Aktientipp: Grammer - Sitz-Fabriken für den nächsten Gewinnschub
Grammer-Aktien verloren binnen drei Monaten an die 30 Prozent, weil Banken in diesem Jahr mit schwächeren Erträgen des S-Dax-Unternehmens rechnen. Verantwortlich dafür sind Kosten für den Ausbau der Produktion. In den Werken in Tschechien startet Fahrzeugsitz- und Interieurhersteller Grammer mehr als 100 neue Produktionslinien. In Tupelo im amerikanischen Bundesstaat Mississippi wurde eine neue Fabrik eröffnet; in Mexiko werden die Kapazitäten erweitert; in Peking beginnt Grammer die Produktion für Daimlers C-Klasse. Insgesamt wird Grammer seine Produktionsfläche um 100.000 Quadratmeter erweitern. Der in Aussicht gestellte Umsatzanstieg von 1,25 Milliarden auf mehr als 1,3 Milliarden Euro sollte kein Problem sein.
Bilanzbegriffe und was sie bedeuten
HGB steht für Handelsgesetzbuch. Nach dessen Vorschriften müssen Unternehmen in Deutschland ihren Jahresabschluss vorlegen. Der Abschluss nach HGB ist für die auszuschüttenden Dividenden und die Steuerrechnung maßgeblich. Die internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS, nach denen große Kapitalgesellschaften ihre Konzernbilanz aufstellen müssen, orientieren sich eher an den amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften nach US-GAAP. Die internationalen Regeln machen Konzernabschlüsse grundsätzlich besser vergleichbar, folgen aber anderen Grundsätzen, zum Beispiel bei der Bewertung von Unternehmenskäufen oder anderen Vermögenswerten. Leider werden die IFRS-Regeln deutlich häufiger vom International Accounting Standards Board (IASB) geändert, als dies bei den HGB-Vorschriften im deutschen Rechtsystem der Fall ist.
Die in eine Unternehmung eingebrachten (investierten), auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesenen Vermögenswerte, vor allem Grundstücke, Gebäude, Maschinen und maschinelle Anlagen, Beteiligungen, Vorräte, Forderungen etc. Grundsätzlich sind die Unternehmen verpflichtet, entgeltlich erworbene Vermögenswerte zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten zu aktivieren. Der Wertminderung unterliegende Vermögensteile müssen während ihrer Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Die Aktivseite informiert über die Mittelverwendung, also in welchen Werten das beschaffte Kapital investiert ist. Aus der Zusammensetzung der Aktivseite können – begrenzt – Schlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Unternehmung gezogen werden, bei Gegenüberstellung zur Passivseite gegebenenfalls auch auf die Zahlungsbereitschaft.
Die auf der rechten Seite der Bilanz stehenden Bilanzpositionen, im Wesentlichen Eigenkapital und Verbindlichkeiten. Die Passivseite der Bilanz zeigt die Quellen, aus denen ein Unternehmen finanziert wird.
Die Umsatzrendite beschreibt das Verhältnis von Gewinn und Umsatz eines Unternehmens. Sie beschreibt, welchen Teil des Umsatzes das Unternehmen als Gewinn verbuchen kann. Der Gewinn eines Unternehmens ist jedoch Schwankungen unterworfen (z.B. Branchenabhängigkeit, Produktabhängigkeit), die eine genaue Bestimmung der Rentabilität erschweren können. Die Umsatzrendite eignet sich vor allem für unternehmensinterne Vergleiche. Sie gibt Aufschluss darüber, welche Rendite die verschiedenen Geschäftsbereiche eines Konzerns erwirtschaftet haben.
