Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Die Kosten für den Ausbau der Produktionsfläche drückte den Aktienkurs des Fahrzeugsitzhersteller Grammer um 30 Prozent. Für 2015 ist mit einem Gewinnschub zu rechnen, der sich auch im Aktienkurs widerspiegeln könnte. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Anlagetipp der Woche: Grammer

Aktientipp: Grammer - Sitz-Fabriken für den nächsten Gewinnschub

Grammer-Aktien verloren binnen drei Monaten an die 30 Prozent, weil Banken in diesem Jahr mit schwächeren Erträgen des S-Dax-Unternehmens rechnen. Verantwortlich dafür sind Kosten für den Ausbau der Produktion. In den Werken in Tschechien startet Fahrzeugsitz- und Interieurhersteller Grammer mehr als 100 neue Produktionslinien. In Tupelo im amerikanischen Bundesstaat Mississippi wurde eine neue Fabrik eröffnet; in Mexiko werden die Kapazitäten erweitert; in Peking beginnt Grammer die Produktion für Daimlers C-Klasse. Insgesamt wird Grammer seine Produktionsfläche um 100.000 Quadratmeter erweitern. Der in Aussicht gestellte Umsatzanstieg von 1,25 Milliarden auf mehr als 1,3 Milliarden Euro sollte kein Problem sein.

Bilanzbegriffe und was sie bedeuten

Im ersten Halbjahr erzielte das Unternehmen aus dem oberpfälzischen Amberg 670 Millionen Euro Umsatz, plus vier Prozent. Da im zweiten Halbjahr aller Voraussicht nach der Euro nicht mehr so stark sein wird wie im ersten, verringern sich die Währungsbelastungen. Dass Grammer schon bis zum 30. Juni mit 18 Millionen Euro Nettogewinn trotz Expansion um sechs Prozent zulegte, ist ein gutes Vorzeichen für 2014. Wenn zu den im ersten Halbjahr erzielten 1,67 Euro Reingewinn je Aktie im zweiten Halbjahr nur 1,50 Euro dazukämen, wären das rund 3,20 Euro für 2014. Damit hätte die Grammer-Aktie eine günstige Gewinnbewertung (KGV 2014) um zehn. Und weil sich ab 2015 die Kosten für die Expansion verringern, rechnen dann auch Bankanalysten bei Grammer mit einem Gewinnschub.

Anleihentipp: Norwegen - In Energie investieren

Die Angst vor einer möglichen Reduzierung russischer Gaslieferungen oder sogar vor ihrem Ausfall stärkt derzeit die Rolle eines europäischen Landes ganz besonders: die von Norwegen. Das Land ist fünftgrößter Ölproduzent weltweit und bei der Erdgasversorgung Europas zweitwichtigster Lieferant hinter Russland.

Für Anleiheanleger ist Norwegen derzeit aus zwei Gründen interessant: Erstens trägt die substanzielle Bedeutung Norwegens bei der europäischen Energieversorgung zur langfristigen Stabilität der norwegischen Wirtschaft bei. Zweitens wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Landeswährung, die norwegische Krone, an Wert gewinnt; vor allem jetzt, da der Euro durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zusätzlich gedrückt wird. Dass Norwegen wie die Bundesrepublik ein AAA-Top-Rating hat und dennoch für langfristige Staatsanleihen 1,4 Prozentpunkte pro Jahr mehr als der Bund bietet, macht Staatspapiere in Kronen zu einem Basisinvestment. Eine Krone ist derzeit 12,1 Euro-Cent wert.

Schon im Frühjahr lief die norwegische Wirtschaft mit 1,2 Prozent Wachstum wesentlich dynamischer als die stagnierende Konjunktur in der Euro-Zone. Kein Wunder, mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung speist sich aus dem Export von Öl und Gas.

