
Aktientipp: Pfeiffer Vacuum - Neuer Großaktionär treibt die Kurse
Mehr als 30 Prozent in nur vier Monaten ist WirtschaftsWoche- Favorit Pfeiffer Vacuum (Empfehlung in Heft 30/2015) nach oben geschossen. Grund ist der Einstieg eines neuen Großaktionärs. Im September holte sich der Konkurrent Busch-Holding aus dem badenwürttembergischen Maulburg – ebenfalls Spezialist für Vakuumpumpen – 15 Prozent der Pfeiffer-Aktien. Vor Kurzem folgten dann die Aufstockung auf 27,2 Prozent und die Ankündigung, Busch wolle weitere Anteile kaufen. Beim Überschreiten der Meldeschwelle von 30 Prozent müsste es zu einem Pflichtangebot an die freien Aktionäre kommen. Steht die Übernahme von Pfeiffer bevor? Fast 1,1 Milliarden Euro ist Pfeiffer an der Börse schwer.
Für das Familienunternehmen Busch, das etwa 400 Millionen Euro Jahresumsatz macht, wäre das zwar ein großer Brocken, doch mit 88 Prozent Eigenkapitalquote ist Busch finanziell stark. Bei drei Prozent Dividendenrendite kann Busch weitere Zukäufe in Ruhe abpassen. Den Zugriff auf Pfeiffer Vacuum lockern dürfte Busch nicht. Pfeiffer ist eine Perle unter deutschen Nebenwerten. Den Hessen ist es gelungen, aus dem Schatten des niedergehenden Geschäfts mit der Solarindustrie zu treten. Dafür wurde das lukrative Geschäft mit der Halbleiterindustrie ausgebaut, vor allem für Smartphones. Fast ein Fünftel mehr Aufträge und ein Gewinnsprung von 49 Prozent in den ersten neun Monaten signalisieren, dass Pfeiffer auf dem richtigem Weg ist. Und mit 65 Prozent Eigenkapital in der Bilanz ist Pfeiffer auch ein Substanzwert.
Aktientipp: A.S. Création - Auf dem Weg zurück zu alter Ertragsstärke
Russland ist der weltweit größte Absatzmarkt für Tapeten. Entsprechend konsequent war die Strategie von A.S. Création Tapeten, Europas größtem Tapetenhersteller, frühzeitig nach der Wende, Anfang der Neunzigerjahre, den russischen Markt und andere osteuropäische Märkte zu erschließen. Um näher an seinen Kunden zu sein, wurde zuletzt gar mit einem Partner eine Produktionsanlage in Russland aufgebaut. Der Umsatzanteil der Region Osteuropa erhöhte sich zwischenzeitlich in Richtung 20 Prozent. Heftig getroffen wurde A.S. Création daher durch die Wirtschaftskrise in Osteuropa, vor allem durch den starken Wertverfall des russischen Rubel. 2014 gingen die Konzernerlöse um gut fünf Prozent zurück auf 189, 1 Millionen Euro. Das Gummersbacher Unternehmen meldete 9,3 Millionen Euro Jahresfehlbetrag, den ersten seiner Börsengeschichte, die 1998 begann. Konsequenterweise gestrichen wurde die Dividende.
Der Erlösschwund in Osteuropa ist noch nicht gestoppt. In den ersten neun Monaten lag das
Minus in der Region bei 44 Prozent. Konzernweit drückte das den Umsatz um 13 Prozent auf 127 Millionen Euro. Erfreulich: Die Ergebnisentwicklung stabilisiert sich. Netto blieben im Konzern 3,4 Millionen Euro nach 3,2 Millionen im Vorjahr. Sollte der Rubel nicht dramatisch einbrechen und sollten die Belastungen aus einem alten Kartellfall in Frankreich – betroffen sind zwei Gesellschaften, die A.S. Création Ende 2008 übernommen hatte – die dafür bereits getroffenen Rückstellungen nicht wider Erwarten übersteigen, kann 2015 wieder ein ordentlicher Gewinn ausgewiesen werden. Weil in der Vergangenheit solide gewirtschaftet wurde, sollten dann auch wieder Dividenden ausgeschüttet werden. Jörg Philipp Frey, Analyst bei M.M.Warburg & CO, rechnet für 2015 mit einer Dividende von 1,11 Euro pro Aktie. Das wären fast vier Prozent Rendite.
Aktientipp: Bunzl - Saubere Gewinne seit Jahrzehnten serviert
Wer bei Wachstumsunternehmen nur an Apple, Google (Alphabet) oder Amazon denkt, kennt Bunzl nicht. Das britische Unternehmen, das 1854 in Bratislawa gegründet wurde, hat seinen Nettogewinn in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich von 67 Millionen Pfund Sterling auf fast 300 Millionen erhöht. Weder der Konjunkturrückschlag nach der Jahrtausendwende noch die Finanzkrise haben an dieser Erfolgsserie etwas geändert. Seit 1992 wurde die Dividende in jedem Jahr erhöht. Für 2015 bekommen Anleger wahrscheinlich 38 Pence je Aktie. Das Erfolgsgeheimnis von Bunzl ist sein Mix aus stabilem Geschäft und regelmäßigen kleinen Zukäufen. Das Unternehmen entstand im 19. Jahrhundert als Verwerter von Textilresten, wurde dann Hersteller und Großhändler von Papierprodukten und ist seit gut 20 Jahren nur noch Lieferant von Verpackungen und Verbrauchsmaterialien (Servietten, Einwegteller, Papiertüten, Reinigungsmittel).
Die Kunden stammen aus den Branchen Lebensmittel, Einzelhandel, Hotel- und Gaststätten, Hygiene und Gesundheit. Für Bunzl führt dieser Mix zu einem stabilen Geschäftsverlauf, der nur sehr wenig von allgemeinen Marktschwankungen beeinträchtigt wird. Zusätzliches Wachstum entsteht durch Zukäufe. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat Bunzl mehr als 100 meist kleine bis mittelgroße Unternehmen übernommen und dabei seine Präsenz in 29 Ländern ausgebaut, mit Schwerpunkten in Europa und Nordamerika. Jüngste Zukäufe sind der Verpackungsspezialist Meier aus Österreich und das kanadische Reinigungsunternehmen Planet Clean. Die Einnahmen aus dem laufenden Geschäft sind so stabil, dass sich Bunzl die Zukäufe problemlos leisten kann. Die Nettoschulden, rund eine Milliarde Pfund, sind etwa doppelt so hoch wie der operative Gewinn dieses Jahres. Für das wenig kapitalintensive Dienstleistungs- und Liefergeschäft ist das eine komfortable Relation.