Der Bestand an Kapital einer Unternehmung kann aus zwei Quellen zugeführt worden sein: Vermögen der Eigentümer durch: Einzahlung der Unternehmer, Einbehaltung angefallener Gewinne, also Selbstfinanzierung; Vermögen Dritter. Eigenkapital in weitester Deutung sind sämtliche den Gläubigern einer Unternehmung haftenden Mittel, also auch z.B. das Privatvermögen eines voll haftenden Gesellschafters. In engerer Fassung wird unter Eigenkapital das bilanzielle Eigenkapital verstanden, das als Residualgröße aus den übrigen Positionen der Bilanz ermittelt werden kann, wodurch sich die Abhängigkeit des Kapitalausweises von den Bewertungen der Bilanzposten erklärt. Rechnerisch ergibt sich seine Höhe aus der Gleichung: Eigenkapital = Vermögen (Aktivseite der Bilanz) – Schulden – Einlageneinbehaltene Gewinne – Entnahmen – eingetretene Verluste
Die Eigenkapitalquote beschreibt die Beziehung zwischen Eigen- und Gesamtkapital. Dazu wird das auf der Passiva-Seite einer Bilanz ausgewiesene Kapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt. Je mehr Eigenkapital ein Unternehmen zur Verfügung hat, desto besser ist in der Regel die Bonität eines Unternehmens, desto höher ist die finanzielle Stabilität und desto unabhängiger ist das Unternehmen von Fremdkapitalgebern. Da Eigenkapital jedoch teurer ist als Fremdkapital belastet eine hohe Eigenkapitalquote die Rendite auf das eingesetzte Kapital.
Als Dividende bezeichnet man den Anteil am Gewinn, der je Aktie vom Unternehmen ausgeschüttet wird. Die Hauptversammlung beschließt nach dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat über die Höhe. Die Dividende ist immer vom Bilanzgewinn abhängig und kann daher schwanken oder auch ganz ausfallen, etwa wenn die Ertragslage schlecht ist. Sie kann sogar aus den Rücklagen finanziert werden, wenn die Unternehmensgewinne nicht ausreichen.
Die Equity-Methode kommt bei der Bilanzierung von Unternehmensbeteiligungen zum Einsatz, an denen der Konzern weniger als 50 Prozent der Anteile hält. Dabei wird der Umfang der Beteiligung am Eigenkapital der Beteiligungsgesellschaft als Grundlage genommen, um den bilanziellen Anteil an Vermögenswerten in der Konzernbilanz abzubilden. Die wesentliche Größe ist dabei der anteilige Anspruch auf den Gewinn, der dem Konzern aus der Beteiligung zusteht. 100-prozentige Tochterunternehmen sind in einer Konzernbilanz hingegen unsichtbar, weil sie in den regulären Bilanzposten enthalten sind.
Während nach HGB in vielen Fällen die Anschaffungskosten von Finanz- und Sachanlagen in die Bilanz einflossen, fordert die Bilanzierung nach IFRS vorrangig eine Bewertung, die sich an den Marktpreisen orientiert. Existiert für diese Vermögenswerte kein Markt, wird der Bar- oder Zeitwert einer Vermögensposition durch die abgezinsten, monetären Vorteile, die dem Konzern bis weit in die Zukunft daraus erwachsen, durch finanzmathematische Verfahren und aufgrund von Schätzungen im Finanzplan ermittelt. Diese Bewertung nach Fair Value soll ein realistischeres Bild von Vermögenswerten liefern, als die puren Anschaffungspreise.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Latente Steuern sind noch nicht entstandene Steuervor- und nachteile. Zumeist sind sie in nennenswerter Höhe unter den Aktiva einer Bilanz zu finden. Dabei handelt es sich überwiegend um sogenannte Verlustvorträge, die einer Steuerersparnis entsprechen. Macht ein Unternehmen Verlust, erwartet aber in Zukunft wieder Gewinne, können die bereits entstandenen Verluste die Steuerlast in den kommenden Jahren mindern. Die dann zu erwartende Steuerersparnis können Konzerne laut IFRS als Vermögenswert in der Bilanz ansetzen. Diese verbessern das Konzernergebnis, obwohl sie davon abhängen, dass ein Unternehmen den Weg in geplantem Umfang zurück in die Gewinnzone schafft. Passive latente Steuern sind entsprechend Steuerschulden, die erst in der Zukunft entstehen. Macht ein Konzern Verlust, bilanziert aber keine aktiven latenten Steuern, bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Wirtschaftsprüfer nicht an einen Rückkehr in die Gewinnzone glaubt.