Anleihetipp: Norwegen
Kurs (%)105,52
Kupon (%)3,00
Rendite (%)2,34
Laufzeit bis14. März 2024
WährungNorwegische Krone
ISINNO0010705536

Dabei hat das Energiegeschäft noch einen zusätzlichen Vorteil: Der Erlös daraus fließt in einen Staatsfonds, der seit seiner Auflegung im Jahr 1990 mittlerweile auf 880 Milliarden Dollar angewachsen ist. Bis 2020 wollen die Norweger auf diese Weise mehr als 1100 Milliarden Dollar ansammeln. Der Staatsfonds hat drei wichtige Funktionen: die Altersvorsorge der Norweger zu sichern, eventuelle Konjunkturschwächen mithilfe von Investitionen auszugleichen und generell für die Zeit nach dem Öl- und Gasboom vorzusorgen. Seit Jahren geht in Norwegen die Angst um, dass mit einem Ende der fossilen Brennstoffe auch der Wohlstand des Landes zusammenbrechen könnte.

Diese Sorge ist allerdings theoretisch. Norwegen verfügt derzeit über Reserven von 13,6 Milliarden Kubikmeter Öl- und Gasäquivalent. Bei der aktuellen Jahresförderung von rund 220 Millionen Kubikmetern würde schon das für gut 60 Jahre reichen. Neue, riesige Vorkommen, die derzeit im Nordpolarmeer erforscht werden, sind hier noch gar nicht eingerechnet. Dank zahlreicher Stauseen ist das Land zudem beim Strom aus Wasserkraft führend. Und es ist bereits absehbar, dass als nächstes Wachstumsgebiet die Erzeugung von Windkraft ausgebaut wird.

Fondstipp: Invesco Asia Balanced - Börsen feiern Politiker und deren Reformeifer

Die Begeisterung in Indien nach der Wahl des als reformstark geltenden Premierministers Narendra Modi hat jetzt bei Wahlen zu den Landesparlamenten einen Dämpfer erhalten. Von Börsianern bekam Modi aber Vorschusslorbeeren, nachdem er das Kabinett auf 45 Minister fast halbiert hat und höhere Infrastruktur-Ausgaben ankündigte. Indiens Exporte steigen leicht, die Inflationsrate sinkt. Aber den Indern geht das nicht schnell genug. Seine Partei bekam jetzt nicht einmal die Hälfte der bisherigen Sitze. Der indische Aktienmarkt fiel auf den Stand von Mitte August. Mit mehr als 30 Prozent plus seit Jahresbeginn gehört er zusammen mit Indonesien und Vietnam noch immer zu den Top-Performern. 2014 hatte nicht gut angefangen. Währungsverluste, weil Investoren höhere US-Anleiherenditen bevorzugten, das schwächere chinesische Wachstum, die Unsicherheit durch Wahlen in Indien und Indonesien sowie ein Putsch in Thailand schreckten Investoren ab.

Ab Mai aber stiegen die Kurse rasant. Mit dem Zwölffachen der für 2014 erwarteten Gewinne ist die Region Asien ohne Japan an der Börse aber noch nicht teuer. Das Wirtschaftswachstum von im Schnitt 6,2 Prozent ist im Vergleich zum Rest der Welt eindrucksvoll. Der asiatische Investmentchef von Invesco, Paul Chan, erwartet, dass die regionale Zusammenarbeit steigt. Thailand hat jüngst dem Bau einer Eisenbahn-Schnellstrecke zugestimmt, die von Südwestchina bis Singapur reicht. Durch die Zusammenarbeit der Börsen Hongkong und Shanghai werden sich bestehende Kursunterschiede an den Märkten verringern, Chinesen können künftig auch in die in Hongkong notierten Aktien investieren.

Fondsmanager Frankie Tai steckt die Gelder des Invesco Asia Balanced derzeit zu 60 Prozent in Aktien und zu rund 40 Prozent in Zinspapiere.

Die größten Bond-Positionen sind philippinische und indonesische Dollar-Staatspapiere mit Renditen von 3,8 und 5,3 Prozent. Stärkste Aktienpositionen sind taiwanesische Technologieunternehmen, gefolgt von australischen, chinesischen und thailändischen Titeln. Dividendenrenditen zwischen 3,0 und 4,5 Prozent machen sie für Tai attraktiv.

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