Cash-Flow erzielen. Dabei achtet er auf ein Management, dem er zutraut, die Margen zu verbessern. Häufig wird er in seiner Heimat fündig. Französische Aktien haben in dem Portfolio einen hohen Anteil von 57 Prozent. Einer seiner Neuzugänge ist der Kabelhersteller Nexans, dessen CEO er zutraut, Wettbewerbsnachteile gegenüber dem italienischen Konkurrenten Prysmian abzubauen. Der Fondskurs hat zuletzt von Übernahmeangeboten profitiert.
Die zum Fonds gehörende Numericable hat seit der Ankündigung, dass sie den zweitgrößten französischen Mobilfunkanbieter SFR für 17 Milliarden Euro kaufen will, 50 Prozent zugelegt. „Der Zusammenschluss bringt milliardenschwere Synergien im umkämpften Telekommarkt“, sagt Lanternier. Auch die zum Fonds gehörenden Aktien des Schiffsausrüsters Bourbon und der IT-Beratung Steria stiegen nach Übernahmeofferten. Mit dem Luxusgüterkonzern Kering (früher PPR) setzt der Experte auf einen stärkeren Konsum in Schwellenländern.