Im Zuge einer Unternehmenssanierung trennen sich Konzerne oftmals von ganzen Geschäftsbereichen. Um dem Leser einer Bilanz möglichst große Transparenz zu bieten, werden zum Verkauf stehende Geschäftsbereiche gesondert in der Bilanz aufgeführt. Damit wird die Bilanz um Unternehmensteile bereinigt, die in Zukunft wegfallen sollen. Gelingt der Verkauf jedoch nicht, kann das aber auch revidiert werden. Dann fließen die Bilanzgrößen der nicht fortgeführten Geschäftsbereiche zurück in die Bilanz.
Kapital- und Gewinnrücklage unterscheiden sich in der Art ihrer Entstehung. Die Gewinnrücklage speist sich aus den Jahresüberschüssen der Vorjahre und sind quasi das Sparschwein eines Unternehmens. Die Kapitalrücklage hingegen speist sich aus Einzahlungen der Gesellschafter. Insbesondere für Mittelständler sind Kapitalrücklagen ein Steuersparmodell für die Eigentümer. Wie eine Schenkung an das Unternehmen lassen sich Gelder in der Bilanz parken, auf Beschluss der Eigentümer und er Geschäftsführung jedoch auch wieder auflösen. Aktienrückkäufe, wie sie zur Kurspflege derzeit bei vielen Börsenunternehmen beliebt sind, speisen sich zumeist aus Gewinn- und Kapitalrücklagen. Werden sie aus dem Handel genommen, senken sie in Höhe ihres Nominalwertes das gezeichnete Kapital, dass unter den Passiva zum Eigenkapital des Konzerns zählt.
Hinter den sperrigen Begriffen verbirgt sich nichts anderes, als das flüssige Geld in der Unternehmenskasse. Hierzu zählen insbesondere die jederzeit verfügbaren liquiden Mittel auf Firmenkonten, aber auch andere Zahlungsmittel breiter Akzeptanz, zum Beispiel Goldmünzen, oder Wertpapiere.
Im ersten Halbjahr erzielte das Unternehmen aus dem oberpfälzischen Amberg 670 Millionen Euro Umsatz, plus vier Prozent. Da im zweiten Halbjahr aller Voraussicht nach der Euro nicht mehr so stark sein wird wie im ersten, verringern sich die Währungsbelastungen. Dass Grammer schon bis zum 30. Juni mit 18 Millionen Euro Nettogewinn trotz Expansion um sechs Prozent zulegte, ist ein gutes Vorzeichen für 2014. Wenn zu den im ersten Halbjahr erzielten 1,67 Euro Reingewinn je Aktie im zweiten Halbjahr nur 1,50 Euro dazukämen, wären das rund 3,20 Euro für 2014. Damit hätte die Grammer-Aktie eine günstige Gewinnbewertung (KGV 2014) um zehn. Und weil sich ab 2015 die Kosten für die Expansion verringern, rechnen dann auch Bankanalysten bei Grammer mit einem Gewinnschub.
Anleihentipp: Norwegen - In Energie investieren
Die Angst vor einer möglichen Reduzierung russischer Gaslieferungen oder sogar vor ihrem Ausfall stärkt derzeit die Rolle eines europäischen Landes ganz besonders: die von Norwegen. Das Land ist fünftgrößter Ölproduzent weltweit und bei der Erdgasversorgung Europas zweitwichtigster Lieferant hinter Russland.
Für Anleiheanleger ist Norwegen derzeit aus zwei Gründen interessant: Erstens trägt die substanzielle Bedeutung Norwegens bei der europäischen Energieversorgung zur langfristigen Stabilität der norwegischen Wirtschaft bei. Zweitens wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Landeswährung, die norwegische Krone, an Wert gewinnt; vor allem jetzt, da der Euro durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zusätzlich gedrückt wird. Dass Norwegen wie die Bundesrepublik ein AAA-Top-Rating hat und dennoch für langfristige Staatsanleihen 1,4 Prozentpunkte pro Jahr mehr als der Bund bietet, macht Staatspapiere in Kronen zu einem Basisinvestment. Eine Krone ist derzeit 12,1 Euro-Cent wert.
Schon im Frühjahr lief die norwegische Wirtschaft mit 1,2 Prozent Wachstum wesentlich dynamischer als die stagnierende Konjunktur in der Euro-Zone. Kein Wunder, mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung speist sich aus dem Export von Öl und Gas.
Anleihetipp: Norwegen | |
Kurs (%) | 105,52 |
Kupon (%) | 3,00 |
Rendite (%) | 2,34 |
Laufzeit bis | 14. März 2024 |
Währung | Norwegische Krone |
ISIN | NO0010705536 |
Dabei hat das Energiegeschäft noch einen zusätzlichen Vorteil: Der Erlös daraus fließt in einen Staatsfonds, der seit seiner Auflegung im Jahr 1990 mittlerweile auf 880 Milliarden Dollar angewachsen ist. Bis 2020 wollen die Norweger auf diese Weise mehr als 1100 Milliarden Dollar ansammeln. Der Staatsfonds hat drei wichtige Funktionen: die Altersvorsorge der Norweger zu sichern, eventuelle Konjunkturschwächen mithilfe von Investitionen auszugleichen und generell für die Zeit nach dem Öl- und Gasboom vorzusorgen. Seit Jahren geht in Norwegen die Angst um, dass mit einem Ende der fossilen Brennstoffe auch der Wohlstand des Landes zusammenbrechen könnte.
Diese Sorge ist allerdings theoretisch. Norwegen verfügt derzeit über Reserven von 13,6 Milliarden Kubikmeter Öl- und Gasäquivalent. Bei der aktuellen Jahresförderung von rund 220 Millionen Kubikmetern würde schon das für gut 60 Jahre reichen. Neue, riesige Vorkommen, die derzeit im Nordpolarmeer erforscht werden, sind hier noch gar nicht eingerechnet. Dank zahlreicher Stauseen ist das Land zudem beim Strom aus Wasserkraft führend. Und es ist bereits absehbar, dass als nächstes Wachstumsgebiet die Erzeugung von Windkraft ausgebaut wird.
Fondstipp: Invesco Asia Balanced - Börsen feiern Politiker und deren Reformeifer
Die Begeisterung in Indien nach der Wahl des als reformstark geltenden Premierministers Narendra Modi hat jetzt bei Wahlen zu den Landesparlamenten einen Dämpfer erhalten. Von Börsianern bekam Modi aber Vorschusslorbeeren, nachdem er das Kabinett auf 45 Minister fast halbiert hat und höhere Infrastruktur-Ausgaben ankündigte. Indiens Exporte steigen leicht, die Inflationsrate sinkt. Aber den Indern geht das nicht schnell genug. Seine Partei bekam jetzt nicht einmal die Hälfte der bisherigen Sitze. Der indische Aktienmarkt fiel auf den Stand von Mitte August. Mit mehr als 30 Prozent plus seit Jahresbeginn gehört er zusammen mit Indonesien und Vietnam noch immer zu den Top-Performern. 2014 hatte nicht gut angefangen. Währungsverluste, weil Investoren höhere US-Anleiherenditen bevorzugten, das schwächere chinesische Wachstum, die Unsicherheit durch Wahlen in Indien und Indonesien sowie ein Putsch in Thailand schreckten Investoren ab.
Ab Mai aber stiegen die Kurse rasant. Mit dem Zwölffachen der für 2014 erwarteten Gewinne ist die Region Asien ohne Japan an der Börse aber noch nicht teuer. Das Wirtschaftswachstum von im Schnitt 6,2 Prozent ist im Vergleich zum Rest der Welt eindrucksvoll. Der asiatische Investmentchef von Invesco, Paul Chan, erwartet, dass die regionale Zusammenarbeit steigt. Thailand hat jüngst dem Bau einer Eisenbahn-Schnellstrecke zugestimmt, die von Südwestchina bis Singapur reicht. Durch die Zusammenarbeit der Börsen Hongkong und Shanghai werden sich bestehende Kursunterschiede an den Märkten verringern, Chinesen können künftig auch in die in Hongkong notierten Aktien investieren.
Fondsmanager Frankie Tai steckt die Gelder des Invesco Asia Balanced derzeit zu 60 Prozent in Aktien und zu rund 40 Prozent in Zinspapiere.
Die größten Bond-Positionen sind philippinische und indonesische Dollar-Staatspapiere mit Renditen von 3,8 und 5,3 Prozent. Stärkste Aktienpositionen sind taiwanesische Technologieunternehmen, gefolgt von australischen, chinesischen und thailändischen Titeln. Dividendenrenditen zwischen 3,0 und 4,5 Prozent machen sie für Tai attraktiv.