Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Die Baisse an den Energiemärkten trifft das ölreiche Norwegen schwer. Doch für mutige Anleger bieten das Land und seine Währung eine spekulative Chance. Auch der Traditionskonzern Heideldruck ist einen Blick wert.

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Heidelberger Druck Quelle: dpa

Aktie Heideldruck: Spekulation auf Service und Verpackung

Wer meint, der Siegeszug des Internets und der Rückgang gedruckter Massenerzeugnisse führe automatisch zum Niedergang der Druckindustrie, verkennt die Chancen, die in dem Traditionskonzern Heidelberger Druckmaschinen stecken. Heideldruck stellt nicht die beim Druck von Zeitungen und Zeitschriften eingesetzten Rollenoffsetmaschinen her. Vielmehr ist Heidelberger die Nummer eins für Bogenoffsetmaschinen, mit denen kleinere und wesentlich vielfältigere Druckprozesse möglich sind.

Aktientipp Heidelberger Druck

400 Milliarden Euro ist der weltweite Markt für Druckerzeugnisse groß. Und er schrumpft keineswegs, sondern legt in einzelnen Bereichen sogar zu. Stark ist Heideldruck vor allem bei Maschinen für Verpackungsdruck und im Digitaldruck. Hinzu kommt ein steigender Bedarf an Service und Verbrauchsmaterialien für den Druckprozess. Schon 40 Prozent seines Umsatzes erzielt Heideldruck in diesem vergleichsweise stabilen Geschäft. Aktien von Heideldruck haben in den vergangenen 15 Jahren mehr als 90 Prozent ihres Werts verloren, weil das Unternehmen in den Krisen 2003/04 und seit 2009 tief in die roten Zahlen geraten war.

Mittlerweile ist die Belegschaft um die Hälfte abgebaut, unrentable Fabriken sind geschlossen, die Finanzierung über Anleihen ist gesichert. Die Übernahme des Servicespezialisten PSG half, das Auftragspolster um ein Fünftel zu verstärken. Nach 72 Millionen Euro Verlust im vergangenen Geschäftsjahr (bis März) könnte in der laufenden Saison erstmals wieder ein kleiner Nettogewinn bleiben.

Aktie ProSiebenSat.1: Massenprogramm mit digitaler Option

Gemeinsam mit dem Medienriesen Axel Springer beteiligt sich die Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 am neuen Investmentfonds Lakestar. Das gesammelte Geld fließt in Wachstumsunternehmen der digitalen Welt. Bisher hatten die Fondsinitiatoren mit Überfliegern wie Facebook, Skype oder Xing eine gute Nase.

Schon im August waren Springer und ProSieben beim Onlinevertrieb Myticket eingestiegen, vor Kurzem wurde das Verbraucherportal Verivox übernommen, außerdem Anteile der Sportplattformen 90min und EverSport. Die Internetunternehmen, an denen sich ProSieben beteiligt, bekommen als Bezahlung Werbeplätze im Fernsehen. Das erhöht deren Reichweite und Bekanntheit und schont die eigene Kasse. An die 800 Millionen Euro Umsatz wird ProSieben in seinem digitalen Geschäft in diesem Jahr erzielen, viermal so viel wie vor vier Jahren.

Aktientipp ProSiebenSat.1

Klassische Fernsehwerbung ist aber immer noch entscheidend, wenn es um die Gewinne geht. Hier sind die operativen Margen (Ertrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation vom Umsatz) mit 31 Prozent deutlich höher als im Digitalgeschäft (20 Prozent). Umso wichtiger ist, dass ProSieben in der werbewichtigen Altersklasse der 14- bis 49-Jährigen mittlerweile einen Zuschaueranteil von 29,2 Prozent erreicht. Mit vier Prozent plus pro Jahr ist Fernsehwerbung in Deutschland ein Wachstumsmarkt.

Nach zwölf Prozent mehr Umsatz im ersten Halbjahr dürfte ProSieben in diesem Jahr 3,2 Milliarden Euro Geschäftsvolumen erreichen, das wäre neuer Rekord. Netto könnten (nach plus 29 Prozent im ersten Halbjahr) dann insgesamt rund 480 Millionen Euro bleiben.

Die hohe Gewinnmarge untermauert den Aktienkurs und macht für 2015 eine Dividende möglich, die auf 1,80 Euro je Anteil steigen kann.

Norwegen ist mehr als nur Öl und Gas

Anleihe Krone, Daimler: Norwegen ist mehr als nur Öl und Gas

Die Baisse an den Energiemärkten trifft das ölreiche Norwegen schwer. Wahrscheinlich wird sich das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 1,2 Prozent halbieren. Die Landeswährung hat mit einem Kurs von 10,85 Euro (für 100 Norwegische Kronen) fast das Tief der Finanzkrise erreicht. Norwegen deshalb abzuschreiben dürfte aber verfrüht sein. Im Gegenteil: Für mutige Anleger bieten das Land und seine Währung eine spekulative Chance.

Mehr als drei Viertel der Wirtschaftsleistung Norwegens stammen nicht aus der Öl- und Gaswirtschaft. Das Land hat eine der größten Handelsflotten, ist führend in Fischereiwirtschaft und Aquakultur, stark in Tourismus, Holzwirtschaft und Telekommunikation. Bei erneuerbaren Energien gehört Norwegen zu den Pionieren. 95 Prozent seines Strombedarfs könnte das Land aus Wasserkraft decken. Fast ein Fünftel aller neu zugelassenen Autos sind Elektrofahrzeuge. Windkraft macht zwar erst ein Prozent der Stromleistung aus, hat aber im stürmischen Norwegen großes Potenzial.

Anleihentipp Krone, Daimler

Zudem hat Norwegen die Mittel, die Industrien jenseits von Öl und Gas zu fördern. Im staatseigenen Fonds liegen 750 Milliarden Euro, mit denen sich nicht nur Haushaltslöcher stopfen lassen. Damit kann das Land trotz Krise in Straßen, Bildung und Gesundheit investieren und Steuern niedrig lassen.

Natürlich würde ein weiterer Rückgang des Ölpreises Norwegen und seine Währung unter Druck halten. Ein kurzfristiger Anstieg der Krone ist auch wegen Zinssenkungen der Notenbank unwahrscheinlich. Doch sollte sich der Ölpreis stabilisieren, kann die Krone wie nach der Finanzkrise schnell nach oben drehen.

Der größte Staatsfonds der Welt soll Norwegen als Geldquelle dienen, wenn die Ölquellen des Landes versiegen. Wie und wo der Fonds in Deutschland investiert, zeigt dieser Überblick.

Norwegische Staatsanleihen mittlerer Laufzeit (ISIN NO0010572878, Rating AAA) bieten ein Prozent Jahresrendite. Wer mehr will, kann auf Kronen-Anleihen von Daimler setzen, die Moody’s mit A3 noch als Investment einstuft.

Fonds Allianz Flexi Immo: Hoher Kursabschlag eröffnet Gewinnchance

Offene Immobilienfonds, die die Branchenkrise überlebt haben, freuen sich über gigantische Zuflüsse. In den ersten acht Monaten 2015 zahlten Anleger netto 2,1 Milliarden Euro bei ihnen ein. Die Wertentwicklung ist meist mickrig, aber stabil. Die Immobilien-Aktienfonds hingegen haben im Einjahresvergleich zwar hohe Kursgewinne erzielt, jetzt sind die Aussichten aber trüber.

Fondstipp Allianz Flexi Immo

Eine interessante Wette bleibt noch: Anleger können die Immobilienfonds, die ihren Bestand in den nächsten anderthalb Jahren komplett verkaufen und aufgelöst werden, an der Börse günstig kaufen. Portfolios wie CS Euroreal, KanAm grundinvest und SEB ImmoInvest gibt es dort 24 Prozent günstiger als bei der Fondsgesellschaft, die einen offiziellen Preis aus den von Sachverständigen ermittelten Immobilienwerten errechnet. Teilweise sind die Abschläge berechtigt, denn die Verkäufe unter Zeitdruck bringen oft weniger ein als den Wert, mit dem die Immobilien in den Büchern stehen.

Der Niedrigzins treibt Anleger in Immobilien, aber nicht alle Abwicklungsfonds können daraus Honig saugen. Der TMW Immobilien Weltfonds hat zuletzt ein gut vermietetes Bürohaus in Amsterdam für 15 Millionen Euro verschleudert, das mit 26 Millionen in den Büchern stand und 2008 noch 67 Millionen gekostet hat. Besser lief es beim SEB ImmoInvest. Für den Berliner Potsdamer Platz hat die Fondsgesellschaft nach langer Suche einen Käufer gefunden. Der Komplex stand zuletzt mit 1,3 Milliarden Euro in den Büchern und wurde für rund 1,27 Milliarden verkauft.

Über alle Verkäufe der Abwicklungsfonds freuen sich auch die Anleger des Dachfonds Allianz Flexi Immo. Mit rund 30 Prozent ist sein Kursabschlag an der Börse gegenüber dem offiziellen Fondspreis einer der höchsten. Bei den 13 Fonds, in die er investiert, wird es noch Immobilienabwertungen geben, weil jetzt nicht mehr die Topgebäude übrig sind. Bliebe Käufern bis zur geplanten Auflösung im März 2018 ein Gewinn von rund zehn Prozent, ist das im heutigen Umfeld okay.